Wir ♥ Maya Banks
erinnerte. Denn wenn er das nicht tat, würde es nie wieder dasselbe sein. Er sperrte sich gegen die Vorstellung, mit ihr zusammen zu sein. Ihre einzige Hoffnung war, dass er sich erinnerte und dann …
„Woran denkst du gerade?“
Sie verzog das Gesicht. „Nichts Besonderes.“
Zu ihrer Überraschung schob er eine Hand in ihren Nacken und massierte ihn leicht. Die Versuchung war groß, die Augen zu schließen und den Kopf anzulehnen, aber dann würden sie einen Unfall bauen und niemals diese verflixte Autobahn verlassen.
„Ich bin nervös, Rafael“, gab sie zu.
Sie biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie lieber den Mund halten sollte, aber es war nun einmal ihre Art, offen und ehrlich zu sein – auch wenn es um unangenehme Dinge ging. Ihrer Meinung nach gäbe es viel weniger Probleme, wenn die Leute mehr miteinander reden würden.
„Warum bist du nervös?“, fragte er leise.
„Deinetwegen. Meinetwegen. Unseretwegen. Was ist, wenn es nicht funktioniert? Ich habe das Gefühl, dass dies meine einzige Chance ist, und wenn du dich nicht erinnerst, verliere ich dich.“
„Unabhängig davon, ob ich mein Gedächtnis wiedererlange, müssen wir an das Kind denken. Ich verschwinde nicht einfach, nur weil ich mich nicht mehr an die Einzelheiten seiner Empfängnis erinnern kann.“
„Du klingst so, als würdest du inzwischen einräumen, dass es dein Kind ist.“
Er zuckte mit den Schultern. „In gewisser Weise ja. Solange ich nicht vom Gegenteil überzeugt werde, betrachte ich es als meins.“
Gerührt erwiderte sie: „Danke. Das genügt mir für den Anfang. Bis wir alles andere geklärt haben, ist es einfach schön zu wissen, dass du unser Baby akzeptierst.“
„Und dich.“
Sie warf ihm einen schnellen Seitenblick zu, bevor sie wieder auf die Straße schaute.
„Zwischen uns ist definitiv etwas. Wenn ich akzeptiere, dass wir zusammen ein Kind gemacht haben, dann muss ich wohl auch akzeptieren, dass wir uns geliebt haben und du mir etwas bedeutet hast.“
„Ich hoffe, dass es so war.“
„Verrate mir eins, Bryony: Liebst du mich immer noch?“
In Rafaels Stimme schwangen Neugier und Anspannung mit. So, als wüsste er nicht genau, welche Antwort er erhoffen sollte.
„Das ist unfair“, meinte sie leise. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich meine Gefühle offenlege, wenn die Gefahr besteht, dass wir nie wieder das füreinander sein werden, was wir einmal waren. Du kannst doch von mir nicht erwarten, dass ich einem Mann, für den ich eine völlig Fremde bin, gestehe, dass ich ihn liebe.“
„Keine Fremde“, korrigierte er sie. „Ich habe doch schon zugegeben, dass es offensichtlich ist, dass wir uns etwas bedeutet haben müssen.“
„Etwas. Nicht alles“, widersprach sie und spürte einen Stich im Herzen. „Frag mich nicht, Rafael. Erst wenn du dich wieder erinnerst, darfst du mich das noch einmal fragen.“
Zärtlich berührte er ihre Wange. „In Ordnung.“
10. KAPITEL
Nach einer, wie Rafael meinte, endlosen Fahrt lenkte Bryony ihr kleines Auto auf die Fähre und war sofort zwischen Wagen eingezwängt, die zweimal so groß waren wie ihrer.
Zu seiner Überraschung öffnete sie die Tür und stieg aus.
„Wo willst du hin?“
Durchs Fenster strahlte sie ihn an. „Komm schon. Es ist ein herrlicher Sonnenuntergang, den können wir uns von der Reling aus ansehen.“
Ihr Enthusiasmus sollte ihn inzwischen nicht mehr überraschen, schon häufiger hatte er ihre Begeisterungsfähigkeit mitbekommen. Aber jetzt, nachdem sie die Stadt verlassen hatten, schien sie noch aufgeregter zu sein, so als könnte sie es nicht erwarten zurückzukehren.
Es bestand kein Zweifel, dass er sich danach sehnte, sein Erinnerungsvermögen zurückzubekommen. Ein riesiges Loch im Gedächtnis war für einen Menschen wie ihn, der daran gewöhnt war, sämtliche Aspekte seines Lebens unter Kontrolle zu haben, nicht akzeptabel. Seine momentane Abhängigkeit war ihm äußerst unangenehm.
Aber er wollte nicht nur erfahren, was während der für ihn verloren gegangenen Wochen geschehen war, sondern er begann auch zu hoffen, dass Bryony recht hatte, selbst wenn das für ihn eine gewaltige Veränderung bedeuten würde. Er war sich überhaupt nicht sicher, ob er schon bereit war, Vater zu werden und eine Beziehung einzugehen. Sie hatte von Liebe gesprochen … das verwirrte und faszinierte ihn gleichermaßen.
Er wollte ihr nicht wehtun, und so hoffte er, dass auf dieser Insel irgendein Wunder geschehen
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