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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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habe ich nicht gemeint. Ich habe einfach noch nie mit einer Freundin so lachen können wie mit dir.«
    Ich konnte mir gut vorstellen, dass Ben nicht viele platonische Freundschaften mit Frauen erlebt hatte, aber ich würde sein Ego nicht aufblasen, indem ich ihm erklärte, woran
das
wohl lag.
    »Du bist auch anders als die Jungen, die ich sonst kenne«, erwiderte ich leichtsinnig, ohne daran zu denken, dass ich diesen Gedankengang lieber nicht zu Ende führen wollte.
    »In welcher Hinsicht?«, fragte Ben.
    »Du siehst aus, als könntest du in einer Boygroup mitmachen«, antwortete ich mit einem betrunkenen Kichern.
    Bens Miene wirkte aufrichtig gekränkt. »Oh, wow.«
    »Was? Das ist ein Kompliment!«
    »Ist es nicht.«
    Während ich darauf beharrte, das sei etwas Positives, murmelte Ben, er müsste sich zusammen mit dem Blinddarm auch das Schamgefühl entfernen lassen, um bei so etwas mitmachen zu können. Es tat mir leid, dass ich so schlecht darin war, jemanden zu loben.
    Die Zeit verlor sich in einem betrunkenen Nebel, irgendwann gesellten sich Bens Mitbewohner zu uns, und ich stellte fest, dass ich die einzige Frau in einer Gruppe von sieben johlenden Kerlen war. Und nicht nur das, sie begrüßten uns mit den Worten »Oh, là, là!« und »Führst du wieder dein Frauchen aus?«.
    Mich störte das nicht weiter, insbesondere nicht in meinem angeheiterten Zustand. Doch als ich Ben ansah, blickte er ausgesprochen finster drein.
    Erstaunlicherweise bekam ich in Sachen Alkoholkonsum bald ernsthafte Konkurrenz: Einer der Jungs kehrte mit einer ganzen Flasche Tequila, komplett mit Sombrero-Deckel, einem Behälter Salz in Imbissbudengröße und einem Haufen ziemlich vertrockneter Zitronenecken zurück.
    »Wahrheit oder Pflicht«, rief Andy, der Rädelsführer. »Bist du dabei?« Er wandte sich direkt an mich.
    »Sie spielt nicht mit«, entgegnete Ben barsch.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Wie bitte?«
    »Ron, du bist die einzige Frau hier. Die werden von dir jedes Mal verlangen, dass du deine Brüste zeigst.«
    Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen.
    »Vertrau mir. Die vertragen mehr als du und haben weniger Niveau«, fügte er hinzu.
    »Warum nennst du sie Ron?«, fragte einer der Jungs, der Patrick hieß.
    »Lange Geschichte«, erwiderte Ben.
    »Die beiden haben einen Geheimbund«, verkündete Andy.
    »Gibt es da besondere Aufnahmerituale?«, fragte Patrick mit einem anzüglichen Grinsen.
    »Du bist so kindisch«, entgegnete Ben.
    »Übertriebene Empfindlichkeit, wenn es um diese Dame geht, gehört eindeutig dazu«, meinte Andy zu Patrick.
    Ich spürte, wie Bens Unbehagen von Minute zu Minute wuchs, und wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Einerseits wollte ich nicht das kleine Frauchen sein, das ihn heimlich unter dem Tisch anstieß oder Zwinkersignale gab. Doch ich ahnte, dass alles, was ich sagte, gegen uns verwendet werden würde, weshalb ich Ben zuliebe schwieg.
    »Machst du mit, oder erlaubt es dein Herr und Meister nicht?«, wandte Patrick sich in dem Ton an mich, den er sonst als Vorsitzender des Debattierclubs anschlug.
    Mir wurde klar, dass ich Patrick grässlich unsympathisch fand.
    »Ja, lass sie mitspielen! Feminismus und so«, brüllte Andy.
    »Ich will kein Spielverderber sein, sondern nur auf dich aufpassen. Was würde Rhys zu diesen Typen sagen?«, meinte Ben leise zu mir.
    Meinen Freund aufs Tapet zu bringen, hatte die gewünschte Wirkung. Rhys hätte mit den Fingerknöcheln geknackt und die Herren aufgefordert, ihn nach draußen zu begleiten.
    »Ich bin euch ein paar Gläser voraus. Also werd ich mal eine Runde aussetzen«, sagte ich lächelnd, worauf alle buhten.
    Und so ging das Spiel los. Obszöne Phantasien wurden gebeichtet, die flotte Dreier mit verhärmten Dozentinnen einschlossen, Biere wurden auf Ex getrunken, und Andy musste zum Fenster laufen und den Passanten seinen nackten Hintern zeigen. Die Barfrau verzog nur das Gesicht und blätterte hinter dem Tresen weiter in ihrer Zeitschrift. Offenbar war sie trotz des nackten Arschs froh, dass wir an diesem Abend mitten in der Woche den Umsatz des MacDougal’s locker verdoppelten.
    »Ben, Ben, BEN , BENNY !«, johlte Andy. »Du bist dran. Wahrheit oder Pflicht?«
    Kurz richtete sich Andys tückischer Blick auf mich. Ich hatte die irrationale Angst, die »Wahrheit« könnte etwas mit mir zu tun haben. Aber was gab es da eigentlich zu befürchten?
    »Äh, Pflicht«, sagte Ben.
    Andy beugte sich zu Patrick hinüber, und die beiden

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