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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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Küche Nummer 1 kommen könne. Außerdem mussten ihr vier Häftlinge helfen, die Kessel zum Kinderhaus zu tragen.
    Von diesem Tag an wurde es etwas leichter für uns, Essen zu bekommen. Später erfuhr ich, dass sich der polnische Kapo in Schwester Luba verliebt hatte und sogar gesagt hatte, dass er sie heiraten wolle, wenn der Krieg vorüber sei.
    Am 24. Februar 1945 wurde ich fünfzehn Jahre alt. Schwester Luba hatte von einigen Kindern erfahren, dass ich Geburtstag hatte, und morgens umarmte sie mich und wünschte mir noch viele glückliche Jahre.
    Als ich ihr sagte, dass ich fünfzehn geworden war, sagte sie: »Sag der SS ja nicht dein wirkliches Alter, dann wirst du als Erwachsene angesehen und das könnte für ein hübsches Mädchen wie dich zu einigen Unannehmlichkeiten führen. Denk dran, Hetty.«
    Ich nickte. Mein Wissen über die Deutschen nahm von Tag zu Tag zu.
    »Sag mal«, wollte Schwester Luba wissen, »hast du Hitze?« Ich verstand nicht, was sie meinte, deshalb wiederholte sie ihre Frage. Dann wurde mir klar, was sie meinte, nämlich ob ich schon meine Periode hatte.
    »Ja«, antwortete ich.
    Sie fragte, ob ich sie auch im Moment hätte. Ich schüttelte den Kopf. Das schien sie aufzuregen, sie nahm meine Hand und fragte: »Willst du sie wieder haben? Ich kann etwas von der Frau Doktor bekommen.«
    »O nein«, sagte ich in meinem gebrochenen Deutsch. »Ich will es überhaupt nicht.«
    Ich konnte mir vorstellen, wie schwierig es unter diesen Umständen sein müsste, zu menstruieren. Widerstrebend gab Schwester Luba nach.
    An diesem Tag nahm sie mich mit, um Essen zu holen. Sie hoffte, dass mir Fritz, weil ich Geburtstag hatte, vielleicht etwas schenken würde. Sie hatte Recht. Als wir am späten Nachmittag zurückkamen, zeigte ich den Kindern die wunderbare Salami, die Fritz mir geschenkt und die ich problemlos in meiner tiefen Tasche transportiert hatte. Obwohl die Salami ein Geburtstagsgeschenk für mich war, wäre es mir nicht im Traum eingefallen, sie für mich allein zu behalten. Egal, wer von uns etwas fand oder »organisierte«, es wurde gleichmäßig unter allen aufgeteilt.
    Später an diesem Tag wurde ich ins Esszimmer gerufen und sah, dass wir Gäste hatten, nämlich Frau Stana, die Lagerälteste, und ihre Stellvertreterin. Schwester Luba war angespannt, brachte aber dennoch ein Lächeln zustande.
    »Hetty, Frau Stana ist gekommen, um dich auf einen Spaziergang mitzunehmen, also hol deinen Mantel und kämm deine Haare«, sagte sie.
    Ihr Blick warnte mich, keine Fragen zu stellen. Also tat ich, was sie verlangte, und ging dann zurück ins Esszimmer, wo die beiden Frauen auf mich warteten.
    Frau Stana nahm mich an der Hand und sagte: »Komm«, dann verließen wir zu dritt die Baracke. Wir wandten uns zum Rand des Lagers, da, wo das Krematorium war. Das Wetter war mild, die Sonne schien. Wir gingen an der Krankenbaracke vorbei, die »das Revier« genannt wurde und wohin man gebracht wurde, wenn man starb. Es gab dort keine Hoffnung auf Heilung. Anfang Januar war die Baracke als Krankenbaracke bestimmt worden, doch inzwischen waren alle Baracken Krankenreviere und das Krematorium konnte die Mengen der Toten nicht mehr fassen. Kein Ton drang aus dem Krankenrevier, als wir vorbeigingen.
    Vorher, als wir das Kinderhaus verließen, hatte die Lagerälteste mich nach meinem Namen gefragt, doch nun sagte sie kein Wort mehr zu mir, obwohl sie mich sanft an der Hand hielt.
    Nach ein paar Minuten erreichten wir den Zaun neben einem Wachturm. Die Stellvertreterin rief etwas zu dem Wachmann hinauf. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber der Wachmann nickte zustimmend. Die Stellvertreterin nahm einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Tor, wir gingen hinaus. Es war ein seltsames Gefühl für mich, das Lager zu verlassen. Etwa zwanzig Meter weiter setzte sich die Lagerälteste auf ein Büschel Heidekraut und bedeutete mir, sich neben sie zu setzen. Dann nahm sie ihre Unterhaltung mit der Stellvertreterin wieder auf.
    Frau Stana schien vollkommen vergessen zu haben, dass ich da war, und ich konnte sie in Ruhe betrachten. Sie war eine große Frau, ihre kohlschwarzen Haare hingen ihr in Locken herunter. Die hohen Backenknochen zeigten mir, dass sie Polin oder Russin sein musste. Sie hatte eine weiße Haut und dunkle, intelligente Augen. Sie war sehr schön. Ich fragte mich, wie eine so schöne Frau eine so grausame Arbeit verrichten konnte. Ihre Vertreterin hingegen sah so aus, wie man es

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