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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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einen neuen Verband.
    Isabella schaut an sich hinunter. Sie sieht nicht gerade nach einer wunderbaren Parisreise aus. Doch so muss es gehen. Ärgerlich ist nur, dass sie nichts mehr mitnehmen kann, auch kein Geld aus der Notfalldose in der Küche. Und Hannah anrufen kann sie auch nicht, denn der verflixte John hat ja ihr Handy mitgenommen!
    Wie gern hätte sie jetzt Hannahs Stimme gehört. Hoffentlich macht die sich nicht allzu große Sorgen. Außerdem hätte sie sie gern gefragt, ob sie mit ihr zum Bahnhof fahren könnte, um ihr bei der Suche nach John zu helfen.
    Isabella tröstet sich mit dem Gedanken, dass sie ihre Freundin von unterwegs anrufen kann – sobald sie John erwischt hat. Und sie wird ihn erwischen! Der wird sie noch kennenlernen.
    Leise schleicht sie aus dem Keller. Vor dem Haus ist nun niemand mehr. So schnell es geht, humpelt sie zur nächsten Haltestelle und schmuggelt sich hinten in den Bus. Echt blöd, so ohne Fahrkarte! Kaum sitzt sie auf einer der hinteren Bänke, sieht sie Hannah aus dem Literaturcafé kommen.
    Mist! Die hat dort garantiert auf sie gewartet.
    »Hannah! Hannah!«, brüllt sie und klopft wie wild an die Scheibe. Obwohl sie genau weiß, dass ihre Freundin sie nicht hören kann. Aber tatsächlich sieht Hannah in letzter Sekunde ihr Winken. Sie lacht und winkt zurück.
    Isabella seufzt. Oje, jetzt denkt Hannah bestimmt, dass alles in Ordnung ist – dabei ist doch gar nichts in Ordnung. Sie sinkt wieder auf ihren Sitz zurück und fährt los ins Ungewisse.

Hannah läuft dem Bus noch ein Stück hinterher. Isabella hat nicht gut ausgesehen. Einfach – anders. Fertig. Keine Spur von aufgebrezelt . Eher angeschlagen und ausgepowert. Aber es ist aussichtslos: Bis der Bus wieder anhält, wird sie ihn nicht einholen können. Soll sie den nächsten nehmen, der in wenigen Minuten fährt? Dann könnte sie Isabella noch am Bahnhof verabschieden. Könnte fragen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Aber Isabella wird am Bahnhof Zoo in die S-Bahn Richtung Hauptbahnhof einsteigen. Und der Bahnhof Zoo ist riesengroß. Keine Chance, dass sie ihre Freundin dort erwischt.
    Nein, besser, sie geht sofort nach Hause. Astrid ruft garantiert an, wenn sie feststellt, dass ihre Tochter nicht in ihrem Zimmer sitzt und Hausaufgaben macht. Auf jeden Fall sollte Hannah daheim sein, bevor Mama oder Ben ans Telefon gehen. Und außerdem: Langsam muss ihr eine gute Geschichte einfallen. Eine, die bis morgen früh zieht. Aber was soll das nur sein? Ihr fällt nichts ein.
    Hannah runzelt die Stirn. Sie lügt nicht gern, hasst es, die Unwahrheit zu sagen. Man sieht und hört es ihr an: Sie wird rot, bekommt feuchte Hände, kann nicht hochsehen, verhaspelt sich.
    Aber in diesem speziellen Fall gibt es wohl kein Zurück. Sie hat es Isabella versprochen. Und versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen.
    Trotz allem ist sie auch ein bisschen stolz auf ihre Freundin – wie die das alles durchzieht! Am Nachmittag sah es noch so aus, als würde der ganze Plan den Bach runtergehen. Zu blöd auch, dass sie die U-Bahn am Wittenbergplatz verpasst hat. Sie hätte Isa sicher helfen können.
    Aber offensichtlich hat Isabella es ja auch alleine geschafft.
    Hannah wäre gern dabei gewesen, als Isabella dem Blödmann die Tasche abgejagt hat. Auch wenn man es ihrer oft verträumten Freundin nicht ansieht: Wenn sie so richtig sauer wird, macht man besser einen weiten Bogen um sie. Ein bisschen tut Hannah der Junge sogar leid. Aber nur ein bisschen. Und dass Isabella die Fahrkarte zurückerobert hat, daran gibt es für Hannah keinen Zweifel. Sonst würde sie ja jetzt nicht zum Bahnhof fahren. Oder? Gut, dass sie Isa noch gesehen hat. Das beruhigt sie zumindest.
    Ganz in Gedanken rennt Hannah zurück zur Bleibtreustraße und poltert die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Noch bevor sie den Schlüssel ins Schloss stecken kann, reißt Ben die Wohnungstür auf.
    »Ich habe dich gehört«, sagt er und schaut in den Hausflur, als würde er noch jemanden erwarten. »Wo ist Isabella?« Er sieht Hannah fragend an.
    »Hat mein Bruderherz etwa Sehnsucht?«, fragt Hannah lachend und streicht ihm eine Haarsträhne aus der Stirn, so wie Isabella es immer bei ihm macht.
    »Blödsinn«, knurrt Ben und schiebt ihre Hand aus seinem Gesicht. »Isabellas Mama war vor drei Minuten am Telefon und hat gefragt, wo sie steckt. Ich habe gesagt, dass ihr zurückruft.«
    Hannah schluckt. Jetzt ist es so weit. Was soll sie bloß sagen?
    Sie folgt ihrem

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