»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
Größenbeschränkungen hängen mit den Sicherheitsbestimmungen zusammen. Normalerweise bewegt sich die Körpergröße einer Flugbegleiterin zwischen einem Meter sechzig und einem Meter fünfundachtzig. Wir müssen schließlich groß genug sein, um an die Notfallausrüstung in den Fächern über den Sitzen heranzukommen, und klein genug, um uns in der Kabine nicht den Kopf zu stoßen. (Einige kleinere regionale Fluggesellschaften, die ausschließlich mit Kurzstreckenmaschinen fliegen, schreiben deshalb eine Maximalgröße von einem Meter siebenundsiebzig vor.) In den Neunzigern wurden Gewichtsbeschränkungen zwar abgeschafft, trotzdem muss das Körpergewicht nach wie vor in einem gesunden Verhältnis zur Größe stehen. Wenn Flugbegleiter ohne eine Gurterweiterung nicht auf den Klappsitz oder durch das Fenster des Notausgangs passen, dürfen sie nicht fliegen. Bei den meisten ausländischen Airlines sind die Anforderungen an Größe, Gewicht und Alter wesentlich strenger als in den USA .
Es hat durchaus seine Vorteile, Personen zu beschäftigen, die bereits in anderen Branchen Erfahrung gesammelt haben, denn diese wissen unseren Job in der Regel wesentlich mehr zu schätzen als Berufseinsteiger. Und das schlägt sich definitiv in der Qualität ihrer Arbeit nieder. Wer noch nie in einem »normalen« Beruf gearbeitet hat, erkennt die Vorteile unseres Jobs meist nicht. Außerdem spart die Airline bares Geld, da die Kosten für die betriebliche Altersvorsorge bei älteren Mitarbeitern niedriger sind. Als ich dies einem Passagier erklärte, der nicht glauben wollte, dass meine Mutter auch als Flugbegleiterin arbeitete, sagte er, seiner Meinung nach sei es unzumutbar, einer älteren Frau dabei zusehen zu müssen, wie sie einen Getränketrolley durch die Gänge schiebt. Als hätte er mit dem Kauf eines Tickets automatisch einen Anspruch auf eine junge, attraktive Flugbegleiterin erworben. Unnötig zu erwähnen, dass er selbst auch nicht gerade eine Augenweide war. Ein anderer Passagier gestand, er wünschte, die Airlines würden insgesamt hübschere und nettere Flugbegleiterinnen beschäftigen, so wie bei Virgin. Schließlich habe er keine Lust, während des Fluges von irgendjemandes Großmutter oder schwulem Cousin zusammengestaucht zu werden, weil er sich nicht anschnallen wolle. Es ist schon erstaunlich: Die meisten Leute, die sich über das Alter und die vermeintliche Hässlichkeit der Flugbegleiterinnen beschweren, sind selbst alt und hässlich.
Keine Ahnung, woran es liegt, aber die Menschen scheinen zu vergessen, dass wir Flugbegleiter die gleichen Rechte haben wie sie selbst, auch wenn wir unsere Brötchen in der Luft verdienen. Mir persönlich machen die Passagiere, die sich sexistisch über Flugbegleiterinnen äußern, am meisten zu schaffen. Offenbar glauben sie, mit ihren völlig veralteten Ansichten im Recht zu sein, denn sie schrecken auch nicht davor zurück, sie genau den Menschen aufs Auge zu drücken, über die sie gerade ablästern! Ich sage es nur sehr ungern, aber auch Flugbegleiter dürfen älter werden und ein bisschen an Gewicht zulegen, ebenso wie der Rest der Menschheit. Ein Passagier hat sich bei mir einmal tatsächlich darüber beschwert, eine »fette Flugbegleiterin« habe ihm den gesamten Flug versaut. Er sei jedes Mal, wenn sie den Gang entlanggegangen sei, aus dem Schlaf geschreckt, weil sie ihn angerempelt habe. Beinah hätte ich entgegnet, dass »fette« Flugbegleiterinnen weitaus seltener die Reisenden anrempeln würden, wenn gewisse Passagiere nicht ständig ihre Quadratlatschen in den Gang streckten. Ich selbst bekam von einer Frau mal einen handfesten Schlag auf den Hintern verpasst, weil ich ihr versehentlich auf den Zeh getreten war. Nur fürs Protokoll: Mein Verhältnis zwischen Körpergewicht und -größe ist durchaus im grünen Bereich, aber nicht einmal ich schaffe es, den Gang entlangzugehen, ohne von einer Seite auf die andere treten zu müssen, um all den Füßen, Armen und Köpfen auszuweichen, die in den Gang ragen.
Wie Linda, meine einstige Mitbewohnerin aus dem Ausbildungslehrgang, begann auch meine Mutter ihre Karriere als Flugbegleiterin in einem Alter, in dem sich andere bereits innerlich auf die Rente vorbereiten. Statt die nächste Brünette mit Hilfe von Bleichmitteln und Alufolie in eine Blondine zu verwandeln, brachte meine Mutter nun ihre Arbeitstage damit zu, Al Gore zurückzugrüßen, wenn er ihr an der Sicherheitskontrolle am Flughafen JFK begegnete. Jetzt
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