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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Perthes starrte weiterhin auf die kolumbianische Karte.
    »Es ist gut«, sagte der Bankier und gab die Karte an den Arzt zurück. »Kommen Sie morgen zu mir, Doktor. Wir wollen das alles besprechen. Sie haben meinem Horst das Leben gerettet – das ist mit Geld nicht zu bezahlen. Das Leben meines Kindes ist keine Summe. Aber ich stehe bei Ihnen in einer großen Schuld, von der ich einen winzig kleinen Teil abtragen möchte.« Er blickte Peter Perthes groß an. »Ich gebe Ihnen fünfzigtausend Mark für eine Forschungsreise nach Kolumbien!«
    Dr. Perthes schnellte aus seinem Sessel hoch.
    »Herr von Barthey – das kann ich nicht annehmen. Das ist unmöglich. Fünfzigtausend Mark! Unmöglich.«
    »Aber warum denn? Es ist eine Spende aus meinem privaten Vermögen.« Der Bankier stand auf und trat auf Peter Perthes zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter, und es sah aus, als wollte er ihn umarmen. »Sie haben ein Leben gerettet, das mich angeht. Retten Sie nun durch mich das Leben von Tausenden!« Er zog mit der Hand einen scharfen Strich durch die Luft, als Dr. Perthes antworten wollte. »Schluß! Ich möchte dieses Thema für heute beenden. Kommen Sie morgen zu mir mit einem genauen Zeitplan!«
    Er wandte sich ab und schellte dem Mädchen. Eine würzige Ananasbowle wurde hereingebracht, vom Hausherrn eigenhändig angesetzt, wie Frau von Barthey verriet. Während der Bankier plaudernd die Gläser füllte, kümmerte sich die Dame des Hauses um Gebäck und appetitliche Schnitten.
    Dr. Perthes hatte sich zu Angela Bender gewandt, die still in ihrem Sessel saß und auf ihre Hände schaute. Sie lagen in ihrem Schoß und waren seltsam ineinander verkrampft.
    Ihr Gesicht war blaß, blasser noch in der Beleuchtung und durch ihre zurückgekämmten Locken.
    »Ein neues Leben, grollende Kollegin«, sagte Perthes leise. »Sie sollten mich beglückwünschen!«
    Sie schnellte mit dem Kopf herum und blickte ihn jetzt aus ihren großen braunen Augen an.
    »Ich gratuliere keinem Menschen, der in den sicheren Tod rennt!«
    »Sie haben Angst?« Peter Perthes fühlte, wie sein Herz schneller schlug. »Um mich? Es kann Ihnen doch völlig gleichgültig sein, was mit mir in Südamerika geschieht.«
    »Nein!« Ihre Stimme klang schroff. »Sie setzten einen sehr hohen Preis für einen noch nicht erwiesenen, sehr zweifelhaften Erfolg ein.«
    »Das tun alle Forscher! Nur durch Einsatz kommt man zu einem Gewinn! Das Leben ist nun mal kein Klubsessel, in den man sich setzt, um sechzig oder siebzig Jahre lang sein gemütliches Pfeifchen zu rauchen!«
    »Es ist aber auch kein dauerndes Spiel!«
    Wolf und Helene von Barthey boten ihre Köstlichkeiten an, und so brachen sie das Gespräch ab. Sie unterhielten sich nun gemeinsam über Theater, Film und Modefragen, wobei sogar Peter Perthes eine ganz gesunde Kritik vorbrachte.
    Dann, gegen 23.30 Uhr, verabschiedete man sich auf dem Kiesweg von den Gastgebern, und es ergab sich zwangsläufig, daß Dr. Perthes Angela Bender anbot, in seinem Wagen mitzufahren. Sie war die kurze Strecke zu Fuß gekommen.
    Ohne ihn anzublicken, setzte sie sich neben Dr. Perthes in den Wagen und ließ sich in die Lederpolster fallen. Sie winkten noch einmal zurück zu Frau und Herrn von Barthey, die untergefaßt an dem eisernen Tor standen und ihnen nachschauten.
    Dann fuhren sie in die stille Fürst-Pückler-Straße hinein, vorbei an den hohen Bäumen des Stadtrandwaldes. Längere Zeit fuhren sie stumm durch die helle Sommernacht. Peter Perthes drehte das Radio an, schaltete es aber sofort wieder aus, als die Spätnachrichten durchgegeben wurden. Plötzlich hielt er den Wagen an und wandte sich an seine Begleiterin:
    »Nach Cognac und Bowle dürstet es mich nach frischer Luft! Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir noch ein wenig durch den Stadtwald fahren? Die Nacht ist so warm, die Luft ist voller Blütenduft …«
    Sie nickte, und er lenkte den Wagen über die breiten Sandwege, die in den Wald hineinführen. »Ich vermisse frische Luft immer sehr«, sprach er weiter. »Immer im Labor zwischen stinkenden Flüssigkeiten – da lernt man den reinen Atem der Natur schätzen!«
    Sie fuhren langsam auf stillen Wegen, vorbei an einem Weiher, auf dem inmitten einer kleinen Insel ein Schwanenhaus träumte. Die Tische und Stühle des Lokals am Ufer waren zusammengeschoben oder schräggestellt. Es war still und einsam, nur ab und zu bummelte ein verspätetes Liebespaar eng umschlungen durch den Wald und achtete nicht auf den langsam

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