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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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»Unsere Bemühungen haben bisher zu nichts Erfolgversprechendem geführt«, antwortete er. »Aber wir versuchen es natürlich weiter.«
    »Ich wollte dich etwas fragen«, sagte ich. »Ich habe vorgestern mal einen Blick auf den Hafen geworfen – er ist völlig verlassen. Und die Boote …«
    So wie Dad die Lippen zusammenpresste, wusste er offensichtlich schon Bescheid.
    »Ich weiß, dass du gerne hier ins Krankenhaus kommen möchtest, um zu helfen, und das ist sicher auch gut für dich«, erwiderte er. »Aber es wäre mir lieber, wenn du sonst nirgends alleine hingehst, auch nicht, wenn du das Auto nimmst, ja? Das ist sicherer.«
    »Ja«, antwortete ich. Das war allerdings kein Versprechen, denn das würde ich ihm nicht geben. Schließlich kann ich Tessa und Meredith nicht überallhin mitschleppen.
    »Was ist denn mit den Booten passiert?«, wollte ich wissen.
    »Die Soldaten«, erwiderte er, während er den Wasserkessel über den Nudeln auskippte, so dass Dampf zwischen uns aufstieg, »die im Hafen stationiert waren. Soviel wir wissen, hatten sie solche Angst, sich mit dem Virus anzustecken, dass sie ihre Befehle verweigert und die Insel verlassen haben. Aber vorher wollten sie noch sichergehen, dass ihnen niemand folgen konnte.«
    Ich schluckte. »Und da haben sie einfach die ganzen Boote kurz und klein geschlagen«, sagte ich.
    »Nicht alle«, antwortete Dad. »Du weißt doch, dass es auch ein paar Leute gibt, die kleinere Boote vor ihren Grundstücken liegen haben. Wenn wir ein paar davon über die Meerenge schicken wollten, könnten wir das tun. Aber ich denke, der Empfang, den uns die Patrouillenboote bereiten würden, wäre es nicht wert. Ich gehe davon aus, dass die Soldaten alle den Befehl haben, auf jeden zu schießen, der von der Insel kommt.«
    Was haben sie wohl mit Drew gemacht, falls sie ihn erwischt haben? Mir schoss die Vorstellung durch den Kopf, wie seine Leiche irgendwo an die Küste gespült wird, und ich zuckte zusammen. Dad legte den Arm um mich, und ich lehnte mich mit dem Kopf an seine Schulter.
    »Es kann nur besser werden, stimmt’s?«, sagte ich. »So kann es doch nicht ewig weitergehen.«
    »Nichts dauert ewig«, erwiderte Dad, aber seine Worte trösteten mich nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte.
    Obwohl es natürlich stimmt. Die Epidemie muss irgendwann vorübergehen. Daran sollte ich denken – an den Tag in der Zukunft, an dem das Virus verschwunden sein wird, und an dem alles, was wir durchgemacht haben, nur noch eine Erzählung über ein schreckliches Ereignis aus lang vergangener Zeit sein wird.

20. November
    Heute hat Gav das Mittagessen für uns gemacht. Er ist ein richtig guter Koch. Wer hätte das gedacht?
    Wir hatten es nicht geplant, aber kurz nachdem wir die morgendliche Versorgungsrunde beendet und uns von Warren verabschiedet hatten, der dabei hilft, die verwaisten Kinder in der Kirche unterzubringen, sagte Gav: »Das hört sich jetzt wahrscheinlich schlimm an, aber ich habe jedes Mal Hunger, wenn wir fertig sind.«
    »Dann iss doch mit uns zu Mittag«, schlug ich vor.
    »Wirklich?«, fragte er. Meine Wangen wurden langsam heiß. Ich hoffte, er würde es nicht bemerken, und verpasste ihm einen Stups an die Schulter.
    »Es sei denn, es ist dir nicht gut genug, was unsere Speisekammer so hergibt«, scherzte ich.
    »Das müsste ich mal überprüfen«, erwiderte er und zog eine Augenbraue hoch.
    Kaum betraten wir die Küche, steuerte er auf die Schränke zu. Fünf Sekunden später brachte er diverse Konservendosen zum Vorschein und stöberte das Gewürzregal durch, während Tessa und ich ihn nur erstaunt anstarrten. »Ihr habt doch nichts dagegen?«, fragte er.
    »Tu dir keinen Zwang an«, erwiderte Tessa und schien sich zu amüsieren. Unsere Vorstellung von raffinierter Küche hatte bisher darin bestanden, eine Handvoll gefrorene Erbsen in ein bisschen Fertigreis zu kippen, deshalb stand es uns auch nicht wirklich zu, uns irgendwie zu beschweren.
    Verglichen mit dem, was wir sonst so verspeisen, war der Auflauf, den Gav zauberte, ein absolutes Gedicht, auch wenn er behauptete, es wäre besser gewesen, Parmesankäse und frischen Lachs statt Dosenfisch zu verwenden. Es war das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass ich es wieder genoss, etwas zu essen. Ich ließ jeden Bissen vor dem Herunterschlucken genüsslich auf der Zunge zergehen, und ignorierte meinen knurrenden Magen, denn das Abendessen würde wieder deutlich einfacher ausfallen.
    Die Stimmung wäre

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