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Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Titel: Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Schaefer
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einladend, heiter, gemütlich und gestylt wie im Lebensraum einer Frau. Frauen stellen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit Fotos von lieben Menschen auf. In Männerzimmern findet man weniger Bücher, dafür aber mehr CD s und ausladende Hi-Fi-Anlagen als in Frauenzimmern. Und wo in weiblichen Räumen Stofftiere, Kerzen und Blumen zu finden sind, stauben in Zimmern von Männern Sportgeräte und Rechnungsstapel ein.
    Das bringt mich zum Thema Partnerschaftskonflikte zurück. Angesichts dieser Unterschiede wundert es nicht, dass Paare über die Einrichtung und die Ordnung zu Hause streiten. In einem Artikel der New York Times berichteten Innenarchitekten kürzlich darüber, wie schwierig es sei, Eheleute zu beraten. Jeder Designer hätte es schon erlebt, hieß es dort, dass sich Partner über die Gestaltung ihres Heims regelrecht zerfleischten. Männer und Frauen stritten so häufig und heftig, meinte eine Architektin, dass man gleich eine Eheberatung als Service in den Vertrag mit aufnehmen könnte. Welche Farbe ein Raum haben, ob er eher nach Landhausstil oder asiatisch aussehen soll, selbst die Frage nach dem Design der Wassergläser könne zum Minenfeld werden.
    Das mag etwas pointiert dargestellt sein: Nach meiner Erfahrung gibt es auch viele Paare, die sich in Einrichtungsfragen einig sind, insbesondere unter jenen, die schon lange zusammen sind. Dennoch stellt sich die Frage: Gibt es eine Möglichkeit, »Wohnkonflikte« zu entschärfen? Es hilft wohl, wenn man sich selbst und die eigene Einstellung gegenüber Dingen gut kennt: Zieht man ein Schlafzimmer vor, das warm oder kühl, offen oder geschützt, gemütlich oder klar strukturiert ist? Liebt man Zimmerpflanzen, weil sie einen an die Wohnung der Großmutter erinnern? Auf welche Möbelstücke, die einen seit Jahrzehnten begleiten, kann man auf gar keinen Fall verzichten? Solche oft tief verankerten Präferenzen sind vielen gar nicht bewusst. »Ich habe gelernt, dass sich Menschen gerne selbst belügen und auch nicht wirklich wissen, wie andere sind. Sie haben einfach unglaubliche blinde Flecken«, meint Christopher Travis, ein texanischer Bauunternehmer, Designer und Experte für »empfindsame« Architektur (www.truehome.net). Selbst langjährige Paare würden manchmal den Blick für die Vorlieben und Abneigungen des Partners verlieren. Er selbst legt Kunden eine lange Liste von Fragen vor, um Persönlichkeitsmerkmale und Lebenserfahrungen, die für die Inneneinrichtung relevant sein könnten, aufzudecken. Und er konfrontiert sie mit der Frage: »An welchen Orten im Haus finden Sie den Partner besonders irritierend?« Diesen Problembereichen wendet er sich dann besonders intensiv zu. (»Es ist einfacher«, so Travis, »Häuser umzugestalten als Menschen.«) Oft bestehe die Lösung einfach darin, jedem Partner einen Platz zuzuordnen, der ihm ganz alleine gehört und den er einrichten kann, wie er mag.

KAPITEL 5
    Das Seniorenalter: Man kann nichts mit ins Grab nehmen
    D ie Clarkes sind ein bezauberndes Rentnerpaar, das in London lebt. Ihr Heim ist ein Beispiel für die fast magische Art und Weise, in der manche Menschen ihrer Seele durch Besitztümer Ausdruck verleihen. In jedem einzelnen Gegenstand in ihrer vollgestopften Wohnung scheint Erinnerung und Liebe zu stecken. Wer sich in diesem Heim aufhält, kann gar nicht anders, als den inneren Reichtum, die Wärme der Bewohner zu spüren.
    Ich habe die Clarkes nicht selbst kennengelernt – obwohl ich es gerne hätte. Die Eheleute sind Teilnehmer einer höchst ungewöhnlichen Studie, die der britische Anthropologe Daniel Miller in den Jahren 2004 und 2005 durchführte. Über 17 Monate hinweg besuchte er zusammen mit einer Mitarbeiterin hundert Haushalte in der Stuart Street, einer ganz normalen Straße im Süden Londons, und sprach mit den Bewohnern über ihre Sachen. Fünfzehn dieser Besuche wurden später in dem Buch Der Trost der Dinge dokumentiert. Darin finden sich keine nüchternen Zahlen und Statistiken, sondern sorgfältig ausformulierte Psychogramme, in denen Miller Besitzer und ihre Besitztümer lebendig werden lässt.
    Eine der faszinierendsten Passagen ist das mit »Fülle« überschriebene Kapitel über die Clarkes. Das Paar sei einer der Gründe dafür gewesen, betont der Wissenschaftler, warum er unbedingt diese Porträts habe schreiben wollen. Er schwärmt von der Kunstfertigkeit, mit der die beiden ihre Sachen nutzten, um das auszuüben, was er das »Handwerk der Liebe, Sorge und Zuwendung«

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