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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Dunkelheit zum Telefon tasten müssen. Meredith lag immer noch zusammengerollt auf dem Sofa und schnappte zitternd nach Luft. Ich hockte mich an die Wand und schloss die Augen. »Ja«, antwortete ich. »Tessa sucht gerade die Kerzen, die ihre Eltern für den Notfall irgendwo deponiert haben. Es ist ein bisschen unheimlich, aber wir werden’s schon überleben.«
    »Ich komm zu euch rüber«, sagte er. »Ich muss mich nur noch schnell von Warren verabschieden.«
    Ich wollte ihn sehen. Ich wollte es so sehr, dass ich schon Bauchschmerzen bekam, weil er noch nicht da war. Ich hatte ein wenig Zeit zusammen mit ihm und Warren im Krankenhaus verbracht, aber ich fühle mich immer ein bisschen unwohl dabei, mich in ihre Freundschaft zu drängen. Deshalb hatte ich ihn in den letzten Tagen auch kaum gesehen. Doch als ich den Mund öffnete, um zu antworten, fing plötzlich das Fenster neben mir an, im Sturm zu klappern, und ich hatte auf einmal die langen glatten Straßen vor Augen, die in der pechschwarzen Nacht zwischen ihm und mir lagen. Und das Bild des zersplitterten Glases vom Gewächshaus, das langsam in die Vorstellung der zertrümmerten Windschutzscheibe seines Fords überging, und bevor ich überhaupt wusste, dass ich es gleich tun würde, hörte ich mich sagen: »Nein. Bleib da.«
    »Die brauchen mich hier nicht«, entgegnete Gav. »In einer halben Stunde herrscht hier sowieso Nachtruhe für die Patienten. Ich muss bloß …«
    »Gav«, fiel ich ihm ins Wort und versuchte bestimmt zu klingen, obwohl der Schmerz in meinem Bauch zu einem schweren Klumpen geworden war. »Ich will nicht, dass du kommst. Wir schaffen das schon.«
    Einen Moment Schweigen, anschließend ein laut hörbares Luftholen, dann sagte er: »Okay. Einverstanden. Gut.« So, als wäre es keineswegs gut. »Dann sehen wir uns eben später.« Und plötzlich sagte ich »Tschüs dann«, obwohl ich es ihm eigentlich noch hatte erklären wollen.
    »Kaelyn?!«, rief Meredith, als das Tuten in mein Ohr dröhnte. Und als ich es wieder zurück zu ihr aufs Sofa geschafft hatte, kam auch Tessa schon mit den Kerzen herein, und wir gingen alle in unsere Zimmer.
    Vor ein paar Minuten ist Meredith endlich eingeschlafen. Die Frettchen drängen sich auf der oberen Etage ihres Käfigs zusammen und wippen mit den Köpfen, während sie dem Flackern der Kerzenflamme zuschauen. Es wäre wahrscheinlich besser, keine Kerze zu verschwenden, um hier hineinzuschreiben. In der Schachtel, die Tessa gefunden hat, waren nur noch ein paar drin.
    Abgesehen davon erscheint es mir zurzeit irgendwie passend, hilflos im Dunkeln zu treiben.

3. Dezember
    Jetzt bin ich also wieder hier in Onkel Emmetts Wohnzimmer, wo wir vor ungefähr einer Million Jahren gesessen haben, während Dad von dem Virus erzählte, das einen Menschen getötet hatte und eventuell gefährlich sein könnte. Es ist seltsam, wieder hier zu sein.
    Heute Nachmittag hab ich ein Nickerchen auf der Couch gemacht, und als ich wieder aufwachte, hörte ich jemanden in der Küche hantieren. Einen Moment lang dachte ich, es sei Mom.
    »Du brauchst dir nicht eine solche Mühe zu machen, Grace«, sagte Onkel Emmett immer, und Mom antwortete normalerweise: »Ich will sichergehen, dass du wenigstens ab und zu mal eine ordentliche Mahlzeit bekommst«, woraufhin er noch irgendetwas vor sich hin brummelte und sich dann in den Sessel fallen ließ, um fernzusehen. Es hat mich immer ganz verrückt gemacht, wenn er sich darüber beschwerte, dass sie ihm das Abendessen kochte, aber ihr nie Hilfe anbot.
    Ich würde meinen rechten Arm dafür geben, wenn ich die beiden jetzt hierhätte und sie sich gegenseitig anmeckern würden.
    Gestern Morgen sind wir eingezogen – Meredith, Tessa, die Frettchen und ich –, weil die Stromversorgung anscheinend dauerhaft ihren Geist aufgegeben hat und Onkel Emmetts Haus im Gegensatz zu Tessas und unserem einen Generator besitzt. Dad hat mir geholfen, die Haustür wieder in Ordnung zu bringen, und mit Tessas und unserem Wagen haben wir es geschafft, alles Wichtige mit einer Fahrt hierherzubringen. Die Gang hat den Computer und den Fernseher mitgehen lassen, aber die zu nutzen wäre sowieso ein gefährlicher Luxus gewesen, denn wir wollen auf keinen Fall riskieren, den Generator zu überlasten. Wir haben den Herd, um Wasser abzukochen und Mahlzeiten zuzubereiten, und wir haben Licht, wenn wir welches benötigen. Mehr brauchen wir nicht.
    Ich weiß nicht genau, wie die anderen in der Stadt es machen. Das

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