Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
zu gelangen – rekordverdächtig! Ich habe schon längst meinen inneren Frieden mit solchen Aktionen gemacht und denke mir: Na ja, man gibt halt alles, um beim Vorgesetzten im Falle einer anstehenden Beförderung eine rektale Entzückung zu erreichen. Solche Gedanken zaubern mir immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht.
In die Schweiz konnte ich zum Glück unbemerkt und ganz galant einreisen. Ein Tipp von mir: Wenn ihr nachts durch die Schweiz fahrt, solltet ihr vorher unbedingt tanken. Denn die Schweizer, die ja als recht gelassenes Völkchen bekannt sind, wollen nicht unbedingt nachts an den sowieso dünn gesäten Tankstellen arbeiten und machen die Dinger deshalb einfach abends dicht.
So weit, so gut. An der italienischen Grenze angekommen, fing genau das an, was ich schon so oft erlebt hatte – dachte ich zumindest. Aber die kleinen Italiener, die ja schon aufgrund ihres recht mickrigen Körperbaus eigentlich für verwinkelte Untersuchungen bestens geeignet sind, verzichteten auf diesen Teil der Prozedur. Sehr gut! Irgendwann durfte ich weiterfahren. Ohne weitere Probleme kam ich recht früh in Genua an und suchte mir erst einmal ein kleines Café, um in aller Ruhe zu frühstücken und ein paar herrliche Tassen Espresso zu genießen. Nach geraumer Zeit setzte ich meinen Weg zum Clubhaus fort.
Unterwegs in Bella Italia
Dort angekommen, wurde ich nett begrüßt und gefragt, ob ich etwas brauche: zu essen, zu trinken, zu rauchen, zu koksen. Ich ging nach draußen, setzte mich in die Sonne und relaxte ein, zwei Stündchen. Nach und nach gesellten sich mehrere Member und Prospects zu mir, und gegen Mittag kam auch Luigi, der Member, der mich einige Tage zuvor in Kassel angerufen hatte. Wir begrüßten uns und rauchten erst einmal eine. Nach einem kleinen Plausch fragte ich Luigi, was nun los sei und welches Geschäft er für mich habe.
Er redete sofort etwas leiser. »Uli, lass uns mal nach hinten in den Member-Raum gehen«, sagte er, »da können wir uns ungestört unterhalten.« Ein Prospect fragte, ob wir etwas benötigen würden, und Luigi orderte Getränke und etwas zu essen. Nach kurzer Zeit kamen zwei Prospects mit Schinken, Brot, Oliven, Bier, Cola und einer Kanne Kaffee und stellten die Sachen auf den Tisch. Luigi bläute ihnen ein, dass keiner in den Member-Raum dürfte, solange wir noch drin wären. Als sie vor der Tür Wache bezogen, sagte er: »Uli, wie ich dir schon am Telefon erzählt habe, habe ich einen guten Job für dich. Du kannst dabei 50 000 Öcken verdienen.« Ich antwortete: »Na, das hört sich ja schon einmal nicht schlecht an. Worum geht es denn?« Er brauche einen absolut zuverlässigen Bruder, erfuhr ich, denn es müsse jemand umgelegt werden. Warum er das nicht selbst mache, wollte ich wissen. Er sei zu nah dran, daher sei es besser, wenn der Auftrag von jemandem aus dem Ausland übernommen würde. Jetzt war ich natürlich neugierig, worum oder besser um wen es ging.
Luigi fing an zu erzählen: Es handelte sich um einen alten Mann, der ziemlich reich und seit vielen Jahren sehr krank war. Er wohnte in einem ziemlich großen alten Haus, das ihm gehörte, mit acht oder zehn weiteren Luxuswohnungen. Nun wollte der Sohnemann den verhassten Vater unter die Erde bringen, um endlich mit seinen Geschwistern das Erbe anzutreten. Eine Bedingung war auch an den Auftrag geknüpft: Der Sohn wollte nicht, dass sein Vater nur einfach nur erschossen, erstochen oder erschlagen würde. Nein, der Täter sollte dem Alten ganz langsam die Gurgel zudrücken.
Spätestens an der Stelle war für mich klar: Das mache ich nicht, keine Chance. Ich habe ja wirklich schon vieles im Leben getan, aber ein Mord kommt für mich nicht in Frage. Um nicht mein Gesicht zu verlieren, hörte ich weiter zu. Luigi erklärte mir, er und seine Leute würden sich um alles Weitere kümmern, beispielsweise den Kontakt zum Auftraggeber, wenn ich wollte – was ich aber sofort ablehnte. Auch für den Transport könnten sie sorgen, doch auch dieses Angebot schlug ich aus und sagte: »Wenn überhaupt, dann würde ich mich selbst um alles kümmern.« Niemand, weder jemand aus dem Club noch der Auftraggeber, dürfte je etwas von mir erfahren. Luigi versicherte, dass ich mich hundertprozentig darauf verlassen könne und er mit seinem Leben dafür bürge. Weiterhin bot er mir bei Zusage sofort 20 000 Euro an, den Rest nach Erledigung. Um mir die Entscheidung zu erleichtern, wollte er mir das betreffende Haus schon einmal
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