Wir ♥ Maya Banks
verabschiedet hatte.
Es kam alles so schnell zurück, dass sein Verstand Schwierigkeiten hatte, das alles zu verarbeiten.
Ihm wurde schlecht.
Die Fahrstuhltüren glitten auf, und es dauerte eine geschlagene Minute, ehe Rafael es in seine Wohnung geschafft hatte. Er ließ das Gepäck fallen und stolperte zu einem der Sofas im Wohnzimmer. Er fühlte sich so schlecht, so niedergeschmettert, dass er am liebsten gestorben wäre.
Benommen ließ er sich aufs Sofa fallen und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
Oh Gott, Bryony würde ihm das niemals verzeihen.
Er selbst würde sich das niemals verzeihen können.
„Mamaw, wäre es wirklich so schrecklich, wenn sie hier ein Resort bauen würden?“, fragte Bryony leise, während sie mit Laura auf der Veranda saß.
Ihre Großmutter bedachte Bryony mit einem liebevollen Blick. „Du musst selbst entscheiden, was das Beste für dich ist, Liebes. Du bist nicht für das Glück der gesamten Insel verantwortlich. Wenn dieses Resort zwischen dir und Rafael steht, dann musst du entscheiden, was dir mehr bedeutet. Willst du alle anderen glücklich machen? Oder willst du selbst glücklich sein?“
Bryony runzelte die Stirn. „Ist es überzogen von mir, ihn auf das Versprechen, das er mir gegeben hat, festzunageln? Damals schien es so einfach zu sein, doch offenbar muss er auf seine Geschäftspartner – enge Freunde von ihm – und seine Investoren Rücksicht nehmen. So verdient er sich seinen Lebensunterhalt. Und ich bitte ihn, all das aufzugeben, weil wir Angst vor Veränderungen haben?“
Mamaw nickte. „Das ist etwas, was nur du beantworten kannst. Wir haben all die Jahre lang Glück gehabt. Man hat uns übersehen. Aber wir können nicht erwarten, dass es auf ewig so bleibt. Wenn Rafael dieses Resort nicht baut, wird es irgendwann jemand anderes tun. Wahrscheinlich wären wir mit Rafael besser bedient, denn zumindest hat er die Leute hier kennen gelernt. Wenn ein Außenseiter herkommt, wird es ihn verdammt wenig interessieren, was die Leute denken.“
„Ich möchte nicht, dass alle mich hassen“, meinte Bryony niedergeschlagen.
„Nicht alle werden dich hassen“, erwiderte Mamaw sanft. „Rafael liebt dich. Ich liebe dich. Viel mehr kannst du nicht erwarten.“
Plötzlich kam Bryony sich unendlich dumm vor. Sie schloss die Augen und schlug sich einmal gegen die Stirn. „Weißt du was? Du hast recht, Mamaw. Es ist mein Land. Besser gesagt, es war meins. Nur ich sollte das Recht haben zu entscheiden, wem ich es verkaufe. Wenn die anderen Leute hier unbedingt alles so behalten wollten, wie es war, dann hätten sie sich ja zusammentun können, um es zu kaufen. Das haben sie nicht getan. Und jetzt wollen sie mir erzählen, was ich tun beziehungsweise nicht tun darf.“
Mamaw lachte. „So ist es richtig. Werde wütend. Sag ihnen, sie sollen sich verpieseln.“
„Mamaw!“
Ihre Großmutter lachte noch einmal, als sie Bryonys entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Du machst dich schon viel zu lange verrückt, Schatz. Rafael macht dich glücklich, also rate ich dir, lass das Glück diesmal nicht wieder los.“
Bryony beugte sich vor und umarmte ihre Großmutter. „Ich liebe dich so sehr.“
„Ich dich auch, meine Kleine.“
„Mein Problem ist, ich hasse Veränderungen.“
Mamaw drückte ihre Hand. „Veränderungen sind für uns alle gut. Das hält uns jung und fit. Außerdem sorgen sie dafür, dass das Leben aufregend bleibt und nicht so langweilig und vorhersehbar ist.“
„Ich sollte Rafael anrufen und ihm sagen, dass er mit den Bauarbeiten anfangen kann. Das wird ihm eine ungeheure Last von den Schultern nehmen.“
„Warum steigst du nicht ins Flugzeug und reist zu ihm?“, schlug Mamaw vor. „Manche Dinge regelt man besser von Angesicht zu Angesicht.“
„Ich kann dich doch nicht allein lassen. Ich habe dem Arzt versprochen …“
„Oh, du meine Güte. Mir geht es gut. Ich rufe Silas an, dass er dich zum Flughafen fahren soll. Wenn du dich dann besser fühlst, sage ich Gladys Bescheid, damit sie mir Gesellschaft leistet, bis Silas zurück ist.“
„Versprochen?“
„Versprochen“, erwiderte Mamaw genervt. „Und jetzt setz dich an den Computer und finde heraus, wann der nächste Flug nach New York geht.“
20. KAPITEL
Bryony stieg ins Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse. Sie war nervös. Noch nervöser, als sie je zuvor gewesen war, denn Rafael hatte auf keinen ihrer Anrufe reagiert. Das alles wirkte wie ein schreckliches Déjà-vu, doch
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