Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
was für Zähne eine Ziege hat«, meinte er nur. »Schau sie dir doch mal an …« Das machte ich dann auch. Leute, ich hatte selbst Hunde – und das waren Hundezähne, ganz eindeutig. Jetzt stand ich da, kopfschüttelnd, mit hängenden Schultern und hatte das Gefühl, dass mir einer brühwarm ans Bein pisste. Die Jungs grölten und johlten natürlich, was noch mehr Member anlockte. Jetzt musste ich selbst lachen und meinte: »Na, das Gebiss habt ihr aber gut für mich hergerichtet, da habt ihr mächtig gebastelt, sieht richtig echt aus.« Einer antwortete, ich sollte noch einmal genauer nachschauen. Ich ließ mein Messer aufschnappen und untersuchte Kopf, Kiefer und Zähne. Der eklige Befund: Es war ein Hund, hundertprozentig.
Mein Hund Cassius und ich
Bestimmt könnt ihr euch gut vorstellen, was jetzt kam. Im Chor wurde gegrölt: »Essen – essen – essen!« Ob ich tatsächlich ein Stück gegessen habe, verrate ich nicht. Jedenfalls hatten wir noch richtig viel Spaß an dem Abend, auch mit anderen Hells Angels aus dem Ausland. Sehr, sehr spät in der Nacht lag nur noch ein Gerippe auf dem Rost, und ich steckte ihm ein Stöckchen quer in das offene Maul. Wuff!
Liebe Schweizer, seid mir nicht böse: Ihr habt die beste Schoki, super Käse und tolle Mädels – aber das mit den Hunden, das solltet ihr echt lassen.
Feuer im Land der Froschfresser
Bevor wir unsere Tour nach Frankreich zum Euro-Run 2003 starten konnten, gab es das übliche Genöle und die üblichen Vorbereitungen. Neu war allerdings unser Präsident: Spitzki. Wenige Tage vor der Abfahrt war er Charter-Präsident geworden, nachdem wir den amtierenden Präsidenten aus dem Club geschmissen hatten. Warum und weswegen – dazu verrate ich an dieser Stelle nichts Genaues. Nur so viel: Der Grund war gravierend und sein Rausschmiss mehr als gerechtfertigt. Und da kein anderer Präsident sein wollte, wurde es eben Spitzki. Also machte sich unser Pulk auf den Weg nach Frankreich. Es ging quer durchs Land bis nach Perpignan, kurz vor Spanien. Wir hatten rund zehn Tage für Hin- und Rückfahrt eingeplant.
Der Run-Platz lag irgendwo im Niemandsland an einem ziemlich breiten Kanal, der zum Meer führte. Hier konnte man Wasserski fahren, und manchmal wurden auch Ruderregatten ausgetragen. Wir waren sogar wie geplant am Freitag vor Ort, und es war – eigentlich sehr ungewöhnlich – wenig los und damit jede Menge Platz für uns. Es gab einen großen Campingplatz ohne jeden Schnickschnack, nur die altbekannten Dixi-Klos – ich glaube, die Dinger verfolgen mich ein Leben lang – und ein kleines Häuschen mit Waschplätzen. Mittig war ein großes rundes ehemaliges Zirkuszelt aufgebaut mit einem anschließenden kleinen Festzelt für das Catering.
Als wir nun unser Zelt unter den gewohnten chaotischen Umständen aufgebaut hatten, wollten wir den Run-Platz erkunden, aber außer dem Zirkuszelt und einigen Getränkeständen gab es tatsächlich nichts zu sehen. Die sehr geringe Teilnahme anderer Charter und Länder sorgte nicht gerade für einen größeren Spaßfaktor. Am Freitagabend spielte eine mittelmäßige Band Mucke, und die Musik aus der Dose war auch nicht viel besser. Schon recht früh am Abend waren deshalb die meisten Member besoffen – kein Wunder, denn etwas anderes als saufen konnte man ja auch kaum. Was mir auffiel: Viele der Froschfresser waren auf LSD und liefen wie Roboter in der Gegend herum. Da sie in dem Zustand nicht mehr wussten, wer oder wo sie waren, und beim Gehen ziemlich unsicher herumschwankten, glänzten einige mit verbalen und feinmotorischen Ausfällen, bei manchen versagte auch die Grobmotorik komplett. Ich möchte nicht wissen, was in deren Birnen so alles abging. Und so kam es, wie es kommen musste: An jeder Ecke gingen unter den Hells Angels wüste Hauereien los, teils auch sehr unfair mit Schlagringen und Totschlägern – und das zwischen Brüdern! Das führte später in allen teilnehmenden Ländern zu wilden Debatten, und die Franzosen wurden später auf einem World-Run für ihre Ausfälle recht stark angegangen. Sie wurden ermahnt, in Zukunft etwas geschmeidiger zu sein, sonst würden hohe Strafzahlungen auf sie zukommen.
Am Samstagabend gab es das übliche Feuerwerk, jedoch mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Hells Angels France das Feuerwerk selbst veranstalteten, statt einen Feuerwerker zu beauftragen. Woher die Böller, Raketen und Bomben stammten, weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass sie sich alles
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