Wir ♥ Maya Banks
Entschuldigend rieb sie sich den Bauch und versuchte ganz bewusst, all die aufgestaute Wut und den Stress loszulassen. Es konnte nicht gut für das Baby sein, wenn die Mutter ständig so auf der Zinne war.
Sie biss die Zähne zusammen, bevor sie merkte, dass sie sich schon wieder verspannte. Noch einmal zwang sie sich loszulassen, ehe sie sich der mühevollen Aufgabe widmete, die Haare durchzubürsten und trocken zu föhnen.
Gerade als sie fertig war, klopfte es an der Tür.
„Endlich etwas zu essen“, murmelte sie und stellte den Föhn ab.
Sie eilte zur Tür und riss sie auf. Aber im Flur standen weder ein Wagen mit Essen noch ein Hotelangestellter, sondern Rafael. In den Händen hielt er ihre Schuhe.
Hastig machte Bryony einen Schritt zurück und versuchte, die Tür wieder zuzuschlagen, doch Rafael schob blitzschnell einen Fuß dazwischen.
Unbeugsam wie immer bahnte er sich einen Weg ins Zimmer und baute sich vor ihr auf. Bryony hasste es, wie klein und verletzlich sie sich in seiner Gegenwart fühlte. Oh, sie hatte es nicht immer gehasst. Im Gegenteil, sie hatte es genossen, wie geborgen und geliebt sie sich gefühlt hatte, wenn sie ihren viel kleineren Körper an seinen geschmiegt hatte.
„Verschwinde oder ich rufe den Hotelsicherheitsdienst“, zischte sie ihn an.
„Tu das“, erwiderte er gelassen. „Doch da mir dieses Hotel gehört, könnte es schwierig werden, mich hinauswerfen zu lassen.“
Bryony kniff die Augen zusammen. Mist, wieso musste sie sich ausgerechnet eins von seinen Hotels aussuchen?
„Dann rufe ich eben die Polizei. Es ist mir egal, wer du bist. Du kannst nicht einfach in mein Hotelzimmer eindringen.“
„Ich bin hergekommen, um dir deine Schuhe zurückzubringen. Bin ich deshalb ein Verbrecher?“
„Ach, komm schon, Rafael! Hör auf, diese dummen Spielchen zu spielen. Das ist unter deiner Würde. Oder sollte es zumindest sein. Ich verstehe schon. Glaub mir – ich verstehe! Ich hab’s schon verstanden, als du auf der Party direkt durch mich hindurchgesehen hast. Obwohl ich sagen muss, dein ‚Kennen wir uns?‘ war einfach unbezahlbar. Man könnte auch sagen, damit hast du den Vogel abgeschossen.“
Es kostete sie große Kraft, nicht noch einmal zuzuschlagen, und offenbar merkte Rafael das, denn er wich zurück.
Sie ging auf ihn zu, nicht willens, ihm die Kontrolle über die Situation zu überlassen. „Weißt du was? Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten. Du hast mich ausgetrickst. Das ist mir schon klar. Ich war ein großer Dummkopf. Aber dass du dich vor der unausweichlichen Konfrontation drücken würdest, wie du es getan hast, macht mich ganz krank.“
Sie bohrte einen Finger in seine Brust und ignorierte den erstaunten Ausdruck auf seinem Gesicht. „Außerdem kommst du mit deinen Plänen für mein Land nicht davon. Und wenn es mich den letzten Cent kostet, aber ich werde dich bekämpfen. Wir hatten eine mündliche Vereinbarung, und an die wirst du dich halten.“
Er blinzelte und sah aus, als wollte er etwas sagen.
Bryony verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist? Hast du etwa gedacht, du würdest mich nie wiedersehen? Dass ich mich irgendwo verstecken und schmollen würde, weil ich herausgefunden habe, dass du mich gar nicht liebst und nur mit mir geschlafen hast, damit ich dir das Land verkaufe? Dann irrst du dich aber gewaltig.“
Rafael reagierte, als hätte sie ihn erneut geschlagen. Sein Gesicht wurde ganz blass, und der Blick, den er ihr zuwarf, war eisig. Wenn sie nicht so wütend wäre, bekäme sie es jetzt wahrscheinlich mit der Angst zu tun. Aber Mamaw sagte immer, die Vernunft ist das Erste, was schwindet, wenn man wütend ist. Leider hatte sie recht.
„Willst du damit andeuten, dass wir miteinander geschlafen haben?“, fragte er mit gefährlich leiser Stimme, die ihr – wieder – Angst einflößen sollte. Aber inzwischen war sie über die Angst hinaus. „Ich kenne nicht einmal deinen Namen.“
Warum tat es so weh? Ihr war doch schon seit Langem bewusst, warum Rafael sie auserkoren hatte. Warum er sie verführt und ihr all die Lügen aufgetischt hatte. Sie konnte ihm nicht allein die Schuld zuschieben. Sie war viel zu leicht zu erobern gewesen.
Trotzdem, dass er jetzt vor ihr stand und vehement leugnete, auch nur ihren Namen zu kennen, versetzte ihr einen Stich ins Herz, der wohl niemals verheilen würde.
„Du solltest gehen“, brachte sie mühsam heraus. Wenn er jetzt nicht ging, würde sie die Beherrschung
Weitere Kostenlose Bücher