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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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gutes Beispiel dafür sind die Gene, die für die Herstellung von Testosteron zuständig sind. Testosteron befördert bei den Jungen Wettbewerbsfähigkeit und sexuelle Aktivität, bei den Alten verursacht es Prostatakrebs und andere Krebsarten, ohne dass es eine dem Östrogen vergleichbare Schutzfunktion für das Herz hätte. Kurz gesagt, sterben Männer früher, weil in der Jugend voller Einsatz gefragt ist  – und zwar in jeder Hinsicht. Dies ist für mich das schlagendste Beispiel dafür, wie sehr unsere genetische Entwicklung in grauer Vorzeit sich auf einen wichtigen Aspekt unseres heutigen Lebens auswirkt.
    Im ersten Drittel dieses Buches haben wir ein ganzes Stück Weg hinter uns gebracht. Das Middle-Age hat an Farbe gewonnen und steht jetzt anders da als zuvor. Es ist kein verwirrender Allgemeinplatz mehr, der irgendwie zu uns gehört, sondern wird als ein besonderer Bestandteil des menschlichen Lebens wahrgenommen, der sich über Jahrmillionen der natürlichen Auslese zu etwas herausgebildet hat, das wir zwar immer wieder bizarr finden mögen, jetzt aber wenigstens erklären können.
    Aber wie komme ich denn dazu, mich sogar über die mittelalterliche Umfangszunahme so verdammt positiv äußern? Nun, wir haben ja gesehen, dass diese Zunahme in uns »hineinselektiert« wurde, genau wie die vier übrigen Phasen der Fettansammlung. Die Menschheit hatte im Lauf ihrer Geschichte immer wieder schwierige Phasen zu durchleben, was dazu geführt hat, dass Menschen im mittleren Alter, also solche, die sich nicht mehr fortpflanzen, eine erstaunliche Sparsamkeit erworben haben. Unser Stoffwechselsystem arbeitet ungemein effizient, und wir sollten über dieses große Wunder genauso erstaunt sein wie über die Effizienz, mit dem es die Pfunde anhäuft, sobald wir zuviel essen.Fettleibigkeit ist ein Problem, doch so wenig originell das jetzt klingen mag: Sie kann kontrolliert werden, indem man weniger isst und die Ernährung insgesamt umstellt. Tatsache bleibt, dass unsere Fähigkeit, Fett anzulagern und bereitzustellen, mehr als alles andere die Evolution des Menschen vorangetrieben hat – mit all diesen Babys, all diesen Gehirnen, all dieser rastlosen Umtriebigkeit.
    Und die Sparsamsten von allen sind die Middle-Ager. Sie nehmen zu, weil sie so energieeffizient geworden sind. Wenn die Reproduktionstätigkeit abnimmt, verändern sich Menschen, indem sie weniger Fett verbrennen. Ob das ihr eigenes Überleben sichern oder eher mehr Nahrung für die Nachkommen bereitstellen soll, wissen wir nicht genau. Aber das ist der Grund dafür, dass Middle-Ager so wenig Nahrung brauchen. Der mittel-alterliche Fettstoffwechsel ist die ultimative Überlebenshilfe, und es ist einfach Pech, dass er mit dem modernen Überangebot an Nahrung schlicht überfordert ist. Fett hat uns in der Vergangenheit so oft das Leben gerettet, dass wir einfach nicht wahrhaben wollen, wie sehr es uns heute zu Todgeweihten macht.

TEIL II
    Immer noch crazy nach all den Jahren
    Der Triumph des mittel-alterlichen Gehirns
    Ihn verblüffte vor allem, wie die Menschen ihr eigenes Wesen zu verlieren schienen, wie sie verloren, was immer sie zu dem machte, was sie waren, um dann, ihrer selbst entleert, zu der Art von Leuten zu werden, für die sie früher nur Mitleid übrig gehabt hätten.
    Philip Roth, Amerikanisches Idyll , 1998

7. Auf dem absteigenden Ast oder im höchsten Wipfel?
    Für die Menschen mittleren Alters wird das Gehirn zum wichtigen Thema: Ständig werden sie damit konfrontiert, dass in den Industrieländern ein Drittel der heute lebenden Menschen zum Zeitpunkt des Todes an Demenz erkrankt sein wird, und so warten sie besorgt auf erste Anzeichen. Jeder kann spüren und beobachten, dass der Körper sich verändert – oder »abbaut« –, und hat deshalb Angst, dass mit seinem Intellekt das gleiche passiert. Sie sind fest davon überzeugt, dass in wenigen Jahren das Gehirn das einzig »Vermarktbare« an ihnen sein wird, und sie befürchten, das könnte auch noch versagen. Es wäre allerdings besser, sie würden die Gegenwart genießen und sich nicht so sehr um die Zukunft sorgen, denn im Middle-Age verändert sich das Gehirn zwar, aber nicht unbedingt hin zum Schlechteren. Ganz im Gegenteil, die Evolution des mittel-alterlichen Gehirns ist eine durch und durch von Erfolg geprägte Entwicklung.
    Keine Frage, das Gehirn ist wichtig – es hatte entscheidenden Anteil am durchschlagenden Erfolg unserer Art, weshalb sich auch das ganze mittlere

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