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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Bedeutung hat. Also, wenn du es ertragen kannst …«
    Ich nickte aufmunternd, während er mich betrachtete und die Alternativen abwägte.
    Er beugte sich vor und küsste mich fest und mit geschlossenem Mund auf die Lippen. Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, doch trotzdem reagierte ich, indem ich ihn, ein wenig leidenschaftlicher und mit halb geöffneten Lippen, erwiderte. (Schließlich sollte er nicht glauben, dass ich miserabel küsste.)
    Er wich ein kleines Stück zurück, als wolle er aufhören. Doch dann lehnte er sich unerwartet nach vorne und küsste mich wieder. Diesmal war es eher ein richtiger Kuss mit offenem Mund und sich berührenden Zungenspitzen. Ich spürte seine Hand an meiner Taille. Er schmeckte nach Alkohol und ein wenig nach Salz, und, oh, Gott, plötzlich und ganz unerwartet schmolz ich dahin wie ein Löffel Zucker in einer Tasse heißem Tee. Während mein Verstand noch einigermaßen auf Linie war, begehrte mein Körper auf. Es war, als erkenne er überlegenes genetisches Material und sende das Signal an all meine Nervenenden, sofort dreizehn Babys mit diesem Menschen zu machen, ganz gleich, ob mir seine CD -Sammlung gefiel oder nicht. Innerhalb von Sekunden hatte ich eine Grenze überschritten und wusste nicht mehr, ob meine Bereitschaft, mich an Anstand und Sitte zu halten, der wahren Leidenschaft standhalten würde.
    Aha. Eine Lektion des Lebens.
Das also ist der Grund, warum man seinen besten Kumpel nicht aus Spaß küssen soll.
    Ben machte sich abrupt los und vermied den Blickkontakt. Rasch fingen wir an, Tequilagläser zu füllen, um uns zu beschäftigen und den Geschmack des anderen loszuwerden, während alle klatschten. Okay, dachte ich, in dem Versuch, meine Gedanken zu ordnen, das Problem war also nicht ein schlechter Kuss, sondern ein guter Kuss, ja, vielleicht sogar ein sensationeller. Ich konnte nicht abstreiten, dass da eine rein biologische Anziehungskraft bestand, obwohl ich eigentlich nichts von Ben wollte. Ich hatte das Bedürfnis nach einer Badewanne voller Eiswürfel.
    Außerdem wusste ich, dass ich Rhys gerade zum ersten Mal betrogen hatte. Und dabei hatte er mich vor meiner Abreise aus Sheffield ausdrücklich davor gewarnt. Ist ein Kuss auch ein Kuss, wenn er aus praktischen Gründen erforderlich ist, um jemanden vor einem üblen Streich zu retten? Ich hatte mich doch nicht in höherem Maße schuldig gemacht als eine Frau, die von einem Bösewicht entführt und gezwungen wird, einen Bikini oder ein Abendkleid anzuziehen, bis der Held erscheint, um sie zu erlösen. Ich meine, Han Solo hat Leia in
Star Wars
doch auch keine Szene gemacht, sondern war ihr einfach nur dankbar, weil sie ihn wieder aufgetaut hat, Thema erledigt. Mit der Frage, wer in meinem Fall die Rolle des Mr. Solo spielte, wollte ich mich lieber nicht befassen.
    »Gut gemacht«, verkündete Andy, fest entschlossen, weiter Unfrieden zu stiften. »Habt ihr beide es euch denn nie überlegt?«
    »Ich weiß, dass es dir schwerfällt, das zu kapieren, aber wir sind
Freunde
«, zischte Ben. »Es ist, als ob man seine Schwester küsst. Pflicht abgehakt.«
    »Autsch«, erwiderte Andy und warf mir einen Blick zu, um festzustellen, wie ich darauf reagierte.
    Ja, seine Bemerkung hatte ins Schwarze getroffen. Und zwar mit Schmackes. Ich verbarg meine Gefühle hinter einem Riesenschluck aus meinem Tequilaglas.
    Zu meiner Überraschung spürte ich, wie Ben unter dem Tisch nach meiner freien Hand tastete und sie beruhigend drückte. Trotz meines angeschlagenen Zustands versuchte ich zu ergründen, was da gerade zwischen uns passiert war. Jedenfalls vibrierte ich wie eine Stimmgabel.
    Als der chaotische Abend schließlich zu einem Ende kam, begleitete Ben mich die wenigen Meter zu meinem Wohnheim. Unterwegs fanden wir alle möglichen unverfänglichen Gesprächsthemen, die uns plötzlich brennend interessierten, und fielen einander ins Wort, um bloß kein Schweigen aufkommen zu lassen.
    »Hey, es tut mir leid, was vorhin mit diesem Haufen von Idioten passiert ist«, meinte er zum Abschied. »Ich hätte mich verdrücken sollen, als sie mit diesem Spiel anfingen. Gib dem Alkohol die Schuld. Außerdem entschuldige wegen … na, du weißt schon. Was ich gesagt habe.«
    »Kein Problem«, antwortete ich, denn ich wollte unter allen Umständen verhindern, dass er den Satz wiederholte oder weiter ausführte. »Gute Nacht«, fügte ich forsch hinzu.
    Offenbar hatte Ben die Episode als Quälerei empfunden. Doch ich wusste, dass es

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