Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
oder das Ausmaß der Bildung. Ein Aspekt, der das Middle-Ager-Gehirn betrifft, kann aber definitiv beeinflusst werden, und das ist der gesundheitliche Zustand des eigenen Körpers. Gesundheit hängt im Middle-Age zwar stark von »unkontrollierbaren« genetischen und sozialen Faktoren ab, trotzdem kann man im Zuge des mittel-alterlichen Wandels einiges tun. Es gibt nämlich erstaunlich direkte Zusammenhänge zwischen gesundheitlichem Zustand und mentaler Fähigkeit. Übergewicht führt etwa zu reduziertem »semantischem« Gedächtnis – also dem Allgemeinwissen um die uns umgebende Welt. Körperliche Betätigung hingegen fördert die Kognitionsleistung im Middle-Age ebenso, wie sozial und kognitiv ausgerichtete Freizeitaktivitäten das tun. Auch der Zustand der Herzkranzgefäße ist wichtig: Selbst wenn bei Verschlechterungen noch keine körperlichen Symptome wie erhöhter Blutdruck auftreten, kann die mentale Leistung Schaden nehmen. Wie man sich denken kann, führen auch hohe Cholesterinwerte zu einer Abnahme der geistigen Fähigkeiten, wenngleich dieser Zusammenhang sich mit dem Älterwerden aufzulösen scheint – wahrscheinlich sterben einfach genug Herzkranke im Middle-Age und bereinigen auf die Art die Statistik.
7. Alkohol zu trinken. Alkohol hat erstaunliche Auswirkungen auf mentale Prozesse, und einige dürften denen sehr zupass kommen, die gerne mal zu tief ins Glas schauen. Klar, Alkohol sorgt für Gewichtszunahme und eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, zudem kann er mentale und körperliche Probleme deckeln.Trotzdem ist er offenbar nicht grundsätzlich schlecht. Es ist belegt, dass Alkohol beim einen oder anderen Individuum eine leichte Reduzierung von Herzkrankheiten bewirken kann. Studien haben außerdem ergeben, dass ein alkoholisches Getränk pro Tag Middle-Ager dazu bringt, bei diversen Kognitionstests besser abzuschneiden sowie die geistige Flexibilität und sogar die Denkgeschwindigkeit zu erhöhen (wenngleich nicht unbedingt sofort nach dem Alkoholkonsum). Frauen scheinen hierbei mehr zu profitieren als Männer, und erstaunlicherweise profitieren auch Menschen, die richtig viel trinken – also mehr, als die staatlichen Gesundheitsbehörden empfehlen. Es scheint, als müssten wir eine etwas abgeklärtere Haltung zum mittel-alterlichen Alkoholkonsum entwickeln – diesem im Überfluss vorhandenen, natürlichen Rauschmittel, dem wir in unserer evolutionären Vergangenheit offenbar mehr ausgesetzt waren als jedem anderen. Hat der Umstand, dass unsere Vorfahren gerne am vergorenen Fruchtsaft genippt haben, ein positives, genetisch verankertes Vermächtnis bewirkt?
8. Die richtigen Eltern zu haben. Wenn es einen Aspekt des Geistesvermögens gibt, von dem die Leute so gar nichts wissen wollen, dann den, dass kognitive Leistungsfähigkeit vererbt wird. Es ist für die meisten Menschen ziemlich verstörend, dass unsere Intelligenz – also das, was unseren Erfolg mehr ermöglicht hat als alles andere – größtenteils von unseren geerbten Genen bestimmt werden soll. Deshalb wird dieses Thema meist in einer Emotionalität diskutiert, wie sie in anderen Wissenschaftsbereichen eher unbekannt ist. Bedenkt man aber die Bedeutung der kognitiven Fähigkeiten beim Menschen, dürfte schon klar sein, dass sie zumindest bis zu einem gewissen Grad vererbbar sein müssen – denn wenn nicht, wären sie ja kaum mehr als ein Zufallsprodukt des offenen und willkürlichen Austauschs zwischen der heranwachsenden Person und ihrer Umwelt. Kognitive Fähigkeiten sind bei der SpeziesMensch »eingebaut«, deshalb hat sie logischerweise auch jedes Individuum – wie so manch anderes ganz individuell angelegt gemäß der eigenen genetischen »Lebensuhr«. Einige Untersuchungen legen sogar nahe, dass die kognitiven Fähigkeiten im Middle-Age so stark auf der Vererbung beruhen wie keine andere Eigenschaft sonst. Wir können sie also der Auflistung menschlicher Merkmale hinzufügen, die der Laune des genetischen Erbes folgen und extrem ungerecht verteilt sind – wie Schönheit, Gesundheit und Alterungsrate.
Das Middle-Ager-Gehirn passt vorzüglich zu unserem wohlbekannten Dreiklang: es ist besonders und einzigartig, und einige der Veränderungen finden sehr abrupt statt. Doch egal, zu was sich das Gehirn im Middle-Age entwickelt, irgendwann müssen wir einen Schritt zurücktreten und uns fragen, was dieser neurale, psychische und emotionale Wandel bedeutet, sowohl für uns als Individuen als auch für
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