Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
Stockwerke, war uralt und musste früher ein Bunker für internationale Gäste gewesen sein. Die Möbel waren Sechziger-Jahre-Stil der DDR: Nussbaum, abgenutzt. Die Zimmer waren klein, die Betten scheiße, aber wenigstens hatte jeder von uns einen Balkon, dessen Nutzung allerdings genauso bedenklich war wie die des Fahrstuhls. Aber wenn weder der eine noch der andere bisher abgestürzt war, würde das wohl auch in den nächsten zwei Tagen so bleiben, dachte ich mir. Die Zimmer hatten zwar Dusche und Toilette, aber ich verkniff mir, so gut es ging, deren Benutzung – das sah mir alles zu suspekt aus. Ich stellte schnell meine Tasche auf das Bett und ging wieder hinunter in die Lobby, um dort auf die anderen zu warten. Der Empfangsbereich war schon recht voll, denn die Hells Angels hatten fast das ganze Hotel gemietet.
    Im Vorfeld wurden wir per Telefon informiert, dass alle, die etwas Verbotenes einstecken hatten, was bei den Kontrollen bisher nicht gefunden worden war, dieses nicht zum Run-Platz mitbringen sollten. Denn dieser war förmlich umlagert, ähnlich war es ein Jahr später beim World-Run 2006 im amerikanischen Cody, wie in Höllenritt beschrieben. Auf der Fahrt vom Hotel zum Run-Platz, der etwa einen Kilometer entfernt war, standen überall Polizeibusse der Tschechen. Was für alte Kisten das waren, weiß ich nicht. Sie sahen aus wie etwas größere VW-Busse, nur in hässlich und uralt. Es gab auch noch weiße Busse mit einem roten Kreuz auf der Seite und Gardinen an den Fenstern und hinten Doppel-Klapptüren. Merkwürdige Typen wuselten da herum mit weißen Mützen auf dem Kopf wie Bäcker, dazu aber weiße Gummistiefel und Gummischürze; dazu einige Frauen – wohl Krankenschwestern – mit Kittelkleid, Schürze und Kniestrümpfen. Das Ganze erinnerte irgendwie an eine Metzgerei oder Schlachterei. Um die Sache noch zu toppen, hatten die Tschechen ein paar alte Panzer aufgeboten. Unbeschreibliche Teile – halb so groß wie die von der Bundeswehr mit einem mickrigen Kanonenrohr, nicht viel größer und länger als mein Bein. Mit den Dingern kann man, außer sie zu verschrotten, nichts, aber auch gar nichts reißen. Ich habe bis heute nicht die leiseste Ahnung, weshalb sie die aufgefahren hatten.
    Nachdem ich mein Bike auf dem Run-Platz geparkt hatte, traf ich bei meinem ersten Rundgang sehr viele Brüder aus allen möglichen Ländern, die mir persönlich bekannt waren – und mit allen wollte ich etwas trinken, reden oder einen rauchen. Das ging eine ganze Weile so, bis das Herumlaufen ein wenig mühsam wurde; also setzte ich mich mit einigen Jungs an einen Tisch in unmittelbarer Nähe zum Catering-Zelt. Es gesellten sich immer mehr Member zu uns, und wir hatten eine tolle Nacht. Am Freitag wachte ich gegen Mittag auf einem Biertisch auf, und nach einer Guten-Morgen-Tüte ging ich erst einmal frühstücken. Ich beschränkte mich auf Butterbrötchen, Eier mit Speck, Wasser und O-Saft. Soll ja gesund sein.
    Nach diesem ausgiebigen Frühstück stach mir die Golf-Driving-Range ins Auge, und ich erspähte auf dem Rasen einen VW-Käfer mit vergitterten Fenstern und vorne einem großen Gitter in V-Form, der über den Platz düste und mit dem V die Bälle einsammelte und wieder zum Abschlagplatz schob. Da ich noch nie im Leben Golf gespielt hatte, wollte ich es auch einmal ausprobieren. Ich schnappte mir also einen Eimer Bälle und einen Golfschläger, ging zum Abschlag, legte meinen Ball auf einen kleinen Pin, stellte mich, wie ich es im Fernsehen schon gesehen hatte, breitbeinig hin wie ein Profi, zielte ein paarmal auf die Entfernungsschilder – und schlug ab. Doch das Einzige, das ich durch die Luft fliegen sah, war mein Schläger. Der Golfball lag unberührt auf dem Pin. Ich holte den Schläger wieder und versuchte es erneut, auch wieder mit Schmackes. Jetzt flog zwar nicht der Schläger weg, aber der Ball lag noch immer jungfräulich da. Nächster Versuch. Der Schlag ging mit Karacho in die Erde, und ich dachte, mir brechen die Hände ab. Also, auf ein Neues. Diesmal traf ich den Ball zwar, aber da, wo er hinflog, war rein gar nichts, noch nicht einmal ein Fitzelchen Gras. Der VW fuhr in der Zeit immer noch herum auf der Jagd nach Golfbällen. Ich dachte, das sei doch ein ziemlich großes Ziel, und nahm ihn jetzt aufs Korn. Auf die Idee kamen dann noch andere Hells-Angels-Golfer, wobei einige von ihnen im Gegensatz zu mir sogar noch trafen. Als der Eimer leer war, feuerte ich den Schläger in die Pampa und

Weitere Kostenlose Bücher