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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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zufrieden.
    Irgendwann gab es dann aber einen Stillstand in der Gruppe. Shit, also Haschisch, und Trips gaben nicht mehr den richtigen Kick. Man hatte sich daran gewöhnt. Irgendwie war das der Normalzustand, auf Shit oder Pille breit zu sein. Es brachte keine neuen Erfahrungen mehr.
    Dann kam einer aus der Clique in den Club und sagte: »Leute, ich habe was ganz Neues, Ephedrin. Das Zeug ist Schau.« Ich nahm zwei Pillen Ephedrin, ein Aufputschmittel, ohne genau zu wissen, was ich schluckte. Ich spülte sie mit einem Bier auf ex runter, weil ich das bei einem anderen gesehen hatte. Das fiel mir nicht leicht. Denn ich verabscheute Bier mittlerweile, weil ich die Leute verabscheute, die sich mit Bier volllaufen ließen.
    Plötzlich waren jede Menge Pillen im Club. Ich nahm am selben Abend noch eine Mandrax, ein starkes Schlafmittel. Ich fand an diesem Abend wieder alles wahnsinnig cool und liebte die Leute aus der Clique. In den nächsten Wochen machten wir einen richtigen Streifzug durch die pharmazeutische Industrie.
    In der Schule hatte ich immer mehr Schwierigkeiten. Ich machte überhaupt keine Schularbeiten mehr und war morgens nie ausgeschlafen. Trotzdem wurde ich in die 8. Klasse versetzt. In einigen Fächern wie Deutsch oder Gemeinschaftskunde brachte ich manchmal noch was, weil es mich gelegentlich interessierte und weil ich das auch irgendwie draufhatte.
    Aber gerade in den Fächern, in denen ich nicht total abschaltete, bekam ich immer mehr Schwierigkeiten. Mit den Lehrern und auch mit der Klasse. Ich fand es einfach unwahrscheinlich mies, wie man in der Schule miteinander umging. Ich erinnere mich noch an einen großen Krach mit einem Lehrer, der mit uns über Umweltschutz sprechen wollte. Die Klasse war sowieso total apathisch. Das interessierte keinen Menschen. Weil es nichts zum Aufschreiben und zum Lernen gab. Mir ging aber auch das Gequatsche von dem Lehrer auf die Nerven, der an allen vorbeiredete. Da bin ich ausgerastet und habe ihn angebrüllt, so in dem Dreh: »Was erzählen Sie uns hier bloß für eine Scheiße. Was heißt hier Umweltschutz? Das fängt doch erst mal damit an, dass die Menschen lernen, miteinander umzugehen. Das sollten wir an dieser Scheißschule erst mal lernen. Dass der eine irgendein Interesse für den anderen hat. Dass nicht jeder versucht, das größte Maul zu haben und stärker zu sein als der andere, und dass man sich nur gegenseitig bescheißt und ablinkt, um bessere Noten zu bekommen. Und dass Lehrer überhaupt mal lernen, den Durchblick zu kriegen und die Schüler gerecht zu beurteilen.« Und so weiter. Ich mochte diesen Lehrer noch relativ gern. Deswegen wurde ich wohl auch so wütend und dachte, dass es einen Sinn hatte, ihn anzuschreien.
    Mir stank diese Schule unheimlich. Es gab eben überhaupt keinen persönlichen Kontakt zu den Lehrern. Und auch in der Klasse wurde der Zusammenhalt immer loser, weil man ja in verschiedene Kurse ging. Es ging eigentlich wieder nur darum, sich gegenseitig fertigzumachen. Keiner half dem anderen, jeder wollte besser sein. Die Lehrer machten die Schüler fertig, weil sie die Macht hatten, Zensuren zu geben. Und die Schüler probten gemeinsam ihre Macht an Lehrern, die gutmütig waren und sich nicht durchsetzen konnten.
    Ich sah das, machte aber trotzdem irgendwie weiter mit, wenn ich Grund oder auch nur Bock hatte, den Unterricht zu stören. Die meisten in der Klasse verstanden mich nur noch, wenn ich irgendwelchen Blödsinn dazwischenrief und nicht, wenn ich ernsthaft darüber zu reden versuchte, dass die Schule so scheiße war.
    Mich störte das nicht mehr weiter, denn ich wollte ja nur von meiner Clique anerkannt werden, in der es eben den Scheißkampf und Scheißkrampf nicht gab. Aber auch in der Clique saß ich dann oft abseits. Ich beteiligte mich immer weniger an den Gesprächen. Es ging sowieso immer um dasselbe: Dope, Musik, der letzte Trip und dann immer mehr über die Preise auf der Szene für Shit, LSD und die verschiedenen Pillen. Ich war meistens so bedröhnt, dass ich nicht reden mochte und allein sein wollte.
    Es gab für mich allerdings noch ein neues Ziel. Das hieß »Sound«. Das Sound war eine Diskothek an der Genthiner Straße im Bezirk Tiergarten. In der ganzen Stadt klebten Plakate: »Sound – Europas modernste Diskothek.« Die Leute aus der Clique gingen da öfter hin. Aber da kam man erst ab 16 rein. Ich war aber nun erst gerade 13 geworden. Und ich hatte immer Angst, dass sie mich gar nicht erst reinlassen,

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