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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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Tag lang das verrückte Leben eines Künstlers erlebte – und das hatte ich bislang nie zu träumen gewagt.
    Als ich dachte, es könne nicht mehr besser werden, schwangen der Fotograf und ich uns auf sein Motorrad und bretterten durch die Straßen Manhattans. Ich schlang die Arme um seine Taille, während er sich durch den Großstadtverkehr schlängelte. Der Wind wehte mir durchs Haar, ich lehnte mich zurück und blickte nach oben, auf die gigantischen Wolkenkratzer rings um mich herum. Unterwegs blieben wir stehen, um die Essensreste der Bandmitglieder einer Obdachlosen zu bringen, die er mit Namen kannte. Es waren fast surreale Stunden, und ich bin froh, dass ich danach nie wieder von ihm gehört habe. Manchmal muss man eben aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieser Tag war sozusagen der Tag meines Lebens, ich hatte Dinge erleben dürfen, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden. Wenn es etwas gibt, wodurch wir Flugbegleiter uns von anderen unterscheiden, dann ist es die Tatsache, dass wir solche einzigartigen Momente sehr, sehr oft erleben dürfen.
    Meine Mitbewohnerin Grace hatte diesen Moment ihres Lebens, als der berühmte Moderator Howard Stern bei uns zu Hause anrief. Grace war ein Riesenfan von Howard, was noch viel schlimmer wurde, nachdem sie ihn eines Tages als Passagier an Bord gehabt hatte. Seitdem hatte sie jeden Morgen – wieder und wieder und wieder – vergeblich in seiner Sendung angerufen und stundenlang das Festnetz blockiert. Als sie irgendwann endlich durchkam, erzählte sie Howard von dem Tag, als er an Bord ihrer Maschine gewesen war. Dann begann sie, in aller Ausgiebigkeit über andere Prominente in Flugzeugen abzulästern. Grace weigerte sich, Howard ihren Namen zu verraten, also verpasste er ihr kurzerhand den Spitznamen »Großmaul-Suse«. Kurz darauf drang das Fauchen von Flugzeugdüsen durch den Äther.
    Am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Als ich abhob, hörte ich Flugzeugdüsen, gefolgt von einer vertrauten Stimme, die nach »Großmaul-Suse« fragte. Ich rannte nach oben in Grace’ Zimmer und weckte sie. »O mein Gott, Howard möchte mit dir sprechen!«
    »Wer?«, fragte sie schlaftrunken.
    »Howard Stern!«
    Sie sprang aus dem Bett und stürzte ans Telefon. Howard stellte Grace mit einigen kurzen Worten seinen Hörern vor, dann fragte er: »Und haben Sie heute Morgen schon die New York Times gelesen?«
    »Nein. Wieso?«, quiekte Grace entsetzt. Offenbar ahnte sie bereits, dass seine Frage nichts Gutes verhieß.
    »Die haben bei Oprah angerufen. Sie dementiert die Geschichte, die Sie uns gestern über sie erzählt haben.«
    »Was?«, kreischte Grace. Howard Stern. Die New York Times ! Oprah Winfrey! Großmaul-Suse stand kurz vorm Herzinfarkt. Gestern war sie noch eine kleine, unbedeutende Job-Novizin gewesen, und heute stand sie im Zentrum einer New York Times -Story. Millionen Menschen wussten nun, wer sie war. Einschließlich Oprah Winfrey, die sie auch noch als Lügnerin bezeichnete. Das war übel. Ganz, ganz übel.
    Grace hatte die Oprah-Geschichte nicht selbst erlebt (ebenso wenig wie ich oder sonst jemand, den ich kenne), aber jeder in der Branche kannte dieses Gerücht. Das Ganze soll sich folgendermaßen zugetragen haben: Oprah kam an Bord und verlangte nach einer Crew, die ausschließlich aus weiblichen Flugbegleitern bestehen sollte. Als sie eine afroamerikanische Kollegin erspähte, wollte sie ausschließlich von ihr bedient werden. Der Reporter der New York Times war einigermaßen sicher, dass Grace die Wahrheit sagte, da sie ihre Unterhaltung mit Howard an Bord ziemlich glaubhaft geschildert hatte. Als Howard Stern Vermutungen darüber anzustellen begann, für welche Airline Großmaul-Suse arbeitete, und Grace kichernd den Namen ihres Arbeitgebers – der nun dick und fett in der New York Times stand – leugnete, war die Sache für den Reporter endgültig geritzt. Oprahs Büro behauptete hingegen, die Geschichte sei absolut lächerlich.
    »Und in welchem Jahr soll das gewesen sein?«, bohrte Howard weiter.
    »Oh … äh … ich weiß nicht mehr genau. 1995?«
    »Könnte stimmen«, warf Robin, Howards Nachrichtenfrau, ein. »Oprahs Büro hat angegeben, dass sie seit 1995 keine öffentliche Maschine mehr besteigt.«
    An diesem Tag war Grace außer sich. Sie kann von Glück sagen, dass sie keinen Ärger bekam, weil sie in einer Radioshow über eine der beliebtesten Moderatorinnen der USA abgelästert hatte, und sie lernte darüber hinaus eine wichtige

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