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Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Titel: Wir lassen sie verhungern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziegler Jean
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IFAD, »Rural Poverty Report 2009«, New York, Oxford University Press, 2010.
    21 Vgl. Jean Feyder, Mordshunger. Wer profitiert vom Elend der armen Länder ?, Westend, 2010.
    22 Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra.
    23 Gegenüber 37 Prozent in Asien.
    24 Rapport, »Droit à l’alimentation, Mission au Guatemala«, E/CN 4/ 2006/44.Add. 1.
    25 In 2005 betrug der gesetzliche Mindestlohn in der Woche 38 Quetzal (1 Dollar entspricht 7,5 Quetzal).
    26 FIAN (Food Information and Action Network), The Human Right to Food in Guatemala , Heidelberg, 2010.
    27 Yolanda Areas Blas, Beitrag zum Kolloquium »The Need to Increase the Protection of the Right of the Peasants«, UNO, Genf, 8. März 2011.
    28 Alle folgenden Diagramme und Tabellen sind Auszüge aus dem »Rapport sur l’insécurité alimentaire dans le monde«, Rom, FAO, 2010.
    29 Vgl. »Ukrainian orphanages are starving disabled children«, The Sunday Times , London, 6. 2. 2011.
    30 » Affamati, ma a casa loro « (Hungrig, aber im eigenen Haus), Negrizia , Vérona, Juli – August 2009.

3
    Dauerkrisen
    Von zentraler Bedeutung für die Analysen der FAO ist der Begriff der »protracted crisis«, der schwer zu übersetzen ist. Im Deutschen wird er meist mit »langwierige« oder »lang anhaltende« Krise übersetzt, flache Formulierungen, die die im englischen Begriff mitschwingenden Tragödien, Widersprüche, Spannungen und Niederlagen nicht wiedergeben. Mangels eines besseren Wortes werden wir hier trotzdem von »langwierigen Krisen« sprechen.
    Bei einer »langwierigen Krise« wirken struktureller und konjunktureller Hunger zusammen. Eine Naturkatastrophe, ein Krieg, eine Heuschreckenplage bringen die Wirtschaft zum Erliegen, zerreißen das soziale Gefüge, schwächen die Institutionen.
    Das Land kann sich aus dieser Situation nicht mehr befreien. Es kann sein Gleichgewicht auch nicht ansatzweise wiederfinden. Der Ausnahmezustand wird für die Einwohner zum Dauerzustand. 39
    Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Millionen Menschen, die in diesen Zustand geworfen werden, versuchen vergeblich, ihre vom Hunger zerstörte Gesellschaft wieder aufzubauen. Nun ist die Ernährungsunsicherheit die auffälligste äußere Manifestation dieser langwierigen Krisen.
    Sie sind nicht immer miteinander identisch, weisen aber bestimmte gemeinsame Merkmale auf.
    Lange Dauer . Afghanistan, Somalia und der Sudan leben seit den achtziger Jahren, also seit drei Jahrzehnten, in einer Krisensituation.
    Bewaffnete Konflikte . Der Krieg kann eine relativ isolierte Region des Landes erfassen – etwa in Uganda, Niger, Sri Lanka (von 2000 bis 2009) – oder das ganze Land verschlingen, wie vor kurzem geschehen in Liberia und Sierra Leone.
    Schwächung der Institutionen . Staatliche Institutionen und Verwaltung sind außerordentlich instabil, entweder durch die Korruption der Regierung und Beamtenschaft oder infolge eines kriegsbedingten Zerfalls des sozialen Gefüges.
    Alle Länder, die sich in einer langwierigen Krise befinden, stehen auf der Liste der 50, wie es heißt, »am wenigsten entwickelten« Staaten, die jährlich vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) aufgestellt wird, wobei Kriterien ausschlaggebend sind wie Zugang zu Nahrung, zu primären Sanitäreinrichtungen, zu Schulbildung. Andere Parameter sind die staatsbürgerlichen Freiheiten, das Maß ihrer Teilhabe an Entscheidungsprozessen, das Einkommensniveau etc.
    Gegenwärtig erfüllen 21 Länder die Kriterien der langwierigen Krise. Alle diese Länder haben eine vom Menschen geschaffene Notsituation erlebt – militärische Konflikte oder politische Krisen. 18 von ihnen mussten auch irgendwann eine Naturkatastrophe bewältigen – allein oder in Verbindung mit einer vom Menschen bewirkten Notsituation.
    Niger ist ein herrliches Land am Südrand der Sahara im Sahel, das mehr als eine Million Quadratkilometer umfasst und einige der wunderbarsten Kulturen der Menschheit beherbergt – die der Djerma, Hausa, Tuareg, Fulbe –, aber zugleich auch das Musterbeispiel eines Landes in langwieriger Krise.
    Es gibt nur wenig Ackerland. Insgesamt sind nur 4 Prozent des Bodens nutzbar. Von den Djerma und einem Teil der Hausa abgesehen, besteht die Bevölkerung vor allem aus nomadischen oder halbnomadischen Viehzüchtern.
    Im Niger gibt es 20 Millionen Stück Vieh, weiße Kamele, Zebus mit lyraförmigen Hörnern, Ziegen (vor allem die hübschen rotbraunen aus Maradi), Schafe, Esel. In der Landesmitte ist der Boden mit

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