»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
für seine Bereitschaft, mich dauerhaft an Bord seines Jets zu beschäftigen.
Ich hatte bisher erst einmal lediglich eine einzige Person an Bord eines Verkehrsflugzeugs bedient. Es war Robert Redford, der auf einem späten Abendflug nach New York ganz allein in der First Class saß. Business- und Economy-Class waren bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es war mein Glückstag, da meine Kollegin nach hinten geschickt worden war, ehe sich herausstellte, dass wir nur einen Passagier in der ersten Klasse haben würden. Aber leider gilt der Service erst dann als abgeschlossen, wenn alle Gäste an Bord, in allen drei Klassen, bedient worden sind. Ich musste meinen Kollegen also meine Hilfe anbieten, obwohl ich mich liebend gern ausschließlich um Robert gekümmert und mit den Fingern durch sein dichtes blondes Haar gestrichen hätte. Aber er hatte während des gesamten fünfeinhalbstündigen Flugs nur einen einzigen Wunsch: eine Cola light, mehr nicht. Deshalb flitzte ich auch noch ein paar Mal mit einer Mülltüte durch die Gänge der Holzklasse und sammelte Abfälle ein. Ich erzähle Ihnen das nur, weil es, auch wenn man nur einen einzigen Gast an Bord hat, immer irgendetwas zu tun gibt. Zumindest in einer normalen Passagiermaschine.
Robert Redford und Mark Cuban haben tatsächlich die eine oder andere Gemeinsamkeit: Sie sind nicht nur beide extrem nett und fast ein bisschen schüchtern, sondern machten mich auch ziemlich nervös, weil es viel zu leicht war, sie zufriedenzustellen. So etwas bin ich nicht gewöhnt. Ebenso wie Robert wollte auch Mark nur eine Cola light. Vielleicht interessiert es Sie, zu erfahren, dass Cola für Flugbegleiter das nervtötendste Getränk überhaupt an Bord ist, weil wir in der Zeit, die wir brauchen, um den Inhalt einer einzigen Dose in ein Glas zu befördern, eine ganze Sitzreihe bedienen könnten. Aus irgendeinem physikalischen Grund sinkt die Kohlensäure auf 12 000 Metern nicht so schnell ab wie bei anderen Limonaden, deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als noch einen Schluck nachzuschenken … und noch einen … und noch einen … und noch ein bisschen … bis die Passagiere auf den anderen Plätzen bereits unruhig werden und mir so viele Getränkebestellungen zurufen, dass ich sie mir nie im Leben merken kann.
»Nur eine Sekunde«, sage ich dann immer und schenke noch etwas nach … und noch ein Schlückchen, bis ich aufgebe und ihnen die Dose in die Hand drücke. Ich hatte sogar schon Alpträume, in denen ich hektisch versuchte, rechtzeitig vor der Landung eine nicht enden wollende Cola-Flut einzuschenken. Wer hätte gedacht, dass es sich als noch schwieriger entpuppen würde, dem einzigen Passagier an Bord einer Privatmaschine eine ganz normale Cola light zu servieren?
Mark saß während des gesamten Flugs am Konferenztisch und sah fern oder blätterte in einer Zeitschrift. Wann immer ich nach ihm sehen wollte, hob er den Kopf, lächelte und sagte: »Ich habe alles, danke.« Diese vier Worte kamen über seine Lippen, bevor ich auch nur ein paar Schritte in seine Richtung machen konnte.
»Oh. Okay.« Eilig zog ich mich wieder in mein Reich zurück.
Ziemlich peinliche Angelegenheit. Da er ganz hinten in der Maschine saß und außer ihm kein anderer Passagier an Bord war, gab es keine Möglichkeit, unbemerkt in seine Nähe zu kommen. Ehrlich gesagt war mir nicht klar, wieso ich überhaupt an Bord sein musste. Womit um alles in der Welt sollte ich mich beschäftigen, wo es doch gar nichts zu tun gab? Allmählich begannen meine Nerven zu flattern. Hatte er eine Klingel, die er drückte, wenn er etwas wollte? Oder würde er mich einfach rufen? Woher sollte ich wissen, ob er etwas brauchte, wenn ich ihn nicht sah? Würde er warten, bis ich das nächste Mal auftauchte, oder aufstehen und sich selbst bedienen? O Gott, so weit durfte es auf keinen Fall kommen!
»Ich habe alles, wirklich.« Wieder ein Lächeln.
»Ich wollte nur sichergehen …«
Schon bald richtete sich meine ganze Aufmerksamkeit auf sein Glas. Sollte ich es wegräumen, sobald er ausgetrunken hatte, oder warten, bis er es beiseiteschob? Ich wollte diesen Job nicht vermasseln, noch bevor er richtig angefangen hatte. Auf einem gewöhnlichen Flug hätte ich mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, sondern wäre einfach hingegangen, hätte es genommen und den Passagier gefragt, ob er noch etwas wolle. Aber Mark ließ es gar nicht erst so weit kommen.
»Immer noch alles bestens.«
»Okey-dokey.« O Gott.
Weitere Kostenlose Bücher