Wir in drei Worten
habe ich das Gefühl, als fehle eine nötige Förmlichkeit: ein offizieller Handschlag, eine Trennungszeremonie, eine Urkunde. Wie Rhys sagte: Ist das alles? Nach dreizehn Jahren?
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12
C aroline bricht schließlich das tränengetränkte Schweigen im Audi. »Mein Vorschlag, sofort etwas zu kaufen, war Blödsinn. Vielleicht hat Mindy recht, und diese Zwischenlösung ist genau das, was du jetzt brauchst.«
»Danke. Hast du nicht gesagt, auf Mindys Urteilsvermögen könne man sich nicht verlassen?«
»Manchmal vielleicht doch.«
Ich weiß, dass sie über mich gesprochen haben und sich Sorgen um mich machen. Eine Frage kann ich nicht länger zurückhalten: »Glaubt ihr alle, dass ich einen großen Fehler mache?«
Es folgt eine gespannte Pause.
»›Alle‹ kann man nicht sagen.«
»Oh, Gott.« Ich lege eine Hand auf mein Gesicht. »Drei verschiedene Arten der Missbilligung.«
»Es geht nicht um Missbilligung. Du bist einunddreißig – es steht weder uns noch jemand anderem zu, dir zu sagen, was richtig für dich ist. Ich war einfach nur überrascht, dass du bisher niemals irgendwelche Probleme erwähnt hast, das ist alles.«
»Ich wollte nicht hinter Rhys’ Rücken über ihn reden. Und ehrlich gesagt war ich mir über meine Gefühle nicht im Klaren. Ich habe mich in die Hochzeitsvorbereitungen gestürzt, und er hat sich dabei ziemlich beschissen verhalten, dann ist es aus mir herausgebrochen, und das war’s.«
»Hättest du ihm nicht ein Ultimatum stellen können? Ändere dich, oder du fliegst raus? Meiner Meinung nach bist du nie energisch genug aufgetreten, und das hat vielleicht zu einer gewissen … Bequemlichkeit geführt.«
»Ich habe einen Paartherapeuten oder etwas Ähnliches vorgeschlagen, aber daran war er nicht interessiert.«
»Ich bezweifle, dass er dich verlieren wollte. Er ist eben ein Sturkopf.«
»Du kannst von niemandem verlangen, sich grundsätzlich zu ändern. Und an diesem Punkt waren wir angelangt.«
»Hättest du nicht … Wenn du vielleicht …«
»Caro, bitte. Ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich werde es bald tun, bei einer Flasche Wein, stundenlang. Wir können die ganze Sache durchkauen, bis du es nicht mehr hören kannst. Aber nicht jetzt.«
»Tut mir leid.«
»Schon in Ordnung. Lass uns über etwas anderes reden.«
Hm. Ich bin mir nicht sicher, wann »bald« sein wird. Am besten warte ich bis zum Jahr 2064 , wenn sie sich einen USB -Stick ins Ohr stecken kann und alle Informationen direkt in den vorderen Stirnlappen geladen werden.
Einem unbesonnenen Impuls nachgebend, füge ich hinzu: »Ach, ich habe übrigens Ben getroffen.«
»Ben? Ben von der Uni? Wo? Ich dachte, du wolltest ihn nicht ausfindig machen. Wie geht es ihm?«
Ich bin dankbar, dass Caroline mir nur einen flüchtigen Blick zuwerfen kann, bevor sie sich wieder auf die Straße konzentrieren muss.
»Äh, es war in der Bibliothek. Ich habe beschlossen, in meinem neuen Leben Italienisch zu lernen, und dann lief er mir plötzlich über den Weg. Wir haben einen Kaffee miteinander getrunken. Es scheint ihm gutzugehen. Er ist verheiratet.«
Caroline schnaubt. »Ha! Das war ja klar. Ein so attraktiver und anpassungsfähiger Mann wie er wird spätestens mit Mitte zwanzig weggeschnappt.«
»Sind denn alle annehmbaren Männer bereits verheiratet?«
Caroline begreift, was sie gerade gesagt hat, und verzieht das Gesicht. »Nein! Ich meinte damit nur Männer wie ihn. Es gibt mehr tolle Frauen als Männer, und Nachfrage und Angebot regieren den Markt, also sind Männer von seiner Sorte schnell vergriffen.«
»Das verheißt nichts Gutes in Hinsicht auf meine Chancen, jemanden zu finden.«
Caroline legt geräuschvoll den nächsten Gang ein und sieht aus wie eine ägyptische Terrakottabüste, die ich einmal im Britischen Museum gesehen habe. »Ich wollte damit nicht sagen … oh, du weißt schon …«
»Schon okay«, sage ich. »Ich bin ganz deiner Meinung. Ben war dafür bestimmt zu heiraten, und die Auswahl an Männern über dreißig ist nicht großartig. Aber bald werden sich die ersten scheiden lassen, und dann suche ich mir einen von denen aus, die in die zweite Runde gehen.«
Carolines Lachen klingt eher dankbar als amüsiert. »Du wirst das schon hinkriegen.«
»Mindy und Ivor sind immer noch single, und sie sind beide normal und nett. Na ja, einigermaßen normal.«
»Stimmt!«
Ich fühle mich keineswegs so locker und entspannt, wie ich mich um unser beider willen zu geben versuche. Noch
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