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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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gerissen.
    »Ey, Kleine, du bist echt Spitze. Geld für eine Fahrkarte! Wie schreibt man das, Fahrkarte?« Doch dann wird sie auf einmal ernst. »Sorry, würde ich dir gern geben, aber ich habe noch genau 1,24 Euro in meiner Hosentasche und davon gibt es heute Abend ein Festmahl in meiner Luxusbleibe. Mach dir nicht so viele Gedanken. Du bist doch auch ohne Karte hergekommen …«
    Isabella sagt nichts mehr, weil ihr klar ist, dass eine U-Bahn-Karte für Danni ein absolutes Luxusproblem ist. Zurücklaufen kann sie allerdings auch nicht, also Augen zu und durch …

Auf der Hinfahrt hat die Wut Isabella von ihrem schlechten Gewissen, schwarz zu fahren, abgelenkt. Jetzt ist es der Schmerz in ihrem Bein – und ihr Aussehen! Als sie sich im Dunkel des Tunnels in der Scheibe der U-Bahn-Tür spiegelt, erschrickt sie: Ihre Hose ist voller Blutflecken. Haare und T-Shirt kleben am Körper und sogar in ihrem Gesicht sind Dreckspuren.
    Wenn ihre Mutter sie so sieht, ist alles vorbei! Dann wird sie den Rest des Abends nicht mehr von ihrer Seite weichen. Fahrkarte ade, John ade, Clara ade. Aber sie will, sie muss fahren! So schnell lässt sie sich nicht unterkriegen.
    Ihr Blick fällt auf die Uhr. Fast sechs. Du meine Güte! In zwei Stunden muss sie am Bahnhof sein. Aber doch nicht so! Sie sieht völlig abgerissen aus.
    Während die Bahn ruckelnd und ächzend durch Berlin fährt, überschlägt Isabella im Kopf die Zeit. Bis viertel vor sieben könnte sie es bis nach Hause schaffen. Dann würde sie schnell duschen, sich umziehen, ein paar Sachen packen. Und ab in den Bus. Bis viertel vor acht ist das zu machen. Danach muss sie nur noch John finden.
    »Nur noch«, murmelt sie und lacht rau auf. Doch langsam wird sie wieder ruhiger. Sie lehnt den Kopf an die Scheibe und schließt die Augen. Auch wenn sie sich das alles ganz anders vorgestellt hat – sie wird nach Paris fahren!
    Eine Dreiviertelstunde später trifft Isabella endlich in der Fasanenstraße ein. Fast geschafft! Doch dann traut sie ihren Augen nicht. Hat sich denn heute die ganze Welt gegen sie verschworen? Beide Leichenwagen parken vor der Tür, und Opa und Mama stehen mit einem Unbekannten daneben und gestikulieren und reden. Es geht hin und her und es dauert. Zu allem Überfluss lehnt sich Oma oben aus dem Fenster, was sie sonst nie tut, um das Treiben auf der Straße zu verfolgen. Wie kommt sie bloß ungesehen ins Haus? Isabella überlegt kurz. Soll sie schnell zu Hannah und ein paar Klamotten von ihr mitnehmen? Hannah ist zwar etwas größer, aber egal. Hosen kann man umkrempeln und mit einem Gürtel halten. Aber was ist, wenn sie dort Ben oder Frau Herzbluth in die Arme rennt? Und laufen ist mit der Wunde gerade sowieso nicht gut. Ins Literaturcafé zu Katie? Vielleicht kann die ihr helfen? Quatsch! Sie kann doch nicht Katie in die ganze Sache mit reinziehen! Die wird ihr sowieso nur sagen, dass sie mit ihren Eltern reden soll.
    Da biegt eine Gruppe Touristen um die Ecke. Ohne nachzudenken, mischt Isabella sich zwischen die Leute. Hoffentlich bleiben die auf dieser Straßenseite! Wenigstens bis zu ihrem Haus!
    Eine Frau aus der Gruppe mustert Isabella misstrauisch. Hält sie sie vielleicht für eine Taschendiebin, so abgerissen wie sie gerade aussieht? Egal! Isabella schaut stur geradeaus und tatsächlich schlendert die Gruppe an ihrem Haus vorbei. Im letzten Moment schlägt Isabella einen Haken und huscht unbemerkt über den Seiteneingang in den Keller. Sie schleicht durch das Lager an den Särgen vorbei und presst ihr Ohr an die Tür, die nach oben führt. Von dort hört sie die Stimmen von Mama und Opa, die offenbar gerade wieder ins Haus gekommen sind. Das kann sie vergessen, keine Chance. Nach oben kann sie nicht.
    Isabella huscht in den Waschkeller. Die Zeit drängt. Im Wäschekorb findet sie eine ihrer Hosen, ungewaschen, aber immer noch besser als die, die sie trägt. Auf der Leine hängen T-Shirts, noch klamm und ungebügelt. Egal. Ihre kaputten und dreckigen Klamotten stopft sie direkt in die Waschmaschine. Heute wäscht Mama garantiert nicht mehr, dann findet sie sie auch nicht, und wegschmeißen kann sie die Sachen später immer noch. Notdürftig spritzt sie sich mit dem Gartenschlauch ab, passt auf, dass kein Wasser an die Wunde kommt. Puh, ist das Wasser kalt. Aber es tut gut und macht einen klaren Kopf. Die Wunde sieht gar nicht gut aus. Knallrot ist sie und blutet immer noch, wenn auch nur wenig. Aus einem Trockentuch von der Leine macht sie sich

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