Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
Vom Netzwerk:
Erhitzen auf den Teller gelegt wurde. »Mit Ken fertigzuwerden kommt dem Kampf mit einem Krokodil gleich. Wir alle haben uns dabei schon Bisswunden eingehandelt. Hat er dir schon die Frage mit den Achtlingen gestellt?«
    Zoe schüttelt den Kopf.
    »Eine Frau hat Achtlinge, Neunlinge, wie auch immer, bekommen. Du darfst an ihrem Bett das erste Interview führen, während sie noch von den Medikamenten benommen ist. Welche Frage musst du ihr auf jeden Fall stellen?«
    »Äh … Hatten Sie große Schmerzen?«
    »Wollen Sie noch mehr Kinder haben? Sie wird wahrscheinlich versuchen, dir die Schale mit den Weintrauben an den Kopf zu werfen, aber das ist sein Standpunkt. Du bist Journalistin, also musst du wie eine Journalistin denken. Hab immer die Schlagzeile im Blick.«
    »Ich verstehe.« Zoe runzelt die Stirn. »Das werde ich mir merken.«
    Ich verspüre das hoffnungslose Bedürfnis, jemandem die eine Million Schnitzer zu ersparen, die ich gemacht habe, als ich neu war, obwohl ich weiß, dass jeder seine eigenen Fehler macht und man niemanden davor bewahren kann.
    »Tritt selbstbewusst, aber nicht zu großspurig auf, und wenn du Mist baust und es kommt heraus, dann gib es zu. Ken wird dich zur Schnecke machen, aber er wird dir auch glauben, wenn du beim nächsten Mal sagst, dass es nicht deine Schuld war. Lügen sind ein absolut rotes Tuch für ihn.«
    »Verstehe.«
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhige ich sie. »Am Anfang wirkt das alles wahrscheinlich ein bisschen viel, aber über kurz oder lang wirst du feststellen, dass sich alle menschlichen Erfahrungen auf etwa ein halbes Dutzend verschiedener Arten von Storys reduzieren lassen, und du wirst genau wissen, wie die Redaktion sie haben will. Bis dahin wirst du dir auch den nötigen Zynismus angeeignet haben, und das ist dann der Zeitpunkt, um sich was Neues zu suchen.«
    »Warum wolltest du Journalistin werden?«, fragt Zoe.
    »Hah! Lois Lane.«
    »Im Ernst?«
    »Oh, ja. Die Brünette aller Brünetten. Sie traute sich etwas, behauptete sich gegen ihren Boss, hatte eine eigene Dachgeschosswohnung und besaß dieses fließende blaue Negligé. Und sie ging mit Superman. Meine Mutter ließ mich die Christopher-Reeve-Filme anschauen, wenn ich krank war und nicht zur Schule gehen konnte, und ich habe sie mir immer wieder angesehen. ›Du hast mich, und wer hat dich?‹ Großartig.«
    »Ist es nicht eigenartig, wie oft wichtige Entscheidungen in unserem Leben von den merkwürdigsten Zufällen abhängen?«, meint Zoe und saugt so fest an ihrem Strohhalm im Colaglas, dass ein gurgelndes Geräusch ertönt. »Hätte deine Mutter sich damals für
Batman
entschieden, würden wir vielleicht jetzt nicht hier sitzen.«
    »Hm«, brumme ich undeutlich und wechsle das Thema.

[home]
    7
    I ch sehe Mindy in ihrem violetten Mantel und den roten Schuhen bereits aus einer Entfernung von einer Meile. Während ich an ein Alltagsdrama aus den 1960 er Jahren in Schwarz-Weiß erinnere, wirkt sie wie ein Sonnenstrahl aus einem Bollywood-Film.
    Sie nennt das ihren indischen Elstern-Instinkt – sie kann Edelsteinfarben und glitzernden Dingen einfach nicht widerstehen. Am auffälligsten leuchtet jedoch ihr Haar. Seit ich Mindy kenne, verwendet sie ein Kokosnussshampoo für neunundneunzig Pence, das einen Strahlenkranz um ihren lakritzfarbenen Bob legt. Ich habe es einmal ausprobiert und sah danach aus, als trüge ich eine vom staatlichen Gesundheitssystem bezahlte Strohperücke.
    Sie entdeckt mich und schwingt einen Schlüssel an einem Band wie ein Hypnotiseur eine Taschenuhr. »Endlich!«
    Mindy hat nicht übertrieben, als sie von der zentralen Lage sprach. Fünf Minuten später stehen wir vor einem viktorianischen Backsteingebäude, das von einem Tempel der Schwerstarbeit in ein elegantes Wohndomizil für Leute mit Geld umgewandelt wurde.
    »Vierter Stock«, erklärt Mindy mit einem Blick nach oben. »Hoffentlich gibt es einen Aufzug.«
    Es gibt einen, aber der ist außer Betrieb, also keuchen wir mit im Gleichtakt klappernden Absätzen die Treppe hinauf.
    »Keine Parkmöglichkeiten«, erinnert mich Mindy. »Behält Rhys das Auto?«
    »Oh, ja. In Anbetracht unserer bisherigen Verhandlungen bin ich froh, dass wir keine Haustiere oder Kinder haben.«
    Meine Gedanken kehren zu den Momenten in meinem Leben zurück, die ich am liebsten auslöschen würde, selbst wenn ich dafür viel Geld bezahlen müsste. Wir saßen da und versuchten, zwei total miteinander vernetzte Leben auseinanderzuzerren. Ich

Weitere Kostenlose Bücher