Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
Vom Netzwerk:
hat sie keine Grippe, keinen Husten, keinen Schnupfen.
    Isabella schiebt es auf die anstrengenden Stunden in der Bahn – immer auf der Hut, immer auf dem Sprung. Die ganze Nacht durch.
    Sie stehen auf dem Bahnsteig. Saarbrücken liest Isabella auf dem Schild, Gleis 6.
    »Hier trennen sich also unsere Wege«, sagt John, und es klingt, obwohl er sich nichts anmerken lassen will, richtig traurig. Seine Stimme ist einen Ton düsterer. »Ich wünsche dir schöne Tage mit deiner Schwester, schöne Tage in Paris. Bestimmt eine coole Stadt.«
    »Vielleicht treffen wir uns in Berlin wieder«, antwortet Isabella.
    »Nein«, John lächelt, obschon seine Stimme scharf ist, »wir treffen uns nicht in Berlin. Dein Berlin ist nicht meins. Das ist okay so. Und außerdem werde ich gar nicht zurückgehen. Ich muss das alles in Saarbrücken hinbekommen. Da wohnt meine Schwester. Und sie ist das Wichtigste, was ich habe.«
    Er dreht sich ohne ein weiteres Wort um und geht. Waren da Tränen in seinen Augen?
    Und sie steht dort. Das war’s? Das soll jetzt alles gewesen sein?
    »Warte!«, ruft Isabella plötzlich und läuft ihm nach. Sie weiß selbst nicht genau, was sie da tut. Aber in diesem Moment kommt es ihr wichtig vor. Und richtig. »Warte! Hast du etwas dagegen, wenn ich mit zu deiner Schwester gehe? Ich meine, wir sind nun schon so lange Partners in Crime , dass ich gerne wüsste, wie sie ist, wie sie aussieht. Ob alles gut mit ihr ist.«
    Isabella merkt, wie sehr dieser eine Tag und die Nacht im Zug sie zusammengeschweißt hat. Außerdem – auch wenn sie es sich kaum eingestehen mag – will sie ihn nicht einfach so gehen lassen.
    »Nein«, antwortet er überrascht. »Ich habe überhaupt nichts dagegen. Nur bin ich mir nicht sicher, ob wir sie wirklich gleich bei uns zu Hause treffen. Willst du wirklich so lange warten, bis du nach Paris weiterfährst?«
    »Dann komm ich eben später an. Ich will zumindest sehen, wo du gewohnt hast. Meine Fahrkarte gilt noch eine Weile. Dann bin ich eben nicht zum Frühstück, sondern zum Abendessen in Paris.« Isabella lacht übermütig. Irgendwie fühlt sie sich plötzlich aufgekratzt und völlig frei. Alles ist möglich, und sie kann bestimmen, wie es weitergeht.
    Bevor sie den Bahnhof verlassen, schickt sie im Reisecenter noch eine Mail an Hannah: »Allerliebste Hannah, ich bin nun mit John in Saarbrücken. Nur noch ein paar Stunden und ich werde in Paris ankommen. Ich wünschte, du könntest auch hier sein. Ich werde dir alles haarklein erzählen. Deine beste Freundin Isabella.«
    An ihre Mutter schickt sie ebenfalls eine Nachricht mit der Bitte, Clara zu benachrichtigen.
    Auch in Saarbrücken strahlt die Sonne vom Himmel und ein sanfter Wind streicht ihnen über die Haut. Eine große neue Stadt lockt. John geht aufrecht neben Isabella her. Er strahlt Kraft und Zuversicht aus. Er hat auch einen gewissen Stolz und lässt sich trotz seiner gar nicht rosigen Situation nicht unterkriegen.
    Isabella bewundert die alten Häuser, an denen sie vorbeilaufen. Gestern noch hätte sie sich nicht träumen lassen, was sie auf ihrer Reise alles erleben würde. Sie freut sich und hat gleichzeitig Herzklopfen. Aber es bleibt nicht viel Zeit, um diesen neuen Ort in sich aufzusaugen. John will jetzt zu seiner Schwester und zwar so schnell wie möglich!

Oma und Opa Morgenstern sind von dem Plan, einfach so nach Saarbrücken zu fahren, gar nicht begeistert. Außerdem hat Astrid in der vergangenen Nacht kaum geschlafen.
    »Und wo wollt ihr anfangen zu suchen?« Opa Morgenstern versucht immer noch, seine Tochter davon abzubringen, obschon er ihre Aufregung zu verstehen scheint. Und er weiß bestimmt auch, dass er sie nicht aufhalten kann. Er kennt schließlich seine Astrid und weiß, dass sie ihr Mädchen suchen muss.
    Also füllt Oma Morgenstern in der Küche starken Kaffee in eine Thermoskanne und schmiert einen Berg Butterbrote, während Opa Morgenstern Astrid hilft, die den schwarzen Leichenwagen für die Reise startklar macht. Sie legen vorsichtshalber eine Matratze in den Kofferraum. Dorthin, wo normalerweise die Särge stehen. Hannah schaut dem Ganzen zu, als wäre sie in einem Film. In einem falschen Film.
    Auf dem Weg zur Autobahn halten sie kurz bei Hannahs Wohnung an. Die stürmt die Treppe hoch, wirft schnell ein paar Kleidungsstücke in ihren Rucksack. Auch die Visitenkarte von Kurt Hoffnung hat sie schnell gefunden, im Drehbuch Nummer zehn. Hannah greift zum Telefon und ruft bei ihm an.
    Nach dem

Weitere Kostenlose Bücher