Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
und voranzutreiben, und auch ein Zeichen der Österreicher an den Rest der Welt: Wir legen jetzt los!
Die braven Schweizer
Auch in der Schweiz sind die Hells Angels angekommen und haben sich still und leise ausgebreitet. Angefangen haben die Schweizer Hells Angels im Jahre 1970 in Zürich, das erste Charter auf dem europäischen Festland, es folgten Geneve, St. Gallen, Riverside, Overland, Riviera, Basel. Das hört sich zunächst nicht besonders üppig an, wenn man aber bedenkt, wie klein die Schweiz ist, ist es schon beachtlich, dass die kriminelle Rockerszene sich so ausbreiten konnte – und sich auch weiter ausbreiten wird.
Seit einigen Jahren versuchen auch andere Motorradclubs in der Schweiz Fuß zu fassen, um ihre kriminellen Geschäfte dort nach Hells-Angels-Vorbild aufzunehmen. Besonders hervorgetreten ist dabei der Outlaws MC, der sich Ende 2011 mit Hells Angels aus der Schweiz eine Großschlägerei lieferte. Der Konflikt ging von Hells Angels aus – was die Hells Angels zwar abstreiten, aber von offizieller Seite der Polizei und anderen bestätigt wird. Wer auch immer angefangen hat, Fakt ist jedenfalls: Es wurde scharf geschossen, Fahrzeuge wurden zertrümmert, Menschen bedroht und schwer verletzt. Aber noch schwerwiegender als Waffeneinsatz, Körperverletzungen und Sachbeschädigung ist die Tatsache, dass der Rockerkrieg, der seit Jahren in Deutschland und überall auf der Welt, wo es Hells Angels gibt, tobt, nun auch in der Schweiz angekommen ist – und auf offener Straße ausgetragen wird.
Das wird in den nächsten Jahren noch viel intensiver werden, dagegen waren die jüngsten Vorkommnisse nur Geplänkel. Die Bemühungen anderer ausländischer Motorradclubs, sich in der Schweiz anzusiedeln, verstärken sich immer mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Clubs, die in der Szene das Sagen haben – oder haben wollen –, in dem kleinen Land angekommen sind und ihre Revierkämpfe gewalttätig dort austragen.
Der Öffentlichkeit in der Schweiz sind die Hells Angels bisher noch nicht sonderlich aufgefallen – im Gegensatz zu Deutschland, wo sich zumindest in letzter Zeit die Berichterstattung wieder häuft. Die Hells Angels Schweiz waren in der Vergangenheit, ähnlich wie die Hells Angels Österreich, stets peinlich darauf bedacht, im Untergrund zu bleiben und den Ball flach zu halten, um keine allzu großen öffentlichen Diskussionen über den Club auszulösen. Nichtsdestotrotz spielen die schweizerischen Charter in der Hells-Angels-Welt und bei deren illegalen Geschäften eine nicht gerade geringe Rolle.
Dass Schweizer Member seit vielen Jahren die illegalen Gelder aus schmutzigen Geschäften der anderen Länder waschen, anlegen und investieren, ist mittlerweile bekannt. Ebenso, dass ein Teil der Gelder deutscher Hells Angels per Kleintransporter und Motorrad in die Schweiz gebracht wird. Und auch Hells Angels aus anderen Ländern bedienen sich der Logistik, welche Schweizer Hells Angels über viele Jahre aufgebaut haben.
Ohne Hells Angels geht auch in der Tattoo-Szene des Landes wenig. Das bedeutet im Klartext: Es macht besser keiner in der Schweiz einen Tattoo-Laden ohne die Zustimmung des Clubs auf, »Zuwendungen« an die Hells Angels, also Nadelgeld, eingeschlossen. Das Rotlichtmilieu haben die Schweizer Hells Angels ebenfalls fest im Griff, und im grenznahen Drogenhandel nach Deutschland und in andere Länder mischen sie kräftig mit, aber eben ganz im Stillen.
Vor nicht allzu langer Zeit beging der wohl hochrangigste und bekannteste Schweizer Hells-Angels-Member, Indiana Jones, einen großen Fehler und musste schwer dafür büßen. Die Schweiz war Ausrichter des Euro-Runs in Laax 2004. Wie üblich sammelte im Vorfeld das ausrichtende Land von allen europäischen Chartern und Membern Teilnahmegebühren ein – anders ließe sich eine so große, mit Glanz und Gloria behaftete Party gar nicht finanzieren. Wie ihr euch vorstellen könnt, kam eine ordentliche Summe zusammen; bei Teilnahmegebühren zwischen 150 und 350 Euro pro Nase können das schnell mal über 100 000 Euro sein. Und genau diese Gelder hatte Indiana Jones privat auf die Seite geschafft. Was ihn dazu veranlasst hatte, weiß ich bis heute nicht, obwohl ich mich bemüht habe, die Hintergründe zu erfahren. Jedenfalls mussten nun die Schweizer Hells Angels ziemlich kleinlaut den anderen Membern weltweit mitteilen, dass die Kohle für den Euro-Run weg war, und um erneute Zahlung bitten. Die Zeit war zu knapp, um einen
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