Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
ewigen Zeiten versuchen Hells Angels mit aller Macht, Raffinesse und guten Anwälten, einem Verbot zu entgehen, denn nichts fürchten sie so sehr wie ein Clubverbot. Das ist für die Jungs schlimmer als die Todesstrafe. Aber in letzter Zeit häufen sich die Verbote – es sei denn, sie sind mit der eigenen Charterauflösung schneller als die Behörden. Auch das kam kürzlich hin und wieder vor. Das Ergebnis ist aber das Gleiche: Das Charter existiert nicht mehr, die ehemaligen Member müssen woanders unterkommen, oder sie gründen ein neues Charter.
Das Verbot des Hamburger Charters anno 1983 konnten die Hells Angels nicht verhindern – ein derber Schlag. Das Verbot konnte übrigens nur durchgesetzt werden, weil die Hamburger Hells Angels so blöd waren, als eingetragener Verein aufzutreten, um die finanziellen Vorteile eines e. V. mitzunehmen und für die Polizei, die in den frühen Jahren von kriminellen Rockerclubs noch so gut wie nichts wusste, als relativ harmlose Truppe zu agieren. Diese Überlegungen gingen für die Hells Angels mächtig in die Hose und erwiesen sich als Rohrkrepierer.
Das Clubverbot in Düsseldorf im Jahr 2000 hinterließ tiefe Risse in der sogenannten Brüderlichkeit. »Einer für alle, alle für einen« – dieser Spruch galt nicht mehr. Noch während der Polizeiermittlungen gegen Düsseldorf liefen, hieß es in ganz Deutschland wohl eher: »Alle gegen ein paar.« Nachdem das Verbot ausgesprochen war, ging die Hatz gegen die Sündenböcke erst richtig los: Drei verloren ihre gesamte Existenz, einer von ihnen sein gutgehendes Geschäft. Einem weiteren wurden sein Erbe und sein Haus abgepresst, andere müssen lebenslang Strafgelder berappen. Zwei haben Stadtverbot inklusive ihrer Familie – und zwar auf Lebenszeit. Und wäre es möglich gewesen, wären vermutlich alle Beteiligten umgelegt worden. Ach ja, einer ist tatsächlich spurlos verschwunden … Vielleicht unbekannt verzogen? Oder ein extralanger Urlaub? Man weiß es nicht genau.
Das Kieler Clubverbot 2012 löste innerhalb des Clubs enorme Probleme aus, denn damit hatte niemand gerechnet. Es war ein derber Tritt in die Eier, dass es ausgerechnet das Charter Kiel erwischt hat, das bei den anderen immer sehr genau hinschaute und bei der Verurteilung anderer stets an vorderster Front stand. Sie wollten sogar ein Vorgehen gegen die dänischen Charter inszenieren, die sich im grenznahen Gebiet auf deutscher Seite Wohnsitze nahmen, um Steuern beim Kauf von Motorrädern und Autos zu sparen. Warum auch nicht? Für mich war das untragbar, und ich versuchte zu verhindern, dass Kieler Hells Angels Front gegen ihre eigenen Brüder machten – nur weil sie sich in ihrem Kreis von den Dänen gestört fühlten. Das war also die so gepriesene Brüderlichkeit und Hilfe untereinander. Nun ja, die Dänen klatschen jetzt sicher vor Freude in die Hände.
Die Streitereien der anderen Charter über die Dummheit der Kieler, dass ihre Gewaltaktionen und die Abgabe einiger Einsätze an die Red Devils offen ausgetragen und bekannt wurden, führten beinahe zum Ausschluss aller Beteiligten und konnten nur durch die Hilfe anderer Hells-Angels-Charter – intern »North-Clan« genannt, zu dem alle Charter nördlich von Kassel gezählt werden – verhindert werden. Ich bin mir sicher, dass das eine oder andere Charter des North-Clans noch verboten wird. Gründe, die das rechtlich ermöglichen würden, gibt es sicher genug.
Zum zweiten Wunsch: Wenn die Bandidos von der Bildfläche verschwinden würden, hätte das für die Hells Angels jede Menge Vorteile. Zum einen gäbe es keinen so starken Club mehr, der ihnen die Vormachtstellung in Deutschland streitig machen könnte, was den Bandidos in Einzelfällen in verschiedenen deutschen Städten bereits gelungen ist. Die anderen Clubs, die ähnlich wie die Bandidos gegen die Hells Angels agieren, hätten überhaupt keine Chance mehr und würden sich notgedrungen mit den Hells Angels zusammenschließen. Viele ganz normale Motorradclubs würden oder müssten sich ebenfalls den Hells Angels anschließen – oder von der Bildfläche verschwinden. Eine unaufhaltsame Armee würde entstehen. Die Gefahr, wegen eines Rockerkriegs mit den Bandidos in die Öffentlichkeit zu geraten und somit Ermittlungen gegen sich selbst auszulösen, gäbe es nicht mehr, und ein Clubverbot der Hells Angels wäre erst einmal vom Tisch – die Hells Angels hätten eine große Sorge weniger. Perfekt, besser könnte es doch kaum laufen! Sie
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