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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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jemanden?«
    »Bestimmt …«
    »Du mußt mir nicht sagen , wen.«
    »Das war sonst …«
    »Ja?«
    »Und beten soll ich gar nichts?«
    »Beten schadet nie. Aber das tust du ja sowieso.«
    »Vielleicht einen schmerzhaften Rosenkranz?«
    »Nimm den trostreichen … – Wenn es denn ein Rosenkranz sein soll.«
    »Gut.«
    »Dann erteile ich dir jetzt die Absolution: Gott , der barmherzige Vater , hat durch den Tod und die Auferstehung Seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke Er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes .«
    »Amen.«
    »Dankt dem Herrn , denn er ist gütig.«
    »Und Sein Erbarmen währt ewig.«
    »Der Herr hat dir deine Sünden vergeben. Geh hin in Frieden.«
    »Dank sei Gott , dem Herrn.«
    Es ist alles noch aussichtsloser.
    Kuffel steht im Zimmer , naß wie ein begossener Pudel , sein beiger Blouson ist vom Regen dunkel gefleckt , darunter trägt er eines seiner rot-weiß-karierten Hemden mit einer Kordelschleife am Hals , findet nichts , woran er seine Augen festmachen könnte. Carl sitzt im Sessel am Boden. Beißt die Zähne zusammen , schluckt schwer , weicht seinem Blick aus.
    »Tja« , sagt Kuffel.
    An den Fensterscheiben bilden die Tropfen bewegte Muster.
    »Es ist alles gepackt. Meine Mutter wartet unten im Auto auf mich.«
    Carl nickt.
    »Sie wollte mit hochkommen , aber ich habe ihr gesagt , daß das Unsinn ist.«
    »Klar.«
    Nebenan , aus Vincent Färbers Zimmer , tönt die gequälte Stimme von Neil Young: »I am searching for a heart of go-old …«
    Kuffel beugt sich zum Aquarium hinunter.
    »Und was machen deine Fische?«
    »Ganz gut.«
    »Junge haben sie zur Zeit keine , oder?«
    Richtet sich wieder auf.
    »Nein.«
    »Wie kommt das?«
    »Die Lebendfuttersaison hat erst angefangen , und bis jetzt war noch keine Zeit , welches zu keschern. Deswegen.«
    »Du könntest mir aber ein Exemplar deiner Studie schicken , wenn du sie abgeschlossen hast.«
    »Mach’ ich.«
    »Ich bin schon auch interessiert an diesen Dingen. Weil …«
    »Mußt du nicht.«
    » Macropodus opercularis heißen sie , oder? – Hab’ ich mir gemerkt.«
    Carl schaut jetzt auch zu den Fischen: Das Männchen ist blaß , das Weibchen hält sich zwischen Pflanzen und Wurzeln versteckt.
    »Es dauert noch. Mir fehlen Bilder von halbausgewachsenen Nachzuchten.«
    Wenn er wüßte , wie er sie los wird , würde er es mit einer anderen Art versuchen.
    »Verstehe.«
    Ohne daß einer vorher anklopft , wird die Tür aufgerissen. Deggendorf steht da , fragt: »Hast du noch Kaffee?«
    »Nein. Aber du störst.«
    Knallt die Tür wieder zu.
    »Und nächste Woche fährst du erst mal ins Sauerland zur Gräfin?«
    »Genau.«
    »Wie lange?«
    »Vierzehn Tage. Ein bißchen Wandern. Am Wochenende darauf kommt der Kardinal und hält einen Vortrag über das immerwährende Wirken des Parakletos in der Kirche.«
    »Schade , daß ich nicht dabeisein kann.«
    »Sehr schade , wirklich. Er ist zwar nicht gerade ein Charismatiker mit seiner Fistelstimme und dem etwas … sagen wir weichlichen Gebaren. Aber schon auch eindrucksvoll. Und ein mächtiger Mann. Der mächtigste nach dem Heiligen Vater. Er wird in Zukunft die theologische Ausrichtung dieses Pontifikats bestimmen.«
    »Du bist dann ja sicher öfter in Sudentropp.«
    »Schauen wir mal.«
    Ein Schmerz , der von der Brust bis in die Fingerspitzen zieht , aber nicht ausbrechen kann.
    »Vielleicht magst du noch ein Stück Richtung Parkplatz mitgehen.«
    »Sicher.«
    »Nur wenn du willst.«
    »Halt nicht bis zum Auto , weil , deine Mutter wäre mir jetzt doch ein bißchen viel.«
    »Sonst können wir uns auch hier schon trennen …«
    Das wäre am besten , aber es würde Bernhard kränken , und Carl möchte ihn nicht kränken zum Abschied.
    »Ich müßte dann nämlich so langsam.«
    Carl steht auf , schwankt kurz , macht einen Schritt auf Kuffel zu , sieht sich , wie er ihm um den Hals fällt , in Tränen ausbricht , tut nichts dergleichen , dreht sich weg , damit Kuffel seinem Gesicht nichts entnimmt , geht an ihm vorbei zur Tür. Bückt sich , zieht seine Schuhe an. Der Versuch eines Lächelns: »Schirm nehme ich jetzt keinen mit.«
    Zum Glück ist niemand auf dem Flur , der etwas sehen oder denken könnte. Kuffels Kreppsohlen quietschen. Schweigen. Carl schießen lauter letzte Sätze durch den Kopf , aber keine

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