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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alena Schroeder
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ich beinahe Leistungssportlerin geworden. Ich war im selben Kader wie Katrin Krabbe, aber als es dann darum ging, ob ich wirklich ins Leistungsprogramm aufgenommen werde, hieß es, ich sei
mit knapp einem Meter sechzig zu klein. Heute denke ich: ein Glück, wahrscheinlich hätten die mich auch mit Medikamenten vollgestopft, und ich wäre irgendwann wegen Dopings vor Gericht gelandet.
    Ich habe dann Fleischerin gelernt, aber nach der Wende habe ich keinen Job mehr gefunden. Da hieß es auch jedes Mal: »Sie sind zu klein, Sie können ja nicht mal übern Tresen gucken.« Aber ich glaube, das war nur ein Vorwand, die hätten mich als gelernte Kraft einfach viel besser bezahlen müssen als jemand Ungelerntes. Ich hätte gern noch eine Umschulung zur Gymnastiklehrerin gemacht, aber das war zu teuer. Also habe ich mich auf Zeitungsannoncen beworben.
    Meine erste Putzstelle hatte ich dann in einem Hotel, als Zimmermädchen. Das ist ein echter Knochenjob. Man glaubt gar nicht, wie schwer einem die Arme werden, wenn man den ganzen Tag Betten abzieht, Betten frisch bezieht, Betten aufschüttelt und glatt streicht. Und die vielen nackten Menschen, die man ständig sieht! Irgendwann hatte ich gelernt, geduldig zu sein und fünf-, sechsmal zu klopfen.
    Es war ein Kongresshotel, und da sind natürlich ständig Leute miteinander im Bett gelandet, besonders in der Mittagspause. Manche haben es sicher auch darauf angelegt und genossen, sich mal vor dem Zimmermädchen nackt zu zeigen. Da kommt man dann ins Zimmer, denkt: »O Gott, so viel Elend am frühen Morgen!«, und geht wieder raus.
    Einmal war Whitney Houston zu Gast, unvorstellbar,
in was für eine Kifferhöhle die ihr Zimmer verwandelt hatte - alles verdreckt und vermüllt, da waren wir wirklich ziemlich fassungslos.
    Richtig gefreut habe ich mich immer, wenn jemand ein, zwei Euro Trinkgeld dagelassen hat. Einfach als kleine Aufmerksamkeit, damit man zwischendurch auch mal merkt, dass jemand wertschätzt, was man den ganzen Tag macht. Wenn die Hausdame nicht vorher schon alles eingesackt hat, haben wir Zimmermädchen die Trinkgelder zusammengeschmissen und uns dann davon was Schönes fürs Frühstück gekauft. Überhaupt: Das Team war sehr nett, anders hält man diesen Job aber auch nicht lange aus.
    Theoretisch braucht man natürlich keine besonderen Fähigkeiten, um als Reinigungskraft zu arbeiten. Putzen tut ja auch jeder mal zu Hause. Aber es kann auch nicht schaden, wenn man nicht völlig blöde ist und sich von Leuten, die das schon länger machen, ein paar Tipps holt.
    Man braucht auch ein Auge für bestimmte Sachen. Wenn ich ein Büro gemacht habe, dann steht hinterher der Schreibtischstuhl schön gerade, die Telefonkordel ist nicht verknotet. Das sind so Kleinigkeiten, die viel ausmachen, finde ich. Man betritt doch morgens viel lieber seinen Arbeitsplatz, wenn da alles ein bisschen ordentlich aussieht.
    Dann hantieren wir ja auch mit viel Chemie, und da sollte man auch wirklich lesen, was auf den Kanistern steht, und nicht alles einfach pur irgendwo draufkippen. Und man sollte der Chemie auch Zeit geben, zu wirken,
aber die Zeit wird einem selten gelassen, in der Branche muss alles schnell und billig gehen.
    Ãœberhaupt, was da alles an Chemie in den Abfluss gekippt wird, ist schon heftig, dabei bekommt man vieles auch mit ganz normalen Hausmitteln sauber.
    Eigentlich müsste bei manchen Reinigern sogar mit Mundschutz gearbeitet werden, bei Fahrtreppenreinigern zum Beispiel, die alles sauber ätzen. Da heißt es dann manchmal, man sollte damit die Aufzüge säubern, aber die Dämpfe sind so stechend, dass danach kaum jemand mit diesem Aufzug fahren möchte, weil einem die Chemie regelrecht das Wasser aus dem Körper entzieht. Oder man wird angehalten, die Aufzüge mit Öl zu polieren, damit alles schön glänzt, und anschließend versauen sich die Fahrgäste ihre Anzüge, wenn sie sich an die öligen Wände lehnen.
    So was ärgert mich, dass sich meine Vorgesetzten da so wenig Gedanken drum machen. Alles muss schnell gehen und darf nichts kosten, egal, ob die Arbeit gut gemacht wird oder nicht. Es gibt auch ganz billige Tricks, ein paar Tropfen Duftkonzentrat in die Ecke, und schon denkt jeder, ah, hier ist frisch geputzt, oh, ist das sauber hier. Dabei ist überhaupt nichts passiert, es riecht einfach nur lecker nach Zitrusreiniger.
    Gespart wird

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