Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben
Es kann einem das befriedigende Gefühl vermitteln: Ich kann das; ich schaffe das! Selbstwirksamkeit wird diese Erfahrung von Psychologen genannt. Vielleicht erlebt man sogar Flow. Darunter versteht man einen Zustand umfassender Konzentration, ein vollkommenes Eintauchen in eine Tätigkeit, so dass man sich ganz in ihr verliert. Flow stellt sich typischerweise ein, wenn man ein konkretes Ziel vor Augen hat, wenn man herausgefordert, aber nicht überfordert wird und wenn man ein klares Feedback zu der eigenen Leistung erhält. Beim Skifahren, Motorradfahren, Musizieren und Computerspielen kann man besonders gut in einen »Fließzustand« geraten, wie psychologische Studien zeigen.
Symbole: Gegenstände mit tieferer Bedeutung
Manche Gegenstände sind für Menschen bedeutsam, weil sie für etwas anderes, Tieferes stehen. Gerade Lieblingsdinge sind oft mit einer solchen symbolischen Bedeutung verbunden. Diese offenbart sich nicht unbedingt ohne Weiteres, sondern bedarf einer Interpretation. Manche Deutungen werden von der Kultur oder der Gruppe, zu der man gehört, vorgegeben wie etwa beim Ehering oder verschiedenfarbigen Judogürteln, andere sind nur dem Besitzer selbst bekannt. Folgende Aspekte sind für den Symbolwert von Gegenständen besonders relevant:
◆ Selbstausdruck:Ein Objekt kann eine bestimmte Eigenschaft symbolisieren, mit der man sich identifiziert. Habermas nennt diese Kategorie Identitätsobjekte. Beispiel: Eine Kunststudentin drückt mit ihrem kunterbunten Mantel die eigene Nonkonformität aus. Solche Dinge helfen dabei, sich selbst besser zu verstehen, sie erlauben aber auch, anderen etwas über sich mitzuteilen – und das sogar auf Distanz. Man muss sich nicht mit der Studentin unterhalten; ein Blick auf ihre Kleidung genügt, um ihre Flippigkeit zu erkennen. In bestimmten Situationen greifen Menschen besonders gerne auf solche materiellen Botschaften zurück: in unvertrautem Terrain, wenn man eine neue Aufgabe oder Rolle übernimmt und wenn man erwartet, von anderen beobachtet zu werden wie in der Oper oder beim Flanieren in der Stadt. Typische Identitätsobjekte sind Sachen, die man am Körper trägt, also Kleidung und Schuhe, Schmuck, Brillen und Hüte. Auch Buttons und Abzeichen mit expliziter Botschaft gehören dazu ebenso wie »persönliche« Fortbewegungsmittel, also Auto, Motorrad, Fahrrad oder Skateboard. Möbel und andere Einrichtungsgegenstände können ebenfalls ein Spiegel der Identität sein.
◆ Status: Jede Kultur kennt Dinge, die hoch angesehen sind und bei anderen Respekt oder gar Neid hervorrufen. Das kann ein Luxusauto, ein traditionsreicher Speer oder ein seltener Edelstein sein. Meist handelt es sich um seltene, teure oder alte Dinge. Ein Gegenstand kann auch deshalb als Statussymbol gelten, weil er bei einer (wie auch immer gearteten) Elite beliebt ist. Die eigentlich plumpen Stiefel von UGS beispielsweise stiegen zum angesagten Modeaccessoire auf, nachdem einige Hollywood-Schauspielerinnen darin gesehen worden waren. Der Besitz von Statussymbolen stellt eine besondere Art des Selbstausdruckes dar. Man signalisiert anderen: »Ich bin euch überlegen.« Das Problem: Tragen alle dieselben Stiefel, verlieren sie ihre Kraft, den Besitzer von der Masse abzuheben. In der Tat argumentieren manche Soziologen, die Bedeutung traditioneller Statussymbole habe in den letzten Jahrzehnten abgenommen, weil immer breitere Bevölkerungsschichten Zugang zu materiellen Gütern haben. Dies zeigt sich wohl besonders in der schnelllebigen Technologiewelt: Das neueste iPhone mag heute noch ein Statussymbol sein; in ein paar Monaten wird es mit Sicherheit von einem neuen Modell abgelöst werden.
◆ Vergangener oder zukünftiger Erfolg: Ein Gegenstand kann an einen Sieg in Beruf oder Privatleben erinnern (das Universitätsdiplom an der Wand, der Pokal im Schrank) oder zu einer herausragenden Leistung in der Zukunft ermuntern (ein teurer Schläger, den sich ein Tennisanfänger gönnt). Diese Art von Dingen wird besonders von Menschen geschätzt, die an geringem Selbstbewusstsein leiden oder bei denen das momentane Selbstbild (noch) nicht mit dem Selbstideal Schritt halten kann, wie die Arbeiten des amerikanisch-deutschen Forscherteams Robert Wicklund und Peter Gollwitzer belegen. In einer Versuchsreihe zeigten die Psychologen, dass leistungsschwache Wirtschaftsstudenten mehr Managerattribute (Aktentasche, Anzug, teure Uhr) zur Schau stellten als Kommilitonen mit besseren Berufsaussichten und
Weitere Kostenlose Bücher