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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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› Beweisbilder ‹ im Biologiebuch doch noch mal genau an: Da sind ein paar Knöchelchen , schön plastisch dargestellt oder photographiert , und rundherum hat irgendein Zeichner seiner Phantasie , entsprechend den Anweisungen des Auftraggebers , freien Lauf gelassen. Abgesehen davon , daß die › Unmengen an Funden ‹ dann schnell auf eine Handvoll zusammenschrumpfen , ist da vor allem das ungelöste Problem der missing links. Auch da wird so getan , als wäre das nur ein Schönheitsfehler. Fakt ist: Nach wie vor fehlen Stücke , die die Existenz echter Übergangsformen belegen. Dabei müßten sie , folgt man Darwins Annahmen , bei weitem in der Überzahl gewesen sein und also , rein statistisch gesehen , auch entsprechend häufiger ausgegraben werden.«
    »Aber …«
    »Wissenschaftlich betrachtet , handelt es sich beim Evolutionismus nicht einmal um eine Theorie , sondern lediglich um eine Hypothese.«
    »Ihr wollt mir nicht allen Ernstes erzählen , daß Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat?«
    Schweigen.
    Kuffel zieht ein weiteres Buch aus dem Regal , hält es hoch , läßt sich auf den Schreibtischstuhl fallen , blättert: »Wenn du ein paar Grundbegriffe philosophischen Denkens verstanden hast , Carl , können wir gern dieses Buch gemeinsam durcharbeiten: Die Wiederkehr des mythischen Dunkels im Gefolge der modernen Biologie . Gräfin Warnstorf zeigt hier im Detail , wes Geistes Kind Darwins Thesen sind.«
    »Und all die anderen Knochen , die weltweit ausgegraben wurden? Jetzt nicht nur Frühmenschen. Ich habe neulich im Senckenberg Museum erst Dinosaurier gesehen … – Alles Fälschungen oder was?«
    »Es kann ja sein , daß es Dinosaurier gegeben hat , nur haben sie sich eben nicht aus Würmern und Fischen entwickelt , sondern sind in der ihnen eigenen Gestalt von Gott geschaffen worden.«
    »Am vierten oder am fünften Tag?«
    »Mein Lieber , ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen , ob ich über die Geheimnisse der Schöpfung dumme Witzchen machen würde.«
    »Möglicherweise muß man … Natürlich bei aller gebotenen Vorsicht … Es ist jedenfalls nicht auszuschließen , daß die Erde auch dunkle Geheimnisse birgt. Wenn man sich die Stellen im Buch Hiob anschaut , wo Gott es dem Satan ausdrücklich erlaubt , Seinem treuen Diener Hiob alles zu nehmen , was ihm lieb und teuer ist. Oder die Szene am Anfang des Faust – Goethe ist zwar kein rechtgläubiger Gewährsmann , hatte aber doch vermutlich den einen oder anderen Einblick.«
    »Jetzt komm nicht wieder mit diesen obskuren Theorien , die Backnang in Sudentropp nach zwei Flaschen Wein auftischt , wenn die Gräfin im Bett ist.«
    »Die Welt , in der wir heute leben , als Menschen im Stand der Erbsünde , Carl , ist nicht das Paradies , das Gott Adam und seinen Kindern ursprünglich zugedacht hatte.«
    »Ich glaube nicht , daß Carls ohnehin verwirrter Geist durch diese mehr als fragwürdigen Geschichten noch weiter durcheinandergebracht werden sollte. Wenn du mich fragst , hat Backnang sich dieses Zeug aus äußerst obskuren gnostischen Schriften zusammengebastelt. Bei Pseudo Numenius Aerophagus findest du so was …«
    »Mit Gnosis hat das nichts zu tun …«
    »Wenn Backnang hinter den sieben Bergen in seinem gottverlassenen Pfarrhaus hockt , kommen nachts auf seinen einsamen dionysischen Höhenflügen die Visionen hereingeweht , er sieht , wie der Teufel eins mit dem Demiurgen der Neuplatoniker wird und sich dann …«
    »Das sind Gedanken , Carl , die du besser für dich behältst …«
    »Glaub ihm kein Wort , Carl.«
    »Der Paradiesgarten ist ja ein durch und durch vollkommener Ort gewesen , in dem es – anders als hier auf der Erde – Leid und Tod noch nicht gab. Die Beziehungen zwischen den Geschöpfen basierten nicht auf Fressen und Gefressenwerden. Löwe und Zicklein , Wolf und Lamm ruhten friedlich nebeneinander. Nachdem Adam und Eva in Sünde gefallen und der göttlichen Gnade verlustig gegangen waren …«
    »Statt dieses krude Zeug zu verbreiten , solltest du dich lieber mit Sachverhalten beschäftigen , zu denen Schrift und Tradition sich tatsächlich äußern.«
    »Wollen wir wirklich annehmen , daß es der liebende und gütige Gott selbst gewesen ist , der das Paradies , diesen wunderbaren Ort , nach dem Fall des Menschen derart verdorben und in das Schlachtfeld des struggle for existence verwandelt hat , auf dem wir uns befinden. Abgesehen davon , daß in der Schrift tatsächlich von einer Vertreibung im

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