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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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dicht beieinander zu bleiben, damit wir uns nicht verlieren.«
    »Klar«, sagte ich und nahm Jackie an die Hand.
    »Es ist so weit«, sagte Papa. »Sie haben gerade unseren Buchstaben aufgerufen. Kommt, gehen wir, und Gott möge uns beschützen.«
    An den Drehkreuzen gab es ein enormes Gedränge, doch es gelang uns, gemeinsam den Bahnsteig zu erreichen. Es war der längste Zug, den ich je gesehen hatte, die Lokomotive stand weit außerhalb des Bahnhofs. Als jeder Waggon voll war, setzte er sich in Bewegung. Wir hatten Glück, es war ein Personenzug, nicht die üblichen Viehwaggons, mit denen die meisten Menschen transportiert wurden.
    Die Deutschen hatten der jüdischen Bevölkerung der Niederlande gesagt, sie würden in ein Arbeitslager gebracht, mit genügend Essen und Familienunterkünften. Nun waren wir also unterwegs.
    Der Zug verließ den Amstelbahnhof. In unserem Abteil waren nur etwa dreißig Personen. Wir hatten Glück. In die ersten Wagen hatten sie sehr viel mehr Leute gepfercht, denn etliche von ihnen mussten stehen. Wir hingegen konnten alle sitzen.
    Still beobachteten wir die vorbeiziehende Landschaft, die Fel-der mit den Kühen und die Obstgärten. »Was jetzt, was jetzt«, schienen die Räder zu singen.

2. Kapitel
    Plötzlich kam der Zug zum Stehen. Auf den ersten Blick bestand Westerbork aus einem langen Bahnhofsgleis und daneben waren Baracken. Alle stiegen aus dem Zug. Wir wurden von einer Gruppe Krankenschwestern empfangen. Sie brachten uns zu einer Baracke, wo uns ein Team von deutschen und niederländischen Ärzten untersuchte. Vorher mussten wir registriert werden und wurden gefragt, ob wir irgendwelche Juwelen, Gold oder Geld dabeihätten. Es war unser erstes Zusammentreffen mit dem effizienten Registrierungssystem der Deutschen und dauerte stundenlang. Tausendsechshundert Menschen mussten registriert werden und wir gehörten zu den letzten. Mittlerweile war es elf Uhr geworden, normale Schlafenszeit, und wir hatten in der Nacht davor nicht viel geschlafen. Endlich war alles vorbei und wir wurden zur Baracke 70 gebracht. Unser Gepäck stand bereits im Eingangsraum. Auf der linken Seite der Baracke wohnten die Frauen und die Kinder, auf der rechten war der Schlafraum der Männer. Die Pritschen standen sehr dicht beieinander und waren dreistöckig. Meine Mutter und ich eroberten uns obere Pritschen, Jackie hatte die unter meiner, und Max war mit Vater drüben, auf der rechten Seite der Baracke. Wir bekamen etwas Kaffee und Brot, da wir das Abendessen um sechs Uhr verpasst hatten und beeilten uns mit dem Essen, um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Auf den Betten gab es keine Laken, aber wir hatten eine graue Decke und Strohmatratzen. Erschöpft schliefen wir ein.

    Um sieben Uhr wurden wir von unserem Barackenältesten geweckt, der Walter hieß. Jeder Muskel meines Körpers beschwerte sich, doch ich musste mich bewegen, in fünfzehn Minuten würde es Kaffee und Brot geben. Also schlüpften wir in unsere Kleider. Es gab kein Wasser in der Baracke, um uns zu waschen, und wir mussten zu einem Waschraum gehen. Die Toiletten waren noch weiter weg. Hier, in dem gemauerten Toilettenblock gab es Toiletten ohne Sitze und sie waren nicht sehr sauber. Es gab keine Wasserspülung und keinen elektrischen Strom. (Später gingen Max und Jackie nachts mit selbst gemachten Laternen aus kleinen Konservenbüchsen mit hineingeschnittenen Löchern und einer Kerze darin zur Toilette.) Nachdem wir uns gewaschen hatten, kehrten wir zur Baracke zurück, wo wir Max und Vater mit unserem Frühstück fanden. Alle waren froh, wieder zusammen zu sein, und frühstückten am Tisch neben Vaters Pritsche.
    An diesem Tag beschlossen wir, Westerbork zu erkunden. Wir fanden ein kleines Krankenhaus, Werkstätten und eine Fabrik. Was dort produziert wurde, wusste niemand. In einem separaten Teils des Lagers befand sich, was man eine Strafbaracke nannte. Sie war für Untergetauchte oder für Menschen vom Widerstand bestimmt.
    Ein paar aus Deutschland geflohene Juden waren schon länger in Westerbork und hatten die Aufsicht über uns. Andererseits waren sie natürlich dem SS-Kommandanten unterstellt, der au-ßerhalb des Lagers ein hübsches Haus besaß.
    Haid hatten wir herausgefunden, dass das Leben im Lager Westerbork nicht allzu schlimm war, selbst wenn wir ohne Pri-vatsphäre und Bequemlichkeiten wie Duschen auskommen mussten. Das Essen war zwar nicht besonders appetitlich, aber man konnte Päckchen von Freunden außerhalb

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