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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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weniger »frustrierend« als junge Erwachsene. Mit anderen Worten, die Dinge, die bei Middle-Agern Stress auslösen, sind meist solche, gegen die Middle-Ager etwas tun zu können glauben – es handelt sich also um Dinge, die ihrer Meinung nach kontrolliert werden können, und das ist ja, wie wir wissen, ein äußerst beruhigendes Gefühl.
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    Um Geist und Seele ist es im Middle-Age also nicht wirklich schlecht bestellt. Die Menschen sind glücklicher, fühlen sich eher im Kontrollbesitz und haben mit weniger Stressoren zu tun, insbesondere mit weniger »frustrierenden«. Viele Psychologen sind der Ansicht, dass Middle-Ager eine neue Persönlichkeit entwickeln, in der Emotion und Kognition ein neues Gleichgewicht finden. So gesehen muss man sich nicht wundern, dass psychische Störungen im Middle-Age abnehmen.
    Sogar diejenigen Psychologen, die die emotionale Verfassung im Middle-Age eher pessimistisch beurteilen, geben zu, dass es hier nicht öfter zu Depressionen kommt als sonst. Sie  nehmen den Rückgang der Depressionen sogar als Hinweis auf eine erhöhte »Belastbarkeit« der Middle-Ager  – sie können Trauer und Stress ausgesetzt sein, ohne darüber gleich in pathologische Geisteszustände zu verfallen.
    Erst unlängst hat man mögliche Gründe für eine derartige mentale Belastbarkeit herausgearbeitet. Zunächst könnten Middle-Ager weniger oft in Stresssituationen geraten als junge Erwachsene –und wie wir gesehen haben, ist da ja was dran. Zweitens könnte es ein, dass Menschen mit klinischer Depression bereits vor Erreichen des Middle-Age sterben, wodurch eine weitgehend depressionsfreie Gruppe von Middle-Agern entstehen könnte. Drittens kommt es vielleicht bei Middle-Agern seltener zu psychischen Störungen, weil sie insgesamt weniger stressanfällig sind. Dabei könnten emotionale Abstumpfung und auch Neuorientierung eine Rolle spielen, oder einfach der Umstand, dass Middle-Ager mehr zur Verfügung haben, was seelischen Halt bietet  – Wohlstand, Familie, ein Gefühl der Sicherheit usw.
    Eine letzte Möglichkeit könnte sein, dass die wunderbare Balance von Denken und Fühlen, die sich im Middle-Age ausbildet, im Verbund mit mehreren Jahrzehnten der Lebenserfahrung, eine Persönlichkeit hervorbringt, die nicht so leicht zu erschüttern ist. So wie es aussieht, kann die Psyche Stresssituationen im  Middle-Age besser vermeiden oder bewältigen als zu jedem anderen Zeitpunkt des Lebens. Das Middle-Age stellt also eine letzte, umfassende psychische Entwicklung dar – eine Zeit, in der unsere Fähigkeit, mit den Negativaspekten des Lebens umzugehen, stärker wird als unser Drang, sie zu ignorieren beziehungsweise unvernünftig oder gar krankhaft darauf zu reagieren.
    Die mentale Strategie des Middle-Agers ist also ein aktiver Umgang mit den eigenen Gefühlsreaktionen. Er lernt, die emotionale Energie von sinnlosen Selbstzerfleischungen wegzulenken und auf einen produktiven Umgang mit den Lebensfragen zu richten. Und hier, im Middle-Age, läuft das große, so mächtige Menschengehirn zu Höchstform auf. Menschen mittleren Alters befinden sich nicht irgendwie »auf dem Weg« zu einer erhöhten psychischen Belastbarkeit. Sie stehen auf dem Gipfel ihrer Belastbarkeit. Junge Erwachsene haben öfter psychische Störungen als Middle-Ager, und bei den ganz Alten kommt es nach psychischen Störungen vermehrt zu Rückfällen. Middle-Ager können mit Störungenschlicht und einfach besser umgehen. Diese Versorger des Stammes und Übermittler der Kultur sind derart wichtig, dass sie sich im Mahlstrom des menschlichen Lebens geradewegs zu Inseln der Stabilität herausgebildet haben.

12. Und was ist jetzt das Geheimnis eines florierenden Middle-Ager-Hirns?
    Wir haben uns über den gesamten Mittelteil dieses Buches mit einem einzigen Organ des mittel-alterlichen Körpers beschäftigt. Auch wenn das dem einen oder anderen unverhältnismäßig vorkommen mag, gibt es meiner Ansicht nach gute Gründe dafür, das Gehirn in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken.
    Es ist nichts anderes als das Gehirn, das uns von der Tierwelt unterscheidet – das Gehirn macht uns erst zu Menschen. Sicher gibt es auch andere Dinge, die nur beim Menschen vorkommen – der aufrechte Gang, die manipulierenden, Werkzeug bildenden Hände, das einmalige Sozial- und Sexualverhalten  –, doch die hängen alle mit der Evolution des enorm großen Gehirns zusammen. Im letzten Teil des Buches werden wir dann sehen, welch dominante Rolle

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