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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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jetzt.
    Caroline tätschelt mein Knie und erkundigt sich nach dem Weg. Als wir an der Wohnung ankommen, bin ich dankbar, so viele Aufgaben zu haben, die mich beschäftigen – Geld in die Parkuhr werfen, die Wohnung aufschließen, nach und nach vollbepackt das ganze Gerümpel hineintragen. Schließlich ist alles in der Wohnung aufgetürmt und es wird Zeit, den Rest zu holen. Ich atme tief ein und stoße die Luft aus wie ein Sportler, der sich auf einen Kraftakt vorbereitet.
    Zu Hause – oder vielmehr dort, wo einmal mein Zuhause war – ist der Rest in wenigen Minuten verstaut.
    Ich kann noch nicht gehen. Ich kann einfach nicht. Ich setze mich auf die Treppe vor der Haustür und versuche, mich zusammenzureißen, aber stattdessen spüre ich, wie sich ein Knoten in mir löst. Ein leises Schniefen verwandelt sich in ein Schluchzen, das meinen ganzen Körper schüttelt, und ich fühle, wie Caroline mir die Hand auf meine zuckende Schulter legt.
    Als ich mein verheultes Gesicht von den Knien hebe, sage ich, erstickt durch all die Flüssigkeit, die meinen Körper durch Augen, Nase und Mund verlässt: »Ich habe nichts, worin ich schlafen kann.«
    »Was meinst du?«, fragt Caroline und hockt sich neben mich. »Rupa hat doch ein Bett, oder nicht?«
    »Nein.« Ich deute an mir herunter. »Etwas zum Schlafen. Ich habe immer eines von Rhys’ T-Shirts getragen. Von Velvet Underground. Ich habe es nicht mitgenommen.«
    Ich fange wieder zu schluchzen an, und Caroline streichelt mir den Rücken.
    »Ihr wart so lange zusammen, und das ist alles so schnell gekommen. Es ist ganz normal, dass das jetzt weh tut, Rach.«
    Caroline hat eine freundliche, aber sachliche Art an sich, die einen bremst, wenn man sich spiralförmig nach unten bewegt. Sie ist mitfühlend, ohne nachgiebig zu sein. Das ist wie der Unterschied zwischen der Schulschwester und deiner Mum, wenn du dir das Knie aufgeschürft hast.
    »Ich werde ihn vermissen«, sage ich.
    »Das weiß ich.« Sie reibt mir kräftig über den Rücken, als ob ich meinen Schmerz vielleicht aushusten könnte.
    »Das kann ich ihm aber nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihn verlasse!«, heule ich.
    Sie setzt sich neben mich auf die Treppe, und ich rücke ein wenig zur Seite. Wir ignorieren die Kinder, die einen Ball über die Straße kicken und uns neugierig beäugen.
    »Schau.« Sie senkt leicht ihre Stimme. »Ich möchte mich nicht anhören wie eine Therapeutin, aber ich glaube, dass du dich jetzt zwangsläufig schuldig fühlst. Und du bist traurig. Das ist ganz normal. Du darfst dich dafür nicht hassen. Es ist so, wie es ist. Meine Güte, das klingt so trivial …«
    »Nein, das tut es nicht. Es stimmt schon.«
    »Tatsächlich? Na gut …«
    Wir bleiben eine Weile schweigend sitzen.
    »Wir müssen das nicht alles heute erledigen, falls du noch eine Nacht bleiben möchtest«, fügt sie schließlich hinzu.
    Das überrascht mich. Caroline glaubt normalerweise daran, dass man durchziehen muss, was man beschlossen hat. Ich habe irgendwie das Gefühl, als würde sie gern sehen, dass ich es mir noch einmal überlege und mich wieder mit Rhys versöhne.
    »Nein, nein, schon in Ordnung«, wehre ich ab. »Ich möchte es jetzt hinter mich bringen.«
    Vielleicht handelt es sich aber auch um eine verdammt kluge Maßnahme paradoxer Psychologie.
    Caroline steht auf, klopft sich die Hose ab und streckt ihre Hand aus, um mir hochzuhelfen.
    »Ich werde Mindy bitten, dir einen Schlafanzug zu besorgen. Du weißt doch, wie gern sie shoppen geht.«
    Ich lächle schwach, nehme ihre Hand und lasse mich auf die Füße ziehen.
    »Bist du sicher, dass du so viel zurücklassen willst?«, fragt Caroline, als sie die Kofferraumklappe zudrückt. »Ich weiß, Mindy hält es für eine gute Idee, aber Mindy glaubte auch bei ihren letzten drei Männern, eine gute Wahl getroffen zu haben.«
    »Ja. Ich habe genügend Geld, um mir neue Sachen zu kaufen. So viel lasse ich gar nicht zurück.«
    Ich schaue nach oben, und das Haus starrt ausdruckslos zurück. Es scheint mir zuzustimmen. Ich denke an das Kuvert, das ich neben das Telefon gelegt habe. Darin befindet sich der Ring, den ich nun nicht mehr trage.
    Caroline klopft mir schweigend auf die Schulter und setzt sich ans Lenkrad. Rasselnd hole ich Luft und gehe zur Beifahrerseite.
    Das war’s. Ich gehe. Und es hat nichts gegeben, was diesen Moment markiert hat. Nicht einmal einen bedeutsamen Blick zwischen Rhys und mir. Vielleicht ist das immer so. Trotzdem

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