Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
ihrem Hobby mit und nehmen das Ganze einfach so hin, ohne aufzumucken.
Ich kann euch nur raten: Kriegt eure Ärsche hoch und redet euch die Sache nicht schön! Wehrt euch dagegen, dass ihr kaputtgemacht werdet. Verinnerlicht nicht die Denkweise der kriminellen Clubs und seid stolz darauf, dagegen zu sein. Hört auf, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten. Kommt aus eurer Opferrolle heraus und zeigt Rückgrat! Ihr fahrt Motorrad des Motorradfahrens wegen. Nur ihr seid die wahren Biker, die Deutschland so bunt bereichern, nicht die Verbrecherclubs. Die können euch nicht das Wasser reichen, was Fahrspaß, Fahrkönnen und Gemeinschaft angeht. Seid stolz auf das, was ihr könnt und erreicht habt, und lasst euch nicht von irgendwelchen Idioten euer faszinierendes Hobby zerstören.
Und vor allen Dingen: Gebt euch nicht der Illusion hin, dass alles besser wird, wenn ihr bei denen mitmischt. Das Gegenteil ist der Fall, und ihr bekommt über kurz oder lang die Eier abgeschnitten. Wenn ihr euch nicht traut, weil ihr Angst vor Sanktionen habt, schreibt mir. Ich sammle alle Informationen und arbeite daran, euch zu helfen.
Solche Überfalle sind leider absolut keine Einzelaktionen, sondern gehören zum Alltag der Hells Angels, mit teilweise noch viel übleren Folgen für die Betroffenen – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern überall, wo es Hells Angels gibt. Sprich: weltweit. Betroffen sind nicht nur Motorradclubs, sondern auch Bars, Bordelle, Diskotheken, Kasinos und so weiter. Entweder man ist für die Hells Angels oder gegen sie. Nicht selten entscheidet das über Sein oder Nichtsein, Leben und Tod.
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Vor langer Zeit, irgendwann im Frühling, klingelte mein Handy. Es war schon weit nach Mitternacht, und ich saß an der abendlichen Abrechnung im Wirtschafterraum vom Puff. Ich war etwas überrascht, denn der Anrufer war ein Bruder aus Genua, den ich erst wenige Tage zuvor in Amsterdam getroffen hatte. Nach der üblichen Begrüßung und etwas Smalltalk fragte ich ihn, was denn los sei, denn grundlos würde er ja bestimmt nicht so spät beziehungsweise so früh anrufen.
Er meinte dann: »Uli, ich habe für dich und den Club ein lukratives Geschäft. Kannst du zu mir nach Genua kommen? Dann erzähle ich dir, worum es geht. Am Telefon können wir nicht darüber reden.« Ich sagte zu, und wir verabredeten uns für das nächste Wochenende. Zufälligerweise sollte an dem Wochenende in Genua auch eine große Party steigen, die ich dann mitnehmen wollte. Ich habe keine Ahnung mehr, was der Anlass für die Party war, vielleicht eine Anniversary-Feier oder eine Clubhaus-Einweihung, ist auch nicht weiter wichtig.
Ich fuhr nachts, um den Schweizer Zöllnern nicht unnötig in die Arme zu laufen. Die Zollstationen in und um Basel waren mir bestens bekannt, und ich nahm einen Übergang, der eigentlich gar keiner ist und im Grunde nur von den Pendlern im Umland genutzt wird. Über den war ich schon öfter in die Schweiz eingereist. Nie standen da irgendwelche Zöllner, und ich baute darauf, dass nachts dort niemand kontrollieren würde.
Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, warum ich nachts einen abgelegenen Übergang wählte und nicht den großen direkt an der Autobahn. Ganz klar: Wo auch immer ich an einer Grenze kontrolliert werde, ziehen sich diese Aktionen recht lange hin. Sobald die Grenzbeamten meine Personalien in den Computer eingeben, wird erst einmal zur Kanone gegriffen, und es werden vorsichtshalber etliche Kollegen geholt. Dann werde ich sehr gründlich untersucht – und natürlich auch mein Fahrzeug. Meist wird unter anderem ein Waffensuchhund eingesetzt, danach kommt der vierbeinige Kollege von der Drogentruppe. Auch die Hobby-Heimwerker der grünen Trachtentruppe müssen jetzt zeigen, was sie so draufhaben, denn die vielen Kurse im Baumarkt sollen ja nicht umsonst gewesen sein. Besonders beliebt ist der Einsatz von Schraubendreher, Kreuzschlitz und Taschenlampe; bei den Schweizer Freunden darf natürlich das sagenumwobene »Multifunktionsmesser« nicht fehlen. Auch die Technikfreaks unter ihnen wollen zum Zuge kommen: Ihre winzigen Kameras pfriemeln sie in die kleinsten Zwischenräume. Jeder Chefarzt der Chirurgie wäre neidisch auf diese Ausrüstung. Und welchen Ehrgeiz manche von ihnen dabei an den Tag legen, ist schon recht amüsant. Auch in puncto Körperbeherrschung und Gelenkigkeit wollen sie sich gegenseitig übertreffen. Wie sie sich verbiegen und verrenken, um an die entlegensten Orte
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