Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)

Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)

Titel: Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Herbold
Vom Netzwerk:
jedes verschwitzte T-Shirt aus der Hand gerissen hatte, um erst eindeutig-zweideutig daran zu schnuppern und es dann beiläufig in die Waschmaschine zu katapultieren, während sie mit ihm zusammen unter die Dusche stieg? Die Frau, die abends mit drei gekonnten Handgriffen aus schrumpeligen Küchenabfällen köstliche Aufläufe kreiert und sie dann lächelnd mit ihm zusammen verzehrt hatte, um ihn danach eindeutig-zweideutig zum Nachtisch rüber ins Schlafzimmer zu ziehen? Die Frau, die sich morgens im Halbschlaf eindeutig-zweideutig an ihn geschmiegt hatte, statt ihm die warme Bettdecke mit den harschen Worten »muss in die Wäsche« wegzuziehen? Wann und vor allem warum hatte sich diese unzweifelhaft zweideutige Frau in ein eindeutig griesgrämiges Putzmonster verwandelt?
    Sie konnte sich ihm zu Leb- und Beziehungszeiten nicht verständlich machen. Denn das Grässliche an der Haushaltung ist nicht der Zeitaufwand und nicht die körperliche Anstrengung. Es ist der immense intellektuelle Aufwand. Die harte Schule des geübten Blickes und des lückenlosen Gedächtnisses. Es ist das deprimierende Talent, morgens im Bett liegend statt Sonnenschein schlammverspritzte Fensterscheiben wahrzunehmen. Es ist die Anhäufung von absurdem Wissen. Zum Beispiel, welche Steckdose der Wohnung sich am besten zum Staubsaugen eignet, weil sie den größten Aktionsradius hat. Oder mit welcher Taktik der Gefrierschrank am schnellsten abgetaut und gleichzeitig ausgewischt werden kann. Oder welcher der dreizehn vorhandenen Putzlappen den Badezimmerspiegel am schlierenfreiesten reinigt. Es ist die Summe aller Turnbeutel (muss heute mit in die Schule genommen werden), Klavierlehrerstundensätze (Geld für Klavierunterricht nicht vergessen), schwiegermütterlichen Geburtstagsgeschenke (wir sind doch am Sonntag zum Kaffee eingeladen), U6-Vorsorgetermine (dringend machen, sonst ist es zu spät), Tagesausflüge mit Tagesmüttern (Achtung: früher hinbringen, Regenjacke und extra Hose einpacken, früher abholen) plus die Summe aller Erledigungen, die man zur eigenen Entlastung ihm aufgetragen hatte und die es im Verlauf ihrer meist schleppenden Umsetzung ständig nachzukontrollieren gilt.
    Innenansicht eines Mutterhirns kurz vor dem Einschlafen: Morgen Obst, Vanillejoghurt, Margarine, Gouda kaufen – könnte er eigentlich machen –, nein, besser nicht, bringt doch wieder die falsche Joghurtsorte mit –, Wäsche aufhängen – hätte er ja machen sollen, hat es natürlich wieder vergessen, jetzt liegt das nasse Zeug wieder über Nacht in der Trommel, morgen stinkt es bestimmt schon, aber wenn ich ihn jetzt darum bitte, flippt er aus, dann streiten wir und zuletzt wird er schwören, es gleich morgen früh zu tun, na, das will ich sehen –, wegen Elternabend übermorgen, die Nachbarn fragen, ob die Kinder für zwei Stunden runterkommen können – das mach ich definitiv selbst –, dann muss ich ihn nur noch überzeugen, dass er mitkommt, hat bestimmt wieder keine Lust, aber ich hab auch keine Lust, mir das stundenlange Gelaber immer alleine anzuhören –, apropos: neuen Klebestift für die Schule besorgen – und Wachsmalstifte –, Mülltüten, Olivenöl, Paniermehl, Duschgel sind auch aus – sag ich ihm morgen früh, muss aber mittags noch mal anrufen, sonst weiß er es nicht mehr –, Kuchen backen fürs Sommerfest, am besten wieder was Trockenes, ohne Früchte, Hauptsache schön bunte Deko drauf, dafür noch Eier und Smarties – sag ich ihm, obwohl, dann bin ich wieder die Dumme, die um kurz vor acht wegen der Eier noch mal losrennen muss –, Anoraks müssen dringend gewaschen werden – mach ich, aber besser erst am Wochenende –, die Ostereier könnten mal endlich in den Keller gebracht werden, ist ja nun auch schon eine Weile her – soll er morgen auf dem Weg ins Büro machen, muss ich ihm dann aber beim Rausgehen in die Hand drücken, sonst steht die Kiste in hundert Jahren noch im Wohnzimmer rum –, passen die Sandalen vom letzten Jahr eigentlich noch? Termin beim Zahnarzt wegen Milchzahnschiefstand – mach ich –, Überweisung Schwimmverein – soll er machen, muss ich ihm aber sagen und Betrag und Bankverbindung aufschreiben, ach dann kann ich’s auch gleich selbst machen –, Geschenk Kindergeburtstag Karina kaufen – mach natürlich ich, was schenken wir da bloß?, irgendwas von Lillifee am besten, gab’s doch neulich da hinten im Schreibwarenladen irgendwas Reduziertes.
    Er schiebt die Hand unter der Decke rüber zu

Weitere Kostenlose Bücher