Wir ♥ Maya Banks
war und er dieses Wunder noch einmal erleben würde.
Er kletterte aus dem Auto und streckte seine schmerzenden Beine. Als er tief einatmete, genoss er die frische, salzige Meeresluft.
Bryony in ihrer Ungeduld – ein sehr prägnanter Charakterzug von ihr – nahm seine Hand und zog ihn zur Reling, wo sich schon andere versammelt hatten, um sich das herrliche Farbschauspiel am Horizont anzusehen.
„Wunderschön, oder?“
Rafael schaute Bryony an und nickte. „Ja.“
„Oh, sieh nur, Delfine!“
Er blickte zu der Stelle, auf die sie zeigte, und sah, wie die Tiere elegant aus dem Wasser schossen und wieder eintauchten.
„Sie begleiten die Fähre immer ein Stück“, erklärte Bryony. „Ich halte jedes Mal nach ihnen Ausschau, wenn ich nach Galveston fahre.“
Rafael merkte, dass er den Augenblick genoss, und als die Delfine wieder auftauchten, war er derjenige, der auf sie zeigte. „Da sind sie wieder!“
Bryony lächelte und schob ihren Arm unter seinen. Auf einmal war es das Natürlichste von der Welt, den Arm um sie zu schlingen und sie an sich zu ziehen. Gemeinsam beobachteten sie das Naturschauspiel.
Insgeheim musste Rafael über sich selbst den Kopf schütteln, weil ihm das alles so absurd vorkam. Hier stand er ohne Handy, ohne Internetverbindung, weil er seinen Blackberry im Auto gelassen hatte. Er war auf einer Fähre, sah Delfinen zu und hielt die Mutter seines Kindes im Arm.
Angeblich veränderte man seine Persönlichkeit, nachdem man dem Tod ins Gesicht gesehen hatte. Aber so wie es schien, war bereits vor seinem Unfall eine extreme Veränderung mit ihm vorgegangen.
Kein Wunder, dass Ryan, Devon und Cam sich solche Sorgen um ihn machten. Wahrscheinlich suchten sie in New York bereits Sanatorien aus, um vorbereitet zu sein, falls er völlig durchdrehte.
Er gab Bryony einen kleinen Kuss auf die Stirn und musste insgeheim zugeben, dass er sich tatsächlich darauf freute, auf die Insel zu kommen und Zeit mit Bryony zu verbringen. Es kam ihm so vor, als würde er einen Sonnenstrahl im Arm halten. So merkwürdig es auch klingen mochte, in ihrer Gegenwart fühlte er sich einfach wohl, obwohl sie für ihn letztlich eine Fremde war. Trotzdem passten sie perfekt zusammen. Und dafür hatte er keine Erklärung außer die, dass er irgendwie sein Herz auf dieser Insel verloren hatte, nur um kurz darauf alles aus seinem Gedächtnis zu löschen.
Er hielt Bryony eng an sich gepresst, das Gesicht in ihren duftenden dunklen Locken vergraben. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Bauch, eine Geste, die verdeutlichte, dass er das neue Leben in ihr anerkannte.
Eine Sekunde lang verspannte Bryony sich, bevor sie Rafael ansah.
Sanft streichelte er den runden Bauch und verspürte einen ganz ungewohnten Zauber. Dies hier war sein Kind.
Irgendwie war er sich da absolut sicher.
Er würde Vater werden.
Die Erkenntnis machte ihn ganz benommen, und gleichzeitig empfand er ein Gefühl der Ehrfurcht. Er hatte nie daran gedacht, Vater zu werden, sondern war stattdessen immer ganz besonders vorsichtig gewesen, wenn es um das Thema Verhütung ging.
Hatte er bei Bryony absichtlich darauf verzichtet? Hatte er daran gedacht, dass sie vielleicht ein Kind zeugen könnten? Hatte sie mit solch einer Möglichkeit gerechnet?
Er runzelte die Stirn, als ihm ihre Wut einfiel und der Ärger darüber, dass er sie nicht nur verführt, sondern auch geschwängert hatte. Nein, das schien ihm nicht die Reaktion zu sein, die eine Frau zeigen würde, die sich über eine Schwangerschaft freute.
Offensichtlich war es nichts gewesen, was einer von ihnen geplant hatte, doch es schien auch offensichtlich, dass er nicht allzu viel dafür getan hatte, es zu verhindern.
Er küsste sie, und sie schenkte ihm ein Lächeln, als sie sich noch enger an ihn schmiegte. Im nächsten Moment seufzte sie jedoch und löste sich von ihm.
„Wir sind fast da. Lass uns zum Auto zurückgehen.“
Erschrocken zuckte Bryony zusammen, als sie mehrere Fahrzeuge in der Nähe ihrer Einfahrt parken sah. War Mamaw etwa etwas zugestoßen? Sie hatten vor ein paar Stunden miteinander telefoniert, als sie und Rafael in Houston gelandet waren. Da hatte sie recht munter geklungen und Bryony versichert, dass sie sich freute, sie wiederzusehen.
Bryony erkannte einen der Wagen, er gehörte Bürgermeister Daniels. Was tat er hier?
Sie fuhr die Einfahrt hoch und stellte den Motor aus. Im selben Moment kam ihre Großmutter auf die Veranda, gefolgt von Bürgermeister Daniels,
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