Wir ♥ Maya Banks
die Sache aufzuklären“, sagte Silas und schob den älteren Mann zu seinem Wagen.
„Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst, Bryony“, sagte er noch.
Bryony lächelte gequält und nickte. Als die beiden Männer fort waren, nahm Bryonys Großmutter sie in den Arm.
„Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist. Ich mache mir immer Sorgen, wenn du unterwegs bist. Vor allem in einer Stadt wie New York.“
Wenn Rafael vermutet hatte, dass die ältere Frau sich voller Zorn an ihn wenden würde, hatte er sich getäuscht. Stattdessen umarmte sie auch ihn und tätschelte seine Wange.
„Willkommen zurück, junger Mann. Ich bin froh, dass du den Weg wieder hierher gefunden hast.“
Sie winkte kurz und ging den schmalen Weg entlang, der zum angrenzenden Garten führte.
„Sollten wir sie nicht nach Hause bringen?“, fragte Rafael.
Bryony seufzte. „Sie wohnt direkt nebenan.“
„Oh. Okay. Entschuldige.“
„Ja, ich weiß, du kannst dich nicht erinnern“, sagte sie, klang jedoch wenig verständnisvoll.
Sie war verletzt, und Rafael bekam ein schlechtes Gewissen.
Verdammt. Bisher hätte er immer behauptet, dass er kein Gewissen hatte, wenn es ums Geschäft ging. Geschäft war Geschäft, da hatten persönliche Dinge nichts zu suchen. Nur jetzt … war die Sache definitiv persönlich.
„Komm“, meinte Bryony. „Wir müssen unser Gepäck ausladen.“
Rafael legte eine Hand auf ihren Arm. „Geh du hinein. Ich kümmere mich um das Gepäck. Trink oder iss etwas, wenn du hungrig bist. Ich komme gleich.“
Sie zuckte mit den Schultern und ging die Stufen zur Veranda hinauf. Im nächsten Moment war sie im Haus verschwunden, während Rafael in der Einfahrt stand und sich neugierig umsah.
Hier hatte er also so viele Tage und Nächte verbracht. Hier hatte sich sein Leben angeblich so drastisch verändert. Er fühlte sich nicht anders als sonst, abgesehen davon, dass er sich irgendwie nicht in seinem Element fühlte und den Eindruck hatte, dass ihm die Sache über den Kopf wuchs.
Seufzend machte er sich daran, das Gepäck auszuladen. Als er mit den Koffern ins Haus trat, schaute er sich neugierig um. Bryonys Heim spiegelte ihre Persönlichkeit genau wider. Sonnig, fröhlich, ein bisschen chaotisch, so als wäre sie immer ein wenig zu sehr in Eile, als dass sie es tadellos aufräumen könnte. Es sah aus wie ein Haus, in dem gelebt wurde, nicht wie sein steriles Apartment, das eine Reinigungskraft täglich auf Hochglanz polierte.
Bryony stand mit dem Rücken zu ihm vor der Glastür, die auf die Terrasse führte. Sie hatte die Arme schützend um sich geschlungen, und als sie sich umdrehte, konnte er erkennen, dass sie eine Mauer um sich errichtet hatte.
„Wusstest du von den Bauarbeiten? Hast du angeordnet, dass sie jetzt anfangen?“
Er seufzte. „Willst du, dass ich lüge, Bryony? Das werde ich nicht. Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt. Ja, ich habe den Baubeginn angeordnet. Ich hätte schon viel eher damit begonnen, doch mein Unfall hat die Sache erheblich verzögert. Meine Investoren werden langsam nervös. Sie wollen Fortschritte sehen für all das Geld, das sie investiert haben.“
„Du hast es versprochen“, brachte sie mit erstickter Stimme heraus.
Rafael strich sich mit der Hand durchs Haar und wünschte, das Problem würde sich in Luft auflösen. Zumindest, bis sich die Dinge zwischen ihm und Bryony geklärt hatten.
„Du weißt, dass ich mich nicht erinnern kann“, sagte er. „Ich wusste nur, dass ich ein Grundstück gekauft hatte und damit machen konnte, was ich wollte. Mit keinem Wort ist im Vertrag erwähnt, dass ich das Land nicht bebauen darf. Solch einen Vertrag hätte ich niemals unterzeichnet, denn dann wäre das Land nutzlos für mich.“
Verdammt. Warum konnte er sich nicht erinnern? Solch ein absurdes Versprechen hatte er ihr doch mit Sicherheit nicht gegeben. Das war gegen alle Logik. Warum zum Teufel hätte er das Land kaufen und versprechen sollen, es nicht zu bebauen?
Er ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Bryony zuckte zurück, doch er ließ sie nicht los.
„Bryony, noch einmal, ich mache das alles nicht, um dir wehzutun. Ich erinnere mich nicht. Du sagst, ich hätte dir ein Versprechen gegeben, aber ich habe dafür keinerlei Beweise. Das Einzige, was ich beweisen kann, ist der Kauf des Grundstücks. Ich habe deine Unterschrift unter dem Vertrag sowie einen Bankauszug, der belegt, dass das Geld an dich überwiesen wurde.“
Sie drehte sich mit Tränen
Weitere Kostenlose Bücher