Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
Vom Netzwerk:
nur Eierstöcke. Mithilfe von Hormongaben kann die weibliche Gebärmutter auch über die Menopause hinaus funktionstüchtig bleiben. Gehirn und Hypophyse tun hingegen alles, um das Einsetzen der Menopause zu erwirken. In den Jahren vor der Menopause reagieren Gehirn und Hypophyse immer weniger auf die von den Eierstöcken freigesetzten Hormone und die chemischen Stoffe, die von anderen Gehirnregionen ausgesandt werden, um die Fruchtbarkeit anzuregen. Vielleicht als Folge davon schüttet die Hypophyse Unmengen von Gonadotropinen aus, die wiederum stark zum Rückgang der unzähligen Ovarfollikel beitragen könnten, welche zu Beginn des Middle-Age noch existieren. Wenn dem wirklich so wäre, müsste die Menopause nicht als rein ovariales, sondern zudem auch als zerebrales Phänomen betrachtet werden.
    Doch das Geheimnis der Eierstöcke ist nicht so leicht zu knacken. Warum können die wenigen Follikel, die es bei Einsetzen der Menopause noch gibt, auf einmal die Gonadotropine der Hypophyse ignorieren? Woher wissen sie überhaupt, wie viele Follikel außer ihnen noch vorhanden sind? Ausgehend davon hat man erforscht, wie die Eierstöcke die Anzahl ihrer verbliebenen Follikel »abzählen« – denn es sieht ganz so aus, als täten sie genau dies. So gibt es ein von den Follikeln produziertes Hormon namens Inhibin, dessen Spiegel analog zum Rückgang der Follikel abnimmt. Diese Abnahme steht offenbar im Zusammenhang mit dem individuell unterschiedlichen Schwinden der Fruchtbarkeit in den zehn Jahren vor der Menopause. Kann es sein, dass die Eierstöcke anhand des Inhibinspiegels »zählen«, wie viele Follikel noch übrig sind? Und kann es sein, dass diese Zählung ausschlaggebend für das Einsetzen der Menopause ist?
    Eines zumindest ist klar: Die Menopause tritt nicht auf, weil sämtliche Eizellen verbraucht sind.
Mythos Nr. 5: Die Menopause ist ein durch und durch unerfreuliches Ereignis
    Wenngleich die Auswirkungen der Menopause auf den weiblichen Körper hinreichend bekannt sind, liegen die Gründe dafür eher im Dunkeln. Man nimmt an, dass die meisten Veränderungen stattfinden, weil die Eierstöcke weniger Sexualhormone ausschütten und der Spiegel der aus der Hirnanhangdrüse stammenden Gonadotropine ansteigt, doch erklärt diese Annahme weder, was alles während der Menopause passiert, noch warum Frauen sie so unterschiedlich erleben.
    Manches scheint durchaus einzuleuchten, zum Beispiel Osteoporose. So sind Östrogene bekannt dafür, dem Erhalt der Knochenmasse zu dienen, wohingegen Gonadotropine eher ihren Abbau fördern. Die Knochen werden also nach der Menopause dünner, was die Wahrscheinlichkeit eines Oberschenkelhals- oder Wirbelbruchs steigert. Gleichzeitig scheinen aber andere der Menopause zugeschriebene Veränderungen gar nicht mit ihr zusammenzuhängen – ein gutes Beispiel hierfür ist die Figur. Ohne weiteres könnte man die Wandlung, die der weibliche Körper durchmacht (etwa, dass die Taille »verlorengeht«), einem Rückgang der Östrogene zuschreiben. Denn es sind genau diese Hormone, die in der Pubertät für die Ausbildung des kurvigen Frauenkörpers sorgen. Doch genauso gut könnte den Veränderungen der Figur die im Middle-Age vorherrschende Tendenz zu Sarkopenie (altersbedingtem Muskelschwund) und veränderter Körperfettverteilung zugrunde liegen.
    Die Menopause wirkt sich auch auf die Herzkranzgefäße aus. Hitzewallungen (oder »tropische Momente«, wie man sie im angloamerikanischen Raum auch nennt) sind eine der typischen Begleiterscheinungen der Menopause  – eine Veränderung, die den Mitmenschen am meisten auffällt. Langjährige Partner könnenmeist bestätigen, dass zu Anfang ihrer Beziehung der Mann derjenige war, der für »Hitze« gesorgt hat, wohingegen im Middle-Age diesen Part eher die Frau übernimmt. Hitzewallungen treten vermutlich auf, weil es zu sprunghaften Veränderungen bei der Gonadotropin-Ausschüttung kommt, doch die Gründe dafür sind weitgehend unbekannt.
    Erstaunlicherweise verlieren Frauen im Zuge der Menopause den Vorsprung hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für Herzerkrankungen gegenüber den Männern. Man hat dafür die stattfindenden hormonellen Veränderungen verantwortlich gemacht, doch es ist   keineswegs so, dass mit der Menopause die Herzerkrankungen bei Frauen tatsächlich auch zunehmen. Mit der Vorstellung, Östrogene würden das Herz »schützen«, macht man es sich vielleicht zu einfach. Dass es hier zu einer tendenziellen Angleichung der

Weitere Kostenlose Bücher