Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Ärschen auf einer Kaktee gesessen – oder Schlimmeres.
Als ich wieder zurück in Deutschland war, beschwerten sich die amerikanischen Hells Angels per E-Mail über diesen unmöglichen Auftritt und teilten Deutschland mit, dass diese Member in den USA nicht mehr erwünscht seien. Zusätzlich zu dem peinlichen Auftritt seien die drei Member ohnehin nur in der Gegend herumgefahren, statt an Gesprächen teilzunehmen, und hätten auch noch eine Shopping-Tour drangehängt, mehrere Harleys gekauft und nach Deutschland importiert, was dem Ganzen noch die Krone aufsetzte.
Maulkorb
Wie man sieht, machen sich einige Hells Angels in Übersee mit ihrem Verhalten nicht gerade beliebt. Aber ganz nach dem Motto »Schlimmer geht immer« haben sich einige der deutschen Hells Angels vor einigen Jahres etwas ganz Grandioses einfallen lassen. Was war los?
Das Ganze passierte auf einem Germany-Meeting, bei dem die Präsidenten und Vize-Präsidenten der deutschen Charter vertreten waren. Das war ein recht ungewöhnliches Treffen, denn diesmal wurde nicht einmal Protokoll geführt, und es war alles geheimer als geheim. Dass diese Geheimhaltungsbemühungen griffen, halte ich aber für mehr als unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass mich ein Präsident anrief, um zu fragen, ob ich ihm den Treffpunkt mailen könne. Leicht verwundert über dieses Ausmaß an Blödheit fragte ich ihn, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte, mich so etwas am Telefon zu fragen – zumal wir abgemacht hatten, absolutes Stillschweigen über das ganze Meeting zu bewahren. Selbst die anderen Officers und Member sollten nichts davon wissen. Ich sagte ihm, er solle seinen Arsch gefälligst zum nächstgelegenen Charter bewegen und dort nachfragen, und beendete das Gespräch mit ein paar unschönen Worten.
Zurück zum geheimen Treffen. Komischerweise leitete nicht das ausrichtende Charter das Meeting, sondern in diesem Fall ergriff ein anderes Charter das Wort – was mich zu diesem Zeitpunkt echt wunderte, denn eigentlich war das unüblich. Dann kam folgende Ansage: Heute gäbe es nur einen Tagesordnungspunkt zu besprechen, nämlich ein Redeverbot für deutsche Member, die in die Vereinigten Staaten reisten, und bei Gelegenheiten, wenn US-Member nach Deutschland zu Besuch kämen, oder Treffen, an denen auch die amerikanischen Member teilnähmen.
Ich dachte, ich bin auf der falschen Veranstaltung, und fragte mich, was die sich da wieder Idiotisches ausgedacht hatten. Der Redner fuhr fort, dass sich wiederholt Schwierigkeiten zwischen Deutschland und den USA ergeben hätten, weil deutsche Member zu offen Details über deutsche Vorhaben ausgeplaudert und so den Amerikanern zu tiefe Einblicke in die deutschen Hells-Angels-Machenschaften gewährt hätten. Und auf einige deutsche Aktionen hatten die Amerikaner ja äußerst allergisch reagiert, zum Beispiel bei der Sache mit Schoko-Schorsch, über die ich euch schon in Höllenritt berichtet habe. Jedenfalls, so wurde verkündet, hätten sich einige Charter bereits im Vorfeld darüber geeinigt, dass allen deutschen Hells Angels ein Redeverbot über sämtliche Interna des Clubs in Deutschland gegenüber den Amis erteilt werden solle.
Jetzt bekam ich endgültig Schnappatmung und fingerdicke Halsschlagadern. Als ich wieder normal Luft holen konnte, sprang ich auf und fragte, welche Superblödmänner das denn ausgeklügelt hätten und ob es neuerdings üblich sei, schon vor einem Meeting mit wohlwollenden Chartern Verabredungen zu treffen. Der Sprecher erwiderte, das sei ein Sonderfall. Das war mir absolut unverständlich. Aber die Zeiten hatten sich geändert; wie es schien, hatte man neuerdings vor seinen Brüdern Geheimnisse.
Wie ich nun mal so bin, gab ich meine Meinung zum Thema Redeverbot zum Besten: Es könne ja wohl nicht angehen, dass sich viele Charter im Vorfeld absprächen und bei den Meetings dann andere Charter zustimmen würden, auch wenn sie anderer Meinung seien, nur weil sie nicht anecken wollten. Und wenn die deutschen Hells Angels so großen Schiss vor den Amis hätten, könne man die Dinge doch richtigstellen, sollte es irgendwelche Missverständnisse geben oder gegeben haben. Es könne ja wohl nicht sein, dass die Hells Angels in Deutschland – nur um besser vor den anderen dazustehen – idiotische Aktionen vor den anderen Brüdern verheimlichten. Die deutschen Hells Angels hätten nach dem Zusammenschluss mit dem Bones MC sowieso kein gutes Standing in den USA. So ein Maulkorb würde da wohl
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