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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Krankenhaus hat auf jeden Fall keine Probleme – es verfügt ja auch über den größten Generator auf der ganzen Insel. Und einige der anderen Häuser haben ebenfalls ihre eigenen Generatoren, also werden die Leute schon irgendwie zurechtkommen. Dad hat gesagt, es gäbe auch noch ein paar leerstehende Gebäude, so wie das in der Nähe des Krankenhauses – für alle, die noch ein Dach über dem Kopf brauchen. Und die Kirche hat auch einen Generator, so dass es den Kindern ebenfalls gutgehen müsste.
    Meredith und ich teilen uns ihr altes Zimmer. Es ist ein bisschen eng, aber ich habe das Fernglas mitgebracht und angefangen, von ihrem Fenster aus das Festland zu beobachten, wann immer ich einen Moment Zeit habe. Obwohl ich bis jetzt nichts weiter als ein paar entfernte Lichter durch den Nebel über der Meerenge erkennen konnte. Ich dachte, weil wir nun die Gastgeber sind, sollten wir Tessa das große Schlafzimmer anbieten.
    Keine Ahnung, was in ihr vorgeht – aber ich hatte ja schon immer Probleme damit, das zu erkennen. Bevor wir ihr Haus verlassen haben, ist sie raus in den Garten hinter dem Haus und kam mit leeren Händen wieder zurück. Ich glaube, es gab nicht mehr viel, was sie hätte retten können. Ihre Bewegungen und die Art, wie sie spricht, sind jetzt irgendwie steif, das war mir vorher nie an ihr aufgefallen. Als wäre sie zerbrochen und die einzelnen Teile wären nicht wieder richtig zusammengesetzt worden.
    Also habe vorerst ich das Kochen übernommen und überlasse es ihr zu entscheiden, wann ihr danach ist, mit mir zu reden. Kleine Gesten. Wenn mir irgendwas Besseres einfiele, würde ich es tun.
    Gestern habe ich den ganzen Tag lang nichts von Gav gehört. Als ich heute Morgen das Frühstücksgeschirr abräumte, klopfte es dann leise an der Tür. Als ich aufmachte, stand er mit leicht hochgezogenen Schultern und zerzausten Haaren auf der Vordertreppe und wirkte genauso wachsam wie an dem Tag, als er das erste Mal zu uns nach Hause gekommen war. Einen Moment lang kam es mir vor, als wäre nichts von dem, was danach passiert ist, wirklich real.
    »Hallo«, begrüßte er mich, und ich sagte auch »Hallo«, und dann streckte ich ihm automatisch die Arme entgegen. Er nahm meine Hände und trat ins Haus. Dabei sah er mir ununterbrochen in die Augen, so als suche er etwas darin. Kurz darauf beugte er sich vor, um mich zu küssen. Da war ich mir plötzlich ziemlich sicher, dass doch alles real gewesen war.
    Ich drückte mich an ihn, und er wich ein wenig zurück. »Tut mir leid, dass ich nicht schon früher gekommen bin«, sagte er. »Ich bin gestern Nachmittag bei Tessa vorbei, aber da wart ihr nicht mehr. Ich wusste nicht genau, wo ich suchen sollte.«
    »Schon gut«, antwortete ich. Es schien mir unnötig, unser seltsames Telefongespräch vom Abend des Stromausfalls noch einmal zu erwähnen. »Ich hätte dich ja spätestens heute im Krankenhaus getroffen, wenn du uns vorher nicht gefunden hättest. Wie geht’s Warren?«
    Gav zuckte mit den Schultern, bekam aber plötzlich einen angespannten Gesichtsausdruck. »So gut sie es eben hinkriegen«, antwortete er. »Sie geben ihm ein bisschen Aspirin gegen das Fieber und Tee und Pfefferminzbonbons für den Hals, aber das ist vermutlich auch schon alles, was sie noch für ihn tun können.«
    »Es ist nicht ihre Schuld«, sagte ich. Ich glaube, Dad würde bei Schneesturm durch die Meerenge schwimmen, wenn er auf der anderen Seite die Medikamente kriegen könnte, die wir brauchen.
    »Ich weiß«, antwortete Gav. »Und von den ganzen speziellen Medikamenten hat ja auch sowieso keins geholfen. Vielleicht waren die Pfefferminzbonbons ja schon die ganze Zeit über das wahre Heilmittel.« Er versuchte zu lächeln, aber seine Lippen bebten.
    »Ich glaube, es ist wirklich schwer für ihn«, fügte er hinzu. »Sein Vater hat vor einiger Zeit seine kleine Schwester zu den Großeltern in Dartmouth gebracht und es nicht mehr vor der Quarantäne zurückgeschafft. Und seine Mom hat Angst, ins Krankenhaus zu kommen. Er muss hauptsächlich mit meiner Gesellschaft vorliebnehmen.«
    »Meinst du, er würde sich freuen, wenn ich noch mal vorbeikäme?«, fragte ich. »Ich besuche ihn gerne öfter – ich war mir bloß nicht sicher, wie er das wohl findet, weil er mich ja nicht so gut kennt.«
    »Er würde sich bestimmt riesig freuen«, erwiderte Gav und lächelte nun richtig. »Ich wollte sowieso rüberfahren, nachdem ich bei dir gewesen bin – warum kommst du nicht einfach

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