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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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den Bahnhof zurück. Ich brauchte Geld für den Fall, dass ich keinen Freier für die Nacht fand und in eine Pension gehen musste.
    Auf dem Bahnhof traf ich dann Rolf, den ehemaligen Stammfreier von Detlef, bei dem ich oft am Wochenende geschlafen hatte. Detlef hatte in den letzten Wochen wieder bei Rolf gewohnt. Aber Rolf war kein Freier mehr. Er war auch längst auf H und ging am Bahnhof anschaffen. Er hatte es ziemlich schwer, mit seinen sechsundzwanzig Jahren noch Freier zu finden. Ich fragte Rolf nach Detlef. Rolf fing dann echt an zu flennen. Ja, Detlef sei in der Therapie. Es sei große Scheiße ohne Detlef. Rolf fand also das Leben sinnlos, wollte auch entziehen, liebte Detlef, wollte sich umbringen. Also Fixertrallala. Mich machte das Gelabere um Detlef ziemlich sauer. Ich begriff nicht, was für Ansprüche der runtergekommene Schwule an Detlef hatte. Der wollte doch allen Ernstes, dass Detlef die Therapie schmiß und zu ihm zurückkam. Er hatte Detlef sogar einen Wohnungsschlüssel mitgegeben. Als ich das hörte, rastete ich aus: »Du bist doch ein ganz mieser Dreckskerl. Detlef die Schlüssel geben, damit er auch ja weiß, wo er hinkann, wenn er mal schlecht drauf ist bei der Therapie. Wenn du ihn wirklich gernhättest, dann würdest du alles dafür tun, dass Detlef clean wird. Aber du bist eben doch nur eine miese schwule Sau.«
    Rolf war auf Turkey und ich konnte ihn also leicht fertigmachen. Ich wurde dann auch netter, weil ich plötzlich die Idee hatte, dass ich bei Rolf schlafen könnte. Ich sagte ihm, wenn ich bei ihm pennen könne, würde ich einen Freier für ihn mitmachen und ihm Dope kaufen. Rolf war ganz selig, dass ich bei ihm schlafen wollte. Er kannte überhaupt nur zwei Menschen: Detlef und mich.
    Ich schlief dann mit ihm in seinem französischen Bett. Ich verstand mich eigentlich ganz astrein mit ihm, weil Detlef nicht da war. Er war ein unheimlich armes Schwein eigentlich. Auch wenn ich ihn ekelhaft fand.
    Da lagen dann Detlefs zwei Geliebte im französischen Bett und Rolf fing jeden Abend dasselbe Gelabere an: wie sehr er Detlef liebe. Regelmäßig fing er vor dem Einschlafen an zu heulen. Mich nervte das, aber ich hielt den Mund, weil ich den Platz in Rolfs Bett brauchte. Ich sagte nicht mal was, als er davon quatschte, dass er Detlef eine schöne Wohnung einrichten wolle, wenn sie beide clean seien. Mir war eigentlich sowieso alles scheißegal. Außerdem sagte ich mir irgendwann mal, dass wir ja Rolf auf dem Gewissen hatten. Der wäre ein armer, einsamer, schwuler Kranführer geblieben, der sich gelegentlich mal seinen Kummer wegsoff, wenn er uns nicht getroffen hätte.
    Eine Woche ging das so. Anschaffen, Druck, Anschaffen, Druck und nachts das Gesülze von Rolf. Dann wachte ich morgens noch ziemlich früh auf, als jemand die Wohnungstür aufschloss und auf dem Flur rumpolterte. Ich dachte, es sei Rolf, und brüllte noch: »Sei leise, Mann, ich will schlafen.« Dann stand Detlef im Zimmer.
    Dicke Umarmung, urische Freude. Bis mir einfiel: »Mensch, du bist aus der Therapie rausgeflogen.« Er nickte und erklärte dann auch, warum.
    Wie jeder, der neu aufgenommen wurde, hatte Detlef erst mal drei Wochen Weckdienst. Es ist für jeden Fixer fast unmöglich, pünktlich zu sein. Morgens immer zur selben Zeit aufwachen und dann gleich Action machen, also die anderen wecken, dass ist so ungefähr das Härteste, was man von einem Fixer verlangen kann. Deswegen forderten die das auch in der Therapie, um ihre paar Therapieplätze nur mit Leuten zu belegen, die echt noch Power hatten. Detlef jedenfalls hatte das nicht gebracht, dreimal verpennt und musste seine Koffer packen.
    Detlef erzählte, dass es ihm eigentlich gefallen habe bei der Therapie. Es sei ganz schön hart gewesen, aber er würde es das nächste Mal schon packen. Er wollte jetzt möglichst clean bleiben und sich dann noch mal um einen Therapieplatz bewerben. Er sagte, es seien einige Typen da gewesen, die wir von der Szene gut kannten. Frank zum Beispiel, dessen Freund Ingo gerade mit vierzehn Jahren gestorben war. Wie Babsi.
    Ich fragte Detlef, was er nun machen wolle, und er sagte: »Erst mal einen Druck besorgen.« Ich bat ihn, mir Dope mitzubringen. Zwei Stunden später war Detlef wieder da. Er hatte einen ehemaligen Freier mitgebracht, der Piko hieß. Piko holte aus einer Tasche einen Plastikbeutel und stellte ihn auf den Tisch. Ich dachte, ich seh nicht recht. Ein Plastiksack voll mit Dope. Zehn Gramm. So viel H hatte ich

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