Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
ist hier nicht mehr von Bedeutung. Aus diesem Grund verliert die Evolution das Interesse an einigen Details unserer Außenwirkung. Solange wir noch wiedererkennbar bleiben und nicht so eingefallen oder gar abstoßend sind, dass ein potenzieller oder bereits existierender Partner das Weite sucht, darf sich unser Aussehen durchaus verschlechtern. Mit Überschreiten der vierzig können wir uns in puncto Aussehen schon mal hängen lassen, im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinn.
Die äußerste Gewebeschicht unseres Körpers, die Haut, leidet im mittleren Alter am meisten. Sie ist der Teil des »Soma«, der am ehesten »wegwerfbar« (Disposable Soma-Theorie) ist. Innerhalbweniger Jahre büßt die Haut eine Menge ihrer, nun ja, Schönheit ein. Die Entwicklung ist erst nach ein paar Jahrzehnten abgeschlossen, aber wenn sie einsetzt, kann einen das sehr überraschen und auch deprimieren. Wir wollen doch alle weiterhin so sein wie Luke oder Leia aus »Star Wars«, auch wenn es der Natur egal zu sein scheint, dass wir früher oder später aussehen wie Yoda. Die tiefgreifendste und gnadenloseste Veränderung im mittleren Alter ist die der Haut. Was können wir also gegen diesen kutanen Kollaps tun?
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Die Haut ist ein großes und komplexes Organ. Sie besteht aus zwei Schichten: einer sichtbaren Schicht an der Oberfläche, der Epidermis, und einer dicken, strapazierfähigen Schicht darunter, der Dermis – eine Anordnung, die man sich vorstellen kann wie einen schönen Teppich auf einer groben, federnden Filzunterlage. Die Epidermis befindet sich in ständiger Selbsterneuerung, wobei von unten her neue Zellen entstehen, nach oben wandern und dabei stabiler und wasserabweisender werden. Nach etwa vierzig Tagen erreichen sie die Oberfläche, nur um dann abzusterben und abgestoßen zu werden. Die äußerste Schicht der Epidermis, diese strahlende Fassade, die wir wir so gern berühren und küssen, ist also bedauerlicherweise nichts weiter als ein vergängliches Abfallprodukt. Im Gegensatz dazu ist die Dermis eine temperamentvolle, saftige Schicht, voll mit Blutgefäßen, Nerven und den Zellen, die die Fasern bilden, welche der Haut ihre Stabilität verleihen. Gemeinsam sind Dermis und Epidermis dazu da, unser Inneres zusammenzuhalten und Angriffe von außen abzuwehren; an manchen Stellen formen sie auch spezielle Gebilde. Beispielsweise bohren sich kleine Büschel der Epidermis nach unten in die Dermis, während sie gleichzeitig die Verbindung zur Außenwelt beibehalten. Dadurch entstehen zwei Besonderheiten der Säugetierhaut – Follikel, aus denen Haare wachsen, und Drüsen, die Schweiß oder Talg produzieren. Die Haut ist ein faszinierendes Organ, das äußerst wichtige Aufgaben auf elegante Art bewältigt, doch was das Middle-Age betrifft, gibt es in Sachen Haut kaum etwas Erfreuliches zu vermelden.
Zu Beginn des mittleren Alters verliert die Haut zunehmend an Elastizität. Dass es ihr schwerfällt, die ursprüngliche Position wiederzugewinnen, mag unangenehm sein, aber dieses Versagen hat einen langen evolutionären Vorlauf. Einer der bedeutendsten Wendepunkte für das Leben auf der Erde war der Moment, als einzelne Zellen sich zu mehrzelligen Organismen zusammenballten. Den größten Teil der Erdgeschichte waren Lebewesen nichts als mikroskopisch kleine, einzellige Kleckse, die kaum Aussichten auf komplexere Formen hatten. Erst in jüngerer Zeit schlossen sich Zellen zusammen, um Tiere, Pflanzen und Pilze entstehen zu lassen, und dafür benötigten sie zähe, faserartige Moleküle, um den Zusammenhalt zu gewährleisten. Das faserige Molekül, das den Zusammenhalt vieler Tiere gewährleistet, ist ein Protein namens Collagen, und gemeinsam mit seinem faserigen Kollegen Elastin macht es einen ordentlichen Anteil des tierischen Körpergewichts aus.
Die Dermis ist voller Collagen- und Elastin-Fasern, und aus dem Grund ist sie auch so strapazierfähig und dehnbar. Im mittleren Alter sind nun der Abbau von Collagen und Elastin in der Dermis für eine Vielzahl unserer kosmetischen Probleme verantwortlich. Die Anzahl der Zellen in diesen Fasern schrumpft, was zur Folge hat, dass ihre Bildung und Wiederherstellung sich verlangsamen. Außerdem kann es sein, dass die Fasern kaputtgehen oder durcheinander geraten, was die Haut schwächt und unangenehm steif werden lässt – und Steifheit ist keine gute Sache, denn sie führt zu Falten. Hinzu kommt, dass die Dermis im mittleren Alter mit weniger Blut versorgt wird, während
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