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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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länger, aber viel dicker, und es ist viel schwieriger, das Shampoo darin zu verteilen und wieder auszuwaschen. Deshalb kümmert sie sich immer um den Vorderkopf, während ich mich gleichzeitig mit den Haaren im Nacken beschäftige. Das beschleunigt den ganzen Prozess.
    Als sie sich nach dem letzten Ausspülen aufrichtete, fragte sie plötzlich: »Kaelyn, wie war das eigentlich, als du krank warst?«
    »Am Anfang war es wie ein schlimmer Schnupfen«, erklärte ich ihr. »Und als hätte man gleichzeitig einen Haufen Mückenstiche. Was danach war, weiß ich nicht mehr so genau. Das Virus verhindert, dass man noch richtig denken kann.«
    Sie saß regungslos da, während ich ihr mit dem Handtuch den Kopf rubbelte.
    »Hattest du Angst?«, fragte sie leise.
    Ich scheute mich davor, ihr zu antworten, doch was sollte es bringen, ihr etwas vorzulügen? »Ja«, sagte ich. »Ich wusste ja nicht, was passieren würde.«
    Plötzlich war mir am ganzen Körper kalt. Ich fragte mich, warum sie das wissen wollte.
    »Fühlst du dich gut?«, fragte ich.
    »Ich glaub schon«, antwortete sie. »Manchmal juckt es mich ein bisschen, aber dann geht es wieder weg. Bedeutet das jetzt, dass ich krank werde?«
    Ich war so erleichtert, dass ich sie umarmte, bis die Feuchtigkeit des Handtuchs durch mein Schlafanzugoberteil drang. »Auf keinen Fall«, erwiderte ich. »Ein bisschen Jucken, das wieder weggeht, ist ganz normal. Du brauchst keine Angst zu haben, Mere. Ich lasse nicht zu, dass dieses Virus irgendwo in deine Nähe kommt.«
    Sie nickte, doch sie hatte immer noch Furcht im Blick.
    Ich tue wirklich alles, was ich kann, um sie zu schützen, aber ich habe ständig das Gefühl, als sei das nicht genug. Manchmal frage ich mich, wie viel sie wohl noch aushält. Wann der Punkt erreicht sein wird, an dem sie so viel durchgemacht hat, dass sie, auch wenn die Epidemie vorbei ist, nie wieder sie selbst sein kann.
    Ich bete dafür, dass wir das niemals in Erfahrung bringen müssen.

23. November
    Als ich heute Morgen aufgewacht bin, roch es nach Qualm.
    Anfangs, in diesem benebelten Zustand des Halbschlafs, kam es mir gar nicht komisch vor. Manchmal verbrennen die Leute im Herbst Laub. Es gibt sogar Familien, die ab und zu ein richtiges Lagerfeuer aus Laub in ihrem Garten machen und ihre Kinder Marshmallows darin rösten lassen. Doch nach und nach realisierte ich, dass es nach verbranntem Holz roch, nicht nach trockenen Blättern, und wer sollte auch morgens um sechs Marshmallows rösten, wenn gerade ein Killervirus unterwegs war?
    Mein Mund wurde ganz trocken, und ich beeilte mich, aus dem Bett zu kommen. Die Frettchen drückten mit krummen Rücken die Nasen an die Gitterstäbe ihres Käfigs. Als ich in den Flur ging, nahm der Brandgeruch zu.
    Von der Haustür aus konnte ich über den südlich von uns gelegenen Dächern Rauch aufsteigen sehen, noch dunkler als der wolkenverhangene Himmel. Der penetrante Geruch drang mir bis in den Mund. Ich ging wieder zurück ins Haus und weckte Tessa, damit sie auf sich und Meredith aufpasste. Anschließend fuhr ich zum Krankenhaus, in der Hoffnung, dort würde irgendwer wissen, was los war. Überall war Rauch, ich hätte nicht gedacht, dass ein Feuer sich so weit ausbreiten könnte. Vor allem hätte ich gar nicht erst damit gerechnet, dass überhaupt eines ausbricht.
    Ich war schon fast da, als die Sirene losging, welche die Freiwilligen zum Feuerwehrstützpunkt ruft. Mir entfuhr ein kleiner, erstickter Lacher, noch bevor ich ihn unterdrücken konnte. Denn mal ganz ehrlich, wer soll denn darauf überhaupt noch reagieren?
    Im Krankenhaus war Dad gerade dabei, am Empfangstresen zu telefonieren. In einer Ecke auf der anderen Seite der Eingangshalle nahm eine Schwester ein paar Leuten Blut ab. Ich setzte mich auf einen der Stühle und versuchte mich zu beruhigen, doch meine Fingernägel wollten einfach nicht aufhören, sich in meine Handflächen zu bohren.
    Als Dad aufgelegt hatte, kam er zu mir herüber. Er fragte nicht einmal, wieso ich gekommen war.
    »Bisher weiß niemand genau, was passiert ist«, sagte er. »Ein paar von uns sind los, um sich mal umzusehen.«
    »Glaubst du, das Feuer ist absichtlich gelegt worden?«, fragte ich und überlegte, ob es vielleicht irgendjemand von den Kranken in seinem Wahn gewesen war.
    »Kann man noch nicht sagen«, erwiderte Dad. Er legte den Arm um meine Schulter und drückte mich einmal ganz fest, doch dann musste er schon wieder zurück an die Arbeit.
    Ich dachte, wenn ich

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