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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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Hormonersatztherapie aus, scheint sich auch weniger Bauchfett anzusammeln. Andere Untersuchungen konnten hingegen keinen Zusammenhang zwischen Menopause und Gewichtszunahme nachweisen. So erreichen Frauen aus höheren Schichten ihr Höchstgewicht lange vor dem Einsetzen der Menopause. Zudem treiben Frauen nach der Menopause weniger Sport, und das ist wahrscheinlich, was letzten Endes wirklich hinter der Gewichtszunahme steckt.
    Wie dem auch sei, jedenfalls ändert sich mit dem Middle-Age die Fettverteilung im weiblichen Körper. Ähnlich wie bei den Männern wird Fett zunehmend im Bauchbereich abgelagert  – was Frauen meist wenig erfreulich finden. Wurden zuvor Kinder zur Welt gebracht, verstärkt sich diese Entwicklung, während außerdem Taille, Hüften und Oberschenkel an Durchmesser gewinnen und das subkutane Fett zunimmt, nicht nur, aber vor allem im Bauchbereich. Wie wir jedoch bereits sehen konnten, wirkt sich eine derartig »zentrierte« Fettansammlung positiv auf die Fortbewegung aus, weshalb diese oft als lästig empfundene Entwicklung durchaus auch ihr Gutes hat.
    Warum zum Teufel gibt es also in unserem Körper kein eingebautes Appetithemmungssystem, das uns das Auseinandergehen in der Lebensmitte erspart? Die Wahrheit ist: Unser Gehirn kontrolliert die Nahrungsaufnahme, und zwar mit einigem Erfolg. Denn dass ab der Lebensmitte nicht mehr als ein Gramm pro Tag dazukommt, zeigt im Grunde nur, wie gut die Kontrolle funktioniert. Ein Bestandteil dieses Kontrollsystems, das Hormon Leptin, galt seit seiner Entdeckung als der Schlüssel zur Bekämpfung von Fettleibigkeit. Fettzellen produzieren Leptin, und bei Nagetierendient Leptin der Deaktivierung von Hirnbereichen, die für den Appetit zuständig sind – fette Mäuse fressen also weniger. Mäuse, bei denen das Leptin-Gen mutiert, also nicht funktionsfähig ist, werden hingegen extrem fett. Es sah also ganz danach aus, als sei Leptin die Möglichkeit, die Nahrungsaufnahme beim Menschen zu regulieren – bei einem reduzierten Leptinspiegel stellt sich bei uns ein Hungergefühl ein. Bis vor kurzem waren aber die Forschungsergebnisse bei Menschen noch verwirrender als bei Mäusen. Bei einer gleichgroßen Menge Fett produzieren Frauen deutlich mehr Leptin als Männer, was aber mitnichten bedeutet, dass sie dann weniger essen und so Fett abbauen. Andererseits sorgt bei übergewichtigen Menschen das Fettgewebe dafür, dass mehr Leptin ausgeschüttet wird als erwartet, was aber dennoch keineswegs zu verringertem Appetit führt.
    Es sieht also ganz so aus, als bliebe von der ganzen Sache recht wenig für uns übrig. Unsere Hormone sorgen dafür, dass wir mehr essen, wenn wir dünn sind  – aber sie zügeln unsere Gier nicht, wenn wir fett sind. Unser »Fettregler« funktioniert nur in eine Richtung. Im Gegensatz zu Mäusen ist Leptin bei Menschen offenbar kein wirksamer Appetithemmer. Stattdessen scheint seine Hauptfunktion darin zu liegen, existierende Fettlager aufrechtzuerhalten und die Fruchtbarkeit bei Frauen anzuregen, die über genügend Fettvorräte verfügen und dadurch bereit sind für Schwangerschaft und Stillzeit. Irgendetwas in unserer Vergangenheit ist Schuld daran, dass Fett uns weitgehend gleichgültig ist.
    *
    Und das ist seltsam, denn wissen wir nicht ganz genau, dass Fettleibigkeit krank macht? Genau genommen ist diese »zentrierte« Fettansammlung in der Bauchgegend im Middle-Age sogar die größte Gefahr für unsere Gesundheit. Vielleicht ist »Fettleibigkeit« hier auch nicht das richtige Wort, denn wir verwenden esgewöhnlich in der Bedeutung »extremes Übergewicht«. Dabei bedeutet schon eine leichte Zunahme des Bauchumfangs im Middle-Age ein erhöhtes Risiko.
    Die häufigsten und interessantesten Erkrankungen, die im Zusammenhang mit mittel-alterlichem Übergewicht auftreten, sind die des Herzens  – durch sie sterben mehr Menschen als durch jede andere Krankheit, mindestens ein Drittel, wenn nicht gar die Hälfte. Die Heilungschancen sind hier schlechter als bei Krebs (den man, entgegen der weitverbreiteten Annahme, in den letzten Jahrzehnten ziemlich gut in den Griff gekriegt hat), zudem haben Herzleiden meist einen längeren, Kräfte raubenderen Verlauf. Die Zunahme von Herzerkrankungen scheint der von mir vertretenen Ansicht zu widersprechen, die Middle-Ager seien im Großen und Ganzen ein kerngesunder Haufen – 40% der Herzinfarkte in den USA treten bei Menschen zwischen vierzig und fünfundsechzig auf.
    Genau wie das

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