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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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essen es zu Hause alle furchtbar gern. Aber wenn ich jetzt mit dieser Kur zu Ende bin, dann will ich drei Tage lang nicht ein Radieschen sehen. Ich mache mir einen Schweinebraten, einen großen, gut gebratenen, duftenden Schweinebraten mit knusprigen, hellbraun gebratenen Schwartewürfeln!“
    „Nein, ich sehne mich tot nach einem ordentlichen Stück Torte“, gestand Frau Tjennerud. „Einem dicken Stück Ananastorte mit einem Haufen Schlagrahm drin, und dann Schokolade dazu!“
    „Ich habe einen großen Kasten Konfekt stehen, den habe ich kürzlich von einem Freund bekommen“, sagte eine der Girls. Sie machte eine ganz kurze Kunstpause, um sicherzugehen, daß auch alle die Mitteilung vernommen hätten. „Es ist schrecklich, den immer vor Augen zu haben, na, ich werde aber in vier Tagen essen!“
    „O nein, wissen Sie, aber Brot!“ rief Frau Björvik. „Anständiges Brot mit Schinken drauf!“
    Da hellte sich Frau Helgesens Gesicht auf.
    „Ich weiß, was ich mir am Samstag zum Frühstück leisten werde“, sagte sie und blickte träumerisch in die Weite. „Eine dicke Scheibe frisches Brot mit Tafelbutter drauf und Sirup!“
    „Ach seien Sie bloß still!“ rief eines der Bürofräulein. „Mir wird ganz elend. Ich darf gar nicht daran denken, daß ich heute noch dreieinhalb Stunden im Büro sitzen muß! – Was bekommen wir morgen, Fräulein Grundt?“
    „Morgen – fünfzehnter Tag, da gibt es Bratfisch, eine Tomate und eine Apfelsine.“
    „Ach Gott, Bratfisch, das hört sich wer weiß wie an, fünfundzwanzig Gramm, ist es nicht so? Und dann hungern bis zum Ei und Tee am Abend. Nein, im Ernst, ich verstehe nicht, daß wir es uns freiwillig so schwermachen!“
    Jetzt war mir klar, daß es an der Zeit war, einzugreifen. Wenn sie so weitermachen, dann war das Ende vom Lied, daß sie allesamt in die Konditorei liefen.
    „Wieviel haben Sie bis jetzt abgenommen, Frau Bang-Clausen?“ fragte ich engelhaft und sanft und teilnahmsvoll. Sie strahlte wie die Sonne.
    „Sieben Pfund und hundert Gramm!“ (Wenn Frauen so genau die Gramm angeben, dann ist das ein Zeichen, daß sie eine Abmagerungskur durchmachen.) „Ich habe schon meinen Kostümrock enger machen müssen! Schauen Sie!“
    Wir schauten. Die Stimmung war völlig umgeschlagen.
    „Und ich erst, ich kann mein Abendkleid vom vorigen Jahr wieder anziehen, das hatte ich gänzlich aufgegeben!“ Eines der Bürofräulein strahlte geradezu vor Wonne beim Gedanken an das Abendkleid. „Und mein Hüftgürtel ist mir tatsächlich vier Zentimeter zu weit.“
    „Na, und ich, ich habe versehentlich gestern Ellinors Kostüm angezogen, das sie am Anfang des zweiten Akts anhat – und dabei hat Ellinor immer so wahnsinnig geprahlt damit, wie dünn sie sei, und jetzt saß es mir wie angegossen!“ Die kleinste der Schauspielerinnen, die am stärksten platingefärbt war, hatte ganz offenbar die Konfektschachtel und den Freund vergessen und war jetzt in Hochstimmung über ihre verlorenen Pfunde.
    „Ich habe zwölf Pfund abgenommen“, sagte jetzt mit ruhiger und froher Stimme Frau Björvik. „Aber ich habe auch Massage bekommen und sehr viel Gymnastik gemacht, bin täglich zwei Stunden spazierengegangen und reite dreimal die Woche und tanze, sooft ich Gelegenheit habe.“
    „Da müssen Sie aber viel Zeit haben“, sagte Frau Helgesen schlicht und leise. Frau Björvik war es nicht ganz geheuer zumute, und sie nahm Rache, indem sie von einem wunderbaren Salat erzählte, den sie bei ihrem letzten Aufenthalt in London gegessen hatte. So schloß sie Frau Helgesen aus dem Kreis aus, und ich mußte schleunigst das Gespräch auf den neuesten Film bringen, von dem ich zufällig wußte, daß Frau Helgesen ihn gesehen hatte. So wurde es dann noch verhältnismäßig friedlich, bis der Kaffee ausgetrunken war und die Horde verschwand. Puh!
    Ich sank an dem Tisch nieder und verschnaufte einen Augenblick. Dann stellte ich in Windeseile die Teller und Tassen zusammen – es war nicht ein Tröpfchen und nicht ein Krümchen von irgend etwas übriggeblieben – , rollte das Papiertischtuch zusammen und warf es in den Ofen, schob den Tisch auf die Seite, so daß Platz wurde, und untersuchte meine Vorräte, um zu überlegen, was ich mir und Yvonne zu Mittag machen könnte. Ich erwartete sie in einer Viertelstunde.
    Ich entschied mich für dicke, handfeste Schnitten mit reichlich Butter, etwas kaltem Fleisch von gestern und Eiern. Und kannenweise Milch. Ach je, das sollten meine armen,

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