Wir in drei Worten
eine Wohnung zu investieren. Eigentlich dachte ich an eine Wohnung im Stadtzentrum, von wo aus ich das Leben eines weltgewandten Singles führen könnte, aber die Preise sind ernüchternd. Mindy ist der Ansicht, dass ich mir für sechs Monate etwas mieten und erst einmal wieder zu mir finden sollte. Caroline hält Mieten für Geldverschwendung. Ivor hat mir sein Gästezimmer angeboten und hofft, damit endlich seine unzuverlässige, laute Untermieterin Katya loszuwerden. Wie Mindy sagt, sollte er sie auf jeden Fall rausschmeißen – er müsste nur seinen Mut zusammennehmen und sich wie ein Mann benehmen.
»Jaaa …?«, erwidere ich argwöhnisch.
Mindy beginnt manchmal mit einer vernünftigen Feststellung und weitet sie dann zu einer vollkommen verrückten Idee aus.
»Du kannst deine Suche einstellen. Eine stinkreiche Kundin von mir wird die nächsten sechs Monate in Bombay verbringen. Sie besitzt eine Wohnung im Northern Quarter. Ich glaube, es handelt sich um eine umgebaute Baumwollspinnerei oder etwas Ähnliches, und anscheinend ist es einfach umwerfend. Sie braucht einen zuverlässigen Wohnungssitter, und ich habe ihr gesagt, dass du die verlässlichste Person auf dieser Welt bist, und sie meinte, wenn das so wäre, würde sie dir einen guten Deal anbieten.«
»Ähm …«
Mindy nennt mir eine monatliche Summe, die nicht gerade gering ist. Sie ist allerdings machbar und für eine Wohnung, wie sie sie beschreibt, sicher nicht zu hoch. Aber bei Mindy muss man immer mit etwas Verrücktem rechnen. Wahrscheinlich gehört zu der Wohnung ein Maltipoo mit Blasenschwäche und dem Namen Colonel Gad-Faffy, der nur Thunfisch in Sushi-Qualität frisst und viermal am Tag Gassi geführt werden muss.
»Sollen wir zwei uns die Wohnung nach der Arbeit anschauen?«, fährt Mindy fort. »Sie fliegt am Freitag, und einer ihrer Cousins hätte Interesse. Sie sagt, er sei ein kleines Chang-Monster und deshalb vertraue sie ihm nicht. Du bist also die Spitzenkandidatin, aber du musst rasch zuschlagen.«
»Chang-Monster?«
»Du weißt schon. Koks. Der Schnee für Bekloppte.«
»Verstehe.«
Ich denke darüber nach. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Bleibe für einen längeren Zeitraum als sechs Monate. Ein halbes Jahr mit Option auf Verlängerung. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit, einen Traum zu leben, während ich mich nach etwas Realistischerem umsah.
»Klar, ich schau mir die Wohnung gern an.«
»Großartig! Treffen wir uns um halb sechs bei Afflecks?«
»In Ordnung. Bis dann.«
Als ich in den Presseraum zurückgehe, wird mir klar, warum ich meinen Auszug so lange hinausgezögert habe, so unangenehm das auch ist. Meine Entscheidung, Rhys zu verlassen, geht nun von Worten in Taten über. Sie wird zur Tatsache. Dazu gehört es, das Kapital aufzuteilen, unsere weltlichen Güter zu trennen, abends in eine leere Wohnung zu kommen und in den gähnenden Schlund einer einsamen Zukunft zu blicken. Ein Teil von mir, ein schrill kreischender, feiger Teil, will schreien: »Warte! Halt! Ich habe es nicht so gemeint! Ich will aussteigen!« Reisekrankheit setzt ein.
Aber ich erinnere mich auch an die SMS , die ich vor ein paar Tagen von Rhys bekommen habe und die sich ebenso traurig wie wütend anhörte:
Ich hoffe, du bemühst dich rasch um eine Wohnung, denn ich kann das Ende dieses Zusammenlebens kaum erwarten.
Ich öffne mein Notebook wieder und überlege, ob ich noch einen nach Kuhscheiße schmeckenden Kaffee trinken soll.
Zoe kommt herein und bleibt unschlüssig stehen. Man hört praktisch ihre elektrostatisch aufgeladenen Nerven summen.
»Du kannst dir gern etwas zu essen holen. Deine Sachen kannst du hier lassen, wenn du willst«, sage ich.
»Danke.« Sie legt den Mantel und ihre Tasche ab und stellt ihr Notebook vorsichtig auf den Tisch.
»Oder hast du Lust, im Pub zu Mittag zu essen?«, fahre ich fort. Ich bin mir nicht sicher, woher diese Großherzigkeit kommt. Wahrscheinlich versuche ich wiedergutzumachen, was ich Rhys angetan habe. Aber die Einträge in der Sparte für gute Taten im großen Buch des Lebens werden niemals reichen, um das aufzuwiegen.
»Das wäre großartig!«
»Gib mir fünf Minuten, dann zeige ich dir, warum The Castle sich als das Pub, das dem Gericht am nächsten liegt, ausgezeichnet hat.«
Zoe nickt und setzt sich, um ihre Notizen in Langschrift zu übertragen. Ich werfe einen Blick hinüber, während ich tippe. Ich habe es geahnt – ihre Stenozeichen sind so perfekt, dass
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