Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Geschlechter kommt, liegt vermutlich weniger an den Auswirkungen der Menopause, als vielmehr an einem leichten Rückgang der Herzerkrankungen bei Männern.
Äußerst umstritten sind die Auswirkungen der Menopause auf die Hirntätigkeit. Entgegen der landläufigen Annahme neigen Frauen während der Menopause nicht stärker zu Depressionen als sonst. Insgesamt scheinen Störungen des Geistes in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den gewaltigen hormonellen Umwälzungen zu stehen, die in dieser Phase stattfinden. Einen gewissen Einfluss hat die Menopause vielleicht auf die kognitiven Abläufe, aber auch da gehen die Meinungen auseinander. Werden Eierstöcke chirurgisch entfernt, beeinträchtigt dies nach Meinung einiger Wissenschaftler das Erinnerungsvermögen. Obgleich man dafür den Einfluss von Östrogenen auf gewisse Hirnbereiche verantwortlich machen kann, sind die Auswirkungen einer natürlichen, spontanen Menopause auf die Kognition nach wie vor unklar. Das mittel-alterliche Gehirn verändert sich ja unentwegt, deshalb können kleinere Begleiterscheinungen der Menopauseim Durcheinander des zerebralen Wandels auch ohne Probleme untergehen.
Bei flüchtiger Betrachtung scheint es mit der Menopause zu drastischen Veränderungen bezüglich der Sexualität zu kommen– davor haben 60,7% der Frauen im Durchschnitt einmal pro Woche Sex, währenddessen nur noch 52,7%, danach sind es nurmehr 40,9%. Schaut man sich die Zahlen allerdings genauer an, merkt man, dass hier weniger die Menopause, sondern eher das Alter eine Rolle spielt – denn letzten Endes sind post-menopausale Frauen einfach älter als prä-menopausale. Tatsächlich haben Tests ergeben, dass die Menopause sich auf sexuelles Verlangen und / oder Befriedigung nicht negativ auswirkt. Im Gegenteil, viele Frauen haben ein gesteigertes sexuelles Interesse, was ein Stück weit auch daran liegen kann, dass sie sich nicht mehr mit Fragen der Schwangerschaft bzw. Verhütung herumschlagen müssen (diese Ergebnisse stammen aus Tests mit Frauen, die zu keinem Zeitpunkt zu hormonellen Hilfsmitteln gegriffen haben). Wenn Frauen im Middle-Age einen Rückgang des sexuellen Interesses erleben, sind dafür eher Stress, gesundheitliche Probleme und veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers verantwortlich. Hormone beeinflussen die Hirntätigkeit ja oft genug auf Umwegen.
Bedenkt man, wie kontrolliert die biologischen Abläufe bei der Menopause sind, kann man sich schon wundern, wie unterschiedlich sie sich auswirken kann. Treten bei manchen Frauen Begleiterscheinungen wie Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Hitzewallungen und sogar Gedächtnisverlust auf, bleiben andere von all dem verschont. Die negativen Begleiterscheinungen unterscheiden sich zudem von Kultur zu Kultur – in der westlichen Welt treten sie zum Beispiel häufiger auf als anderswo. Die Einstellung gegenüber der Menopause spielt dabei ganz offenbar auch eine Rolle: Das Ausmaß der Symptome variiertje nachdem, wie negativ man sie vor ihrem Einsetzen einschätzt. Das gilt auch für rein körperliche Symptome wie die Hitzewallungen. Dass Frauen bei aller Präzision der biologischen Vorgänge die Menopause so unterschiedlich erleben, ist so merkwürdig wie faszinierend. Vielleicht liegt das in der Tendenz des Menschen begründet, im Lauf seiner Geschichte biologische Prozesse zunehmend über das Gehirn abzuwickeln, welches sich im Zuge dessen zum uneingeschränkten Herrscher über unseren Körper aufgeschwungen hat. Und wie wir wissen, können Gehirne ganz unterschiedlich und höchst individuell ausfallen.
Grob geschätzt, erlebt nur eine von zehn Frauen die negativen Begleiterscheinungen der Menopause. Für viele andere ist sie ein positives Erlebnis und wird als willkommene Abwechslung wahrgenommen: als Wegfall von Menstruation, Fruchtbarkeit und Verhütungszwang oder auch als eine Art Antiklimax – jedenfalls als etwas, das bei Weitem nicht so schlimm ist wie befürchtet. Auch ändert sich bei Frauen offenbar während der Menopause die Wahrnehmung von ihr – sie sehen sie weniger als Leiden oder Gebrechen an, sondern vielmehr als einen zum Leben gehörigen Abschnitt. Auch Frauen mit Kindern scheinen vor dem Nahen der Menopause weniger Angst zu haben. In vielen menschlichen Gemeinschaften wird die Menopause sogar als Befreiung von den Risiken angesehen, die mit Schwangerschaft und Niederkunft einhergehen, oft verbunden mit einem sozialen Aufstieg. In manchen Kulturen gilt die
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