Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
zeigen. Dann könne ich es mir ja überlegen. Ich willigte ein.
    Ich erklärte Luigi, dass wir nicht mit unseren Hells-Angels-Kutten und -Shirts dorthin fahren könnten. Also rief er die Prospects herein und beauftragte sie damit, zwei neutrale T-Shirts zu besorgen. In der Zwischenzeit gesellten wir uns zu den anderen. Nach ungefähr einer Stunde kamen die zwei Prospects mit den Sachen in einer Tüte zurück.
    Kurz darauf saßen wir in einem Auto mit römischen Nummernschildern. Nach fünf Minuten hielten wir an und packten die Kutten und Hells-Angels-Shirts in den Kofferraum. Luigi passte das neue Shirt ganz gut, meines war leider ungefähr drei Nummern zu klein. Egal, ich zwängte mich in das Teil und sah aus wie ein Böklunder Würstchen im zarten Saitling. Wäre die ganze Aktion nicht so ernst gewesen, hätte ich laut loslachen können – der Aufzug war ein richtiger Schenkelklopfer. Dann ging die Fahrt weiter.
    Nach endlosem Herumkurven durch die City meinte Luigi zu mir: »Da vorne, das große Haus, da wohnt er, ich glaube im zweiten Stock. Er bewohnt die ganze Etage.« Langsam fuhr er um das Haus, und ich sah mir im Vorbeifahren die Hütte an. Er wendete und fuhr noch einmal vorbei. Danach fuhr er die Seitenstraßen ab, damit ich mir ein besseres Bild vom Umfeld machen konnte. Das war für ihn garantiert nicht die erste derartige »Sightseeing-Tour«, schließlich hatte er ausgezeichnete Kontakte zur Mafia. Auf der Rückfahrt redeten wir kaum und rauchten erst einmal eine. Fast hätten wir vergessen, uns wieder umzuziehen. Da ich große Probleme damit hatte, wieder aus der viel zu kleinen Pelle herauszukommen, riss ich das T-Shirt einfach vom Hals her auf und war froh, endlich wieder meine eigenen Klamotten anzuziehen.
    Wieder im Clubhaus und ein oder zwei eiskalte Heineken später, fragte mich Luigi leise: »Na Uli, was meinst du? Übernimmst du den Job?« Da ich die Frage schon erwartet hatte, antwortete ich ihm, dass ich mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen müsse und mich innerhalb einer Woche bei ihm melden würde. Damit war alles gesagt. Nach einer ausgiebig durchzechten Partynacht machte ich mich am nächsten Tag gegen Mittag wieder auf den Weg nach Kassel – problemlos ohne eine einzige Kontrolle. Während meiner gesamten Heimfahrt grübelte ich über das Geschehene nach. Zwei Tage später rief ich Luigi an und blies das Ganze ab.
    Wie sollte ich mit den Geschehnissen umgehen? Diese Frage beschäftigte mich. Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder die ganze Angelegenheit vergessen oder meine Brüder bei der Bullerei verraten. Doch Verrat kam für mich überhaupt nicht in Frage. Also blieb mir nur, die Geschichte zu vergessen. Besonders wohl fühlte ich mich dabei allerdings nicht, weil mir der alte Mann immer wieder durch den Kopf geisterte. Kurze Zeit später erhielt ich einen Brief von Luigi. Er schrieb, dass sich die Angelegenheit zwischenzeitlich von selbst geregelt hatte: Der Opa sei kurz nach meinem Besuch ins Krankenhaus gekommen und habe – angeblich aufgrund einer natürlichen Todesursache – das Zeitliche gesegnet. Ich kann nur sagen, dass mir ein riesiger Stein von der Seele fiel. Ob das nun stimmte, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass es die Wahrheit ist. Und ich will es auch glauben.
    Das war nur eine Geschichte zum Thema Hells Angels und Auftragsmord. Für mich kam das nie in Frage.
    Schnelle Eingreiftruppe
    Nicht alles wollen oder können die Hells Angels vor Ort selbst in die Hand nehmen. Dafür existiert eine Art Sondereinsatzkommando: die Nomads, die es weltweit gibt. Allerdings besaßen die Nomads in den frühen Anfangszeiten kein eigenes Clubhaus, sondern fuhren – wie Nomaden eben – in der Weltgeschichte herum und kamen bei Bedarf in einem Hells-Angels-Charter unter. Wie ich euch in Höllenritt schon erzählt habe, sind fast alle Nomads mittlerweile sesshaft geworden, die deutschen Nomads beispielsweise in Berlin.
    Man ruft die Nomads, wenn es irgendwo richtig brenzlig wird und ein Problem auftaucht, das vom betroffenen Charter selbst nicht gelöst werden kann – einfach weil die Member zu bekannt sind und es daher schlecht wäre, wenn sie selbst in Aktion treten. Klar, man könnte sicher auch ein anderes Charter anrufen, aber manchmal muss es eben extrem schnell gehen. Und genau darauf sind die Nomads vorbereitet. Man kennt sie vor Ort nicht, vor allem wenn sie vielleicht sogar aus einem anderen Land angefordert werden. Sie sind die schnelle Eingreiftruppe.

Weitere Kostenlose Bücher