Wir sind verbannt (German Edition)
gesund.«
»Ja«, antwortete Gav. »Wir benutzen die Masken. Und klar, ich nehm gern auch ein paar von den Handschuhen, wenn du welche übrig hast. Danke.« Er sah auf den Fußboden und anschließend wieder zu mir. »Soll ich jetzt lieber gehen?«, fragte er. »Oder, na ja, ich kann auch noch bleiben, wenn du willst.«
Wenn er gegangen wäre, hätte ich zurück ins Wohnzimmer zu Meredith gehen und so tun müssen, als sei alles in Ordnung. Ich war mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde.
»Eigentlich«, sagte ich, »wäre ein wenig Kampftraining gar nicht so schlecht. Ein bisschen Dampf ablassen, verstehst du?«
Und so kam es, dass wir schließlich in unserem Wohnzimmer landeten und eine Kampfkunststunde abhielten. Ich fragte Gav, ob er Meredith auch etwas beibringen könnte, und er sagte »klar«, also stoppten wir den Film und schoben den Polsterhocker beiseite. »Es ist nicht wirklich professionell oder so«, sagte er, schien aber ganz schön viel Ahnung zu haben. Ich glaube, wenn man bestimmte Techniken wirklich mal an anderen Leuten ausprobiert, lernt man ziemlich schnell zu unterscheiden, was funktioniert und was nicht.
Er zeigte mir, wie ich meinen Arm aus einem Klammergriff befreien konnte und was ich tun sollte, wenn mich jemand von hinten packt, außerdem ein paar schnelle Bewegungen, um genügend Schmerzen zu verursachen, damit man Zeit zum Weglaufen gewinnt. Sogar Meredith bekam das meiste davon hin. Einmal stieß sie ihm ein bisschen fester ins Auge als beabsichtigt, so dass er am Schluss zuckend vor Schmerz auf dem Sofa saß und die Hand draufhielt, während ich einen Eiswürfel für ihn in eine Serviette wickelte.
»Ich glaube, diese Bewegung hast du jetzt langsam drauf«, sagte er zu Meredith. »Und sieh mal, wie gut es wirkt!«
Zuerst war Meredith ein wenig schüchtern, aber nachdem sie Gav ins Auge gepikt hatte, glaubte sie anscheinend, sie sei es ihm schuldig, nett zu ihm zu sein. Und als er uns schließlich alles gezeigt hatte, was ihm so einfiel, quasselte sie schon mit ihm, als sei er ihr neuer bester Freund. Von ihren richtigen Freunden hat sie keinen mehr gesehen, seit sie bei uns eingezogen ist, vielleicht noch nicht mal mehr, seit die Schule geschlossen wurde, je nachdem, wie paranoid Onkel Emmett sich benommen hatte. Es muss sie wirklich inzwischen langweilen, immer nur mich und ab und zu Drew als Gesellschaft zu haben.
Ich fragte mich, ob überhaupt noch jemand von ihren Freunden am Leben war. Noch ein schrecklicher Gedanke für meine ohnehin schon lange Liste.
Aber obwohl ich jetzt vielleicht deprimiert klinge, es hat mir gefallen. Einmal habe ich sogar gelacht. Als Gav seine Schuhe wieder anzog, fragte Meredith aus heiterem Himmel: »Wie heißt du denn richtig?«
»Was?«, fragte er erstaunt.
»Gav ist doch kein richtiger Name«, antwortete sie. »Das ist ein Spitzname, oder? So wie meine Mom mich immer Mere genannt hat, und so wie ich manchmal Kae zu Kaelyn sage. Also, wie heißt du wirklich?«
»Ach so«, erwiderte er und sprach weiter, während er seine Schuhe zuband. »Mein richtiger Name ist Gavriel.«
Da fing ich an zu lachen. Er warf mir einen bösen Blick zu, lächelte dann aber gleich, um zu zeigen, dass er es nicht wirklich so meinte.
»Das klingt ja wie der Name eines Ritters von der Tafelrunde«, sagte ich. »Kein Wunder, dass du meinst, jeden retten zu müssen. Du gibst dir Mühe, deinem Namen alle Ehre zu machen.«
»Das wird’s sein«, antwortete er.
Dann erkundigte er sich, wie es bei uns mit Lebensmitteln stünde, und ich versicherte ihm, dass wir gut versorgt wären, weil wir auch noch all das haben, was ich bei Onkel Emmett mitgenommen hatte. Es sieht nicht so aus
Oh Gott, Leo. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hab kurz aufgehört zu schreiben, weil es mich plötzlich gejuckt hat. Aber als ich mich gekratzt habe, ist es nicht weggegangen, und dann war es auf einmal woanders, auf meiner Hüfte, und jetzt juckt es mich am Bauch. Ich hab mir selbst gesagt, dass ich einfach nur trockene Haut habe, und etwas von der teuren Creme draufgetan, die Dad für seine Ekzeme benutzt, aber es hat nicht geholfen. Was wenn
Nein. Das darf ich nicht denken. Ich mache jetzt das Abendessen, das wird mich ablenken, und dann geht das Jucken sicher weg. Ich bin bloß überängstlich wegen all dem, was gerade passiert. Das ist alles.
23. Oktober
Jetzt weiß ich, wie Mom sich gefühlt haben muss. Sie hat es gespürt. Sie sah zwar gesund aus, aber es kroch ihr
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